Voestalpine scheint gut gerüstet zu sein

(Bildquelle: Pressefoto © voestalpine AG)

Während in vielen Bereichen die Konjunkturschwäche bereits zum Tragen kommt und Unternehmen hierzulande mit Sorgen auf die Energieversorgung im Winter blicken, konnte die  Voestalpine (WKN: 897200 / ISIN: AT0000937503) sogar die Prognose für das laufende Geschäftsjahr anheben.

Voestalpine-Zahlen überraschen positiv

Der österreichische Technologiekonzern rechnet aber auch damit, dass sich die Wirtschaft eintrüben wird. Nur etwas später als bisher erwartet. Ursprünglich hatte man eine starke konjunkturelle Abkühlung für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres 2022/23 (Ende März) erwartet.

Aufgrund der nun angenommenen Verschiebung wird das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen für das Geschäftsjahr 2022/23 in einer Bandbreite von 2,3 bis 2,4 Mrd. Euro gesehen. Zuvor lag das Ziel bei einem Wert von etwa 2 Mrd. Euro. Die erneuerte Prognose hatte das Management bereits am 24. Oktober ausgegeben. Zudem hatte man sich von Managementseite zu einigen Entwicklungen in Q2 geäußert.

Für das EBITDA wurde ein Wert im Rahmen der Markterwartung in Aussicht gestellt (Bloomberg-Konsens: 550 Mio. Euro). Daher gab es bei der nun erfolgten Ergebnisveröffentlichung keine großen Überraschungen. Angesichts des schwierigen Marktumfeldes galt der Fokus auf Anlegerseite eher dem Ausblick.

Die Nachfrage nach unseren hochqualitativen Produkten war in den vergangenen sechs Monaten in fast allen Marktsegmenten hoch. Das zeigt sich auch in unserem außergewöhnlich starken Ergebnis für das 1. Halbjahr, das wir trotz des tendenziell negativen Umfelds erzielen konnten. Für die zweite Hälfte unseres Geschäftsjahres prognostizieren Wirtschaftsforscher eine weitere, deutliche Abkühlung der Konjunktur. Mit unserer globalen Aufstellung und unserer branchenmäßigen Diversifikation sind wir bestmöglich vorbereitet.

Herbert Eibensteiner, CEO der voestalpine AG

Die Voestalpine kam bisher mit dem schwierigen Marktumfeld zurecht. Die Nachfrage und Preise überzeugten. Bleibt dies so? (Bildquelle: Pressefoto © voestalpine AG)

Automobilindustrie bleibt das Sorgenkind

Letztlich wurde für das abgelaufene Quartal ein EBITDA in Höhe von knapp 567 Mio. Euro ausgewiesen. Auf Halbjahressicht kletterte dieses im Vergleich zum Vorjahr um 42 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro.

Der Umsatz legte zwischen April und September um 36,6 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro zu. Der Voestalpine kamen zuletzt eine gute Nachfrage in den meisten Marktsegmenten sowie höhere Preise zugute. Der Energiebereich profitierte von den dort gestiegenen Preisen.

Aufgrund schwieriger Lieferketten blieb die Automobilindustrie wiederum ein Problemkind. Dort dürfte die Lage auch schwierig bleiben, da man auf Managementseite für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres eine eine Abkühlung der weltweiten Konjunktur erwartet.

Aufgrund schwieriger Lieferketten blieb die Automobilindustrie wiederum ein Problemkind. (Bildquelle: Pressefoto © voestalpine AG)

Die größten Herausforderungen sieht der Vorstand in Europa, wohingegen der Abschwung in Nordamerika in den nächsten Monaten laut Einschätzung der Geschäftsführung beim ATX-Konzern noch überschaubar bleiben sollte.

Und dann bleibt natürlich die große Frage der europäischen Energieversorgung. Insbesondere für einen derart energieintensiven Konzern wie die Voestalpine. Dem Drohpotenzial mangelnder Gasversorgung in Europa will die Voestalpine durch die eigene Einspeicherung von Erdgas sowie durch die Diversifizierung der eigenen Erdgasversorgung begegnen. Das Erdgas aus dem eigenen Speicher allein soll für eine Vollproduktion von mindestens drei Monaten ausreichen.

Der Blick auf die Charttechnik

Die Aktie von Voestalpine verzeichnete in den vergangenen Jahren eine Berg-und-Tal-Fahrt. Nach dem Corona-bedingten Rückschlag im März 2020 auf rund 13 Euro konnte sich der Kurs in den folgenden anderthalb Jahren verdreifachen. Hier wurde im August 2021 ein Mehrjahreshoch bei 40 Euro markiert wurde. Im Anschluss ging es für die Notierungen dann wieder in den Sinkflug über. Der Kurs brach bis zum September 2022 auf 17 Euro ein.

Inzwischen konnte sich die Voestalpine-Aktie auf zeitweise 25 Euro erholen. Damit gelang zuletzt der Ausbruch über die 200-Tage-Linie (24 Euro), was ein neues charttechnisches Kaufsignal bedeutete.

Setzt sich die jüngste Aufholbewegung fort, stellt sich das nächste Kursziel auf das bisherige 2022er-Jahreshoch vom Januar bei 35 Euro. Oberhalb würde danach das 2021er-Top bei 40 Euro in den Fokus rücken.

mE-FAZIT

Auch wenn sich bei der Voestalpine-Aktie gerade ein Turnaround anbahnt, sollten Langfristanleger den Titel besser meiden. Denn langfristig betrachtet wechselten sich hier immer wieder steile Kurs-Höhen- und Tiefflüge ab. So trat die Aktie beispielsweise in den vergangenen zehn Jahren summa summarum auf der Stelle. Voestalpine ist also nur für spekulativ ausgerichtete Anleger interessant.

red | Bildquelle: Pressefoto © voestalpine AG