Warren Buffett: Das sind seine neuen Deals

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Bei einem ersten flüchtigen Blick auf die neuesten Geschäftszahlen von Berkshire Hathaway (WKN: A0YJQ2 / ISIN: US0846707026) dürften sich einige Aktionäre der Investment-Holding erschrocken haben. Im dritten Quartal stand ein Verlust in Höhe von 2,7 Mrd. US-Dollar zu Buche, nachdem im Vorjahreszeitraum noch ein hoher Gewinn von 10,3 Mrd. US-Dollar erzielt wurde.

Grund für die roten Zahlen war vor allem die im laufenden Jahr schlechte Entwicklung an den Börsen, die das Berkshire-Aktien-Portfolio schwer belastete. Außerdem sorgte der Hurrikan Ian Ende September in Florida für hohe Versicherungsschäden, die sich im Versicherungsgeschäft der Beteiligungsgesellschaft niederschlugen.

Solche Schwankungen sind „meistens bedeutungslos“

Unternehmenschef und Star-Investor Warren Buffett lässt sich von dem Verlust aber nicht aus der Ruhe bringen. Der „Fels in der Brandung“ erklärte bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen am vergangenen Wochenende, dass solche Schwankungen „meistens bedeutungslos“ seien. Er verfolge eigener Aussage nach schließlich eine langfristige Strategie.

Dass diese Erfolgsstrategie trotz der vorübergehenden Aktienkursverluste aufzugehen scheint, zeigt sich mit Blick auf die operative Entwicklung. So konnte Berkshire den Betriebsgewinn im dritten Quartal auf Jahressicht um beachtliche 20 Prozent auf 7,8 Mrd. US-Dollar ausbauen. Dieser Zuwachs lag deutlich über der Konsensprognose der Analysten. Hier profitierte die Holding unter anderem auch von den Auswirkungen höherer kurzfristiger Zinssätze auf den gewaltigen Cash-Bestand in Höhe von 109 Mrd. US-Dollar, also von dementsprechend höheren Kapitalerträgen. Auch die Geschäfte in den Branchen Energie, Industrie, Dienstleistungen und Einzelhandel entwickelten sich gut.

Für Berkshire-Aktionäre besteht also nach wie vor kein Grund zur Panik. Besonders interessant sind für viele Anleger aber ohnehin nicht die Quartalszahlen, sondern vielmehr die neuesten Aktientransaktionen. Denn Buffett ist mittlerweile für gleich mehrere Anlegergenerationen ein großes Vorbild, und viele Aktionäre orientieren sich bei ihren Anlageentscheidungen daran, wie Buffett agiert.

Wegen des extremen Anstiegs der Rohölpreise verzeichnete die Chevron-Aktie in den vergangenen Jahren einen Höhenflug. Gut für Warren Buffett, denn der Star-Investor ist hier rechtzeitig eingestiegen.

Warren Buffett stockt bei Chevron auf

Die im dritten Quartal teilweise deutlich gesunkenen Aktienkurse nutzte Warren Buffett zum günstigen Nachkauf, wenn auch in vergleichsweise geringem Umfang. Im Zeitraum Juli bis September investierte Berkshire Hathaway 3,7 Mrd. US-Dollar in Aktien.

Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2022 wurden noch Firmenanteile im Volumen von 41 Mrd. US-Dollar erworben. Davon entfielen im Jahresauftaktquartal rund 20 Mrd. US-Dollar auf Anteile am Energieriesen Chevron (WKN: 852552 / ISIN: US1667641005).

Und hier stockte Buffett zuletzt noch einmal auf. Im dritten Quartal wurden weitere sechs Millionen Aktien von Chevron erworben. Damit besitzt Berkshire nun rund 170 Millionen Aktien an dem Ölkonzern, die einen Wert von zeitweise 31 Mrd. US-Dollar haben.

Größter Zukauf gab es bei Occidental Petroleum

Der größte Zukauf wurde aber beim Öl-Konkurrenten Occidental Petroleum (WKN: 851921 / ISIN: US6745991058) getätigt. Hier erwarb Berkshire Hathaway im dritten Quartal weitere Aktien im Volumen von rund 2 Mrd. US-Dollar, womit der Konzern nun im Besitz von knapp 21 Prozent der Stimmrechte ist.

Occidental ist bei Berkshire derzeit sehr gefