Das Bier schmeckt – und die Bieraktien?

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Neben AB Inbev, dem weltweit größten Brauereikonglomerat, haben auch Heineken und Carlsberg die Quartalszahlen für Q3 gemeldet. Damit haben drei der vier weltweit größten Bierbrauereien ihre Zahlen gemeldet. Doch auch auf dem Biermarkt macht sich die Inflation bemerkbar und trübt (teilweise) die Aussichten.

Heineken verfehlt die Ziele

Der Aktienkurs fällt nach der Veröffentlichung der Q3-Zahlen.

Die Bierbrauerei Heineken (WKN: A0CA0G / ISIN: NL0000009165) hat vor kurzem seine Ergebnisse für das dritte Quartal 2022 veröffentlicht und die gesteckten Ziele verfehlt.

Der Bierabsatz stieg nur um 8,9 Prozent, während die Analysten im Durchschnitt 12,0 Prozent erwartet hatten. Infolgedessen blieb der Nettogewinn bei 7,8 Milliarden Euro, verglichen mit den Erwartungen von 7,9 Milliarden Euro.

 

Einziger Lichtblick bei den gemeldeten Ergebnissen war der Absatzmarkt in Asien. Dort war das Wachstum mit 89,6 Prozent sogar höher als erwartet gewesen. Im dritten Quartal 2022 waren die meisten asiatischen Länder immer noch mit schweren Schließungen konfrontiert. Enttäuschend sind dagegen das Wachstum in Amerika und vor allem in Europa. Mit 3,4 Prozent und 1,4 Prozent lagen diese deutlich unter den erwarteten 6,3 Prozent und 6,0 Prozent.

Der Durst der Welt nach Bier nehme angesichts der nachlassenden Konjunktur ab. Wir sehen immer mehr Gründe zur Vorsicht in Bezug auf die makroökonomischen Aussichten, darunter auch einige Anzeichen für eine Abschwächung der Verbrauchernachfrage, sagt Chairman und CEO Dolf van den Brink.

Um fast 20 Prozent stieg der Gesamtumsatz auf 9,42 Milliarden Euro. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verkaufte das Unternehmen 9 Prozent mehr Bier zu einem Durchschnittspreis von 11,1 Prozent. Daran zeigt sich gleichzeitig, wie konsequent Heineken seine Preiserhöhungen an die Kunden weitergeben konnte.

Die bevorstehende Rezession belastet Heineken-Ausblick

Der Grund für das geringere Wachstum liegt auf der Hand. Die Verbraucher hätten aufgrund der anhaltenden Inflation, die vor allem durch höhere Rohstoffpreise verursacht wird, weniger zum Ausgeben. Dieser Effekt sei in Europa besonders deutlich zu spüren. Leider sind die Aussichten für 2023 nicht gerade erbaulich, sagt  Jean-Paul van Oudheusden, Marktanalyst bei eToro.

Zu einer Rezession passe auch, dass die Verbraucher weniger außer Haus (in Kneipen, Restaurants und Hotels) und mehr Alkohol für zu Hause (in Supermärkten, Geschäften und online) kaufen.

Für eine Brauerei wie Heineken hat dies direkte Auswirkungen auf die Gewinne. Die Gewinnspannen im “On-Trade”-Sektor sind viel höher als im “Off-Trade”-Sektor. Außerdem stelle sich die Frage, ob die höheren Kosten im Jahr 2023 in gleichem Maße weitergegeben werden können wie im Jahr 2022.

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Premium-Marken weiterhin gut im Geschäft

Heineken hat im Laufe der Jahre ein gutes Produktportfolio an Premium-Marken aufgebaut. Diese sind nach wie vor vergleichsweise stark gefragt, was sich wiederum positiv auf die Betriebsmarge auswirkt.

Nicht nur Heineken, sondern auch Moretti (Heimatbasis Italien), Tiger (Heimatbasis Vietnam), Amstel und Edelweiss (Alpenländer) finden in immer mehr Ländern Anklang. Aus diesem Grund sollte Heineken längerfristig gut für weiteres Wachstum positioniert, auch im Vergleich zu Wettbewerbern wie Carlsberg und AB Inbev.

Heineken-Aktie: 200-Tage-Linie im Fokus

Nachdem die Heineken-Aktie im März 2020 auf 69 Euro zurückgeschlagen wurde, startete eine Aufhol-Rallye. Dabei ging es bis zum Januar dieses Jahres auf ein Zwischenhoch bei 104,35 Euro nach oben, woraufhin die Aktie in den Konsolidierungs-Modus wechselte und bis Ende Oktober auf 79 Euro zurücksetzte. Seitdem konnte der Kurs zeitweise wieder auf 83 Euro zulegen.

Setzt sich die jüngste Kurserholung fort, könnte schon bald wieder die bei 90,50 Euro verlaufende 200-Tage-Linie in den Fokus rücken. Gelingt die Rückeroberung, würde das den Wechsel in den übergeordneten Aufwärtstrend bedeuten.

Die nächsten Kursziele sind dann das Januar-2020-Top (104,35 Euro) und das auf selber Höhe liegende Allzeithoch vom Februar 2020 bei 104,70 Euro. Auch wenn die Heineken-Aktie in den vergangenen Jahren ein volatiler Seitwärtsläufer war, konnten Langfristanleger zumindest eine moderate Kursrendite einfahren. Auf Zehnjahressicht legte der Kurs im Schnitt um 5,8 Prozent jährlich zu.

Carlsberg mit starkem organischen Wachstum

Der Aktienkurs fällt trotz der positiven Q3-Zahlen.

Auch Carlsberg (WKN: 861061 / ISIN: DK0010181759)  hat vor kurzem die Ergebnisse für das dritte Quartal veröffentlicht. Carlsberg erzielte ein starkes organisches Umsatzwachstum von 11,6 Prozent, als Ergebnis eines Volumenwachstum von 3,6 Prozent und einem Umsatz/hl-Wachstum von 8 Prozent. Asien war ein Haupttreiber für das starke Umsatzwachstum. Der ausgewiesene Umsatz stieg um 13,9 Prozent auf 20,2 Mrd. DKK.

Die meisten internationalen Premiummarken erzielten im Quartal ein starkes Wachstum. Beispielsweise wuchs Carlsberg um 12 Prozent als Ergebnis eines starken Wachstums in mehreren asiatischen Märkten, Schweden, Deutschland und einigen Export- und Lizenz Märkten. Tuborg wuchs um 6 Prozent, angetrieben durch starkes Wachstum in Asien und den mittel- und osteuropäischen Märkten, einschließlich Serbien, Italien und Bulgarien.

 

 

Wir sind mit unserer Leistung im dritten Quartal zufrieden. Das starke Volumenwachstum in Asien und vielen europäischen Märkten führte zusammen mit einer starken Preis-/Mixentwicklung zu einem Umsatzwachstum von 11,6 Prozent. Unsere Ergebnisverbesserung und die Aufstockung des nächsten vierteljährlichen Aktienrückkaufs sind ein Beweis für die Widerstandsfähigkeit unserer Marken und die Stärke und Agilität unseres Unternehmens, sagt Carlsberg CEO Cees ’t Hart.

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Weiter führt Cees ’t Hart aus: “Mit Blick auf die Zukunft bleibt das Geschäftsumfeld mit einer unsicheren makroökonomischen Situation, einer sehr hohen Inflation und einer sich abschwächenden Verbraucherstimmung schwierig. Wir werden diesen Herausforderungen und der Notwendigkeit von Preiserhöhungen begegnen, indem wir unsere starken kommerziellen Programme, gut eingebetteten Leistungsmanagementsysteme, Instrumente und Fähigkeiten nutzen und dabei unsere langfristigen Prioritäten und Ambitionen für SAIL’27 nicht aus den Augen verlieren.”

Carlsberg-Aktie im Aufwärtstrend

Die Aktie von Carlsberg verzeichnete in den vergangenen Jahren eine steile Berg-und-Tal-Fahrt. Nach dem Corona-bedingten Rückschlag im März 2020 auf 97 Euro ging es für die Notierungen bis zum Mai 2021 auf ein Allzeithoch bei 215 Euro nach oben, woraufhin ein Sinkflug folgte. Dabei brach der Kurs bis zum März 2022 auf in der Spitze 112,50 Euro ein, konnte sich bis Anfang November aber wieder bis in den Bereich der 148er-Marke nach oben arbeiten.

Die Aktie notiert damit wieder über der 200-Tage-Linie (143 Euro), womit die Trendpfeile klar aufwärts zeigen. Das nächste Kursziel ist das bisherige 2022er-Jahreshoch vom Januar bei 168 Euro. Oberhalb wäre der Weg charttechnisch frei bis zum 2021er-Rekordhoch bei 215 Euro. Die Chancen für weiter steigende Kurse stehen gut, wie der Langfrist-Chart zeigt. Seit 2012 steht hier eine Kursrendite von im Mittel 7,8 Prozent jährlich zu Buche.

Anheuser-Busch InBev überrascht mit Bilanz

Der Aktienkurs fällt zunächst nach der Veröffentlichung der Q3-Zahlen, erholt sich jedoch schnell wieder.

Der weltweit größte Brauereikonzern Anheuser-Busch InBev SA (WKN: A2ASUV / ISIN: BE0974293251), zu dem Marken wie Stella Artois und Budweiser gehören, hat im dritten Quartal mehr verdient als erwartet.

Infolgedessen wurde das untere Ende seiner Prognose für den operativen Gewinn angehoben. Der Absatz stieg ingesamt organisch um 3,7 Prozent und damit deutlich stärker als die erwarteten 2,2 Prozent. AB Inbev führt den Anstieg auf eine beschleunigte digitale Transformation zurück, wie auch auf die anhaltende hohe Nachfrage der Verbraucher nach seinem Markenportfolio. In Nordamerika alleine sank der Absatz jedoch um 1,3 Prozent.

Der Nettogewinn stieg im Dreimonatszeitraum auf 1,43 Milliarden US-Dollar, von 250 Millionen US-Dollar im Vorjahreszeitraum, und übertraf ebenfalls die Analystenschätzungen. Der Umsatz stieg von 14,27 Milliarden auf 15,09 Milliarden US-Dollar.

Das organische Wachstum lag bei 12,1 Prozent und damit über der von AB Inbev bereitgestellten Konsensschätzung von 10,2 Prozent. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) legte von 5,21 Milliarden auf 5,31 Milliarden US-Dollar zu. Des entspricht einem organischen Anstieg von 6,5 Prozent.

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Im Gesamtjahr rechnet der Brauereikonzern nun mit einem organischen EBITDA-Wachstum von 6 bis 8 Prozent statt 4 bis 8 Prozent. AB Inbev bekräftigt die Erwartung, dass der Umsatz stärker als das EBITDA wachsen wird.

ABInBev-Aktie: Die Richtungsentscheidung steht an

Die Aktie von ABInBev machte den Anlegern in den vergangenen Jahren wenig Freude. Denn nach dem 2015er-Rekordhoch bei 124 Euro ging es für den Kurs in mehreren Etappen bis zum März 2020 auf rund 30 Euro nach unten. Bis Anfang November 2022 konnten die Notierungen zeitweise wieder auf 52 Euro zulegen, womit ABInBev aktuell im Bereich der 200-Tage-Linie (51,90 Euro notiert).

Damit steht jetzt eine Richtungsentscheidung an. Kann die 200-Tage-Linie verteidigt werden, stellt sich das nächste Kursziel auf das 2021er-Jahreshoch bei rund 66 Euro. Fällt die Aktie dagegen wieder unter die 200-Tage-Linie zurück, würde sich Korrekturpotenzial bis zum März-2022-Tief bei 42,48 Euro eröffnen. Für spekulativ ausgerichtete Anleger ist die Aktie also derzeit spannend. Langfristanleger sollten aber besser einen großen Bogen um die Aktie machen, da diese extrem volatil ist und weit unter den ehemaligen Höchstständen notiert.

JDL

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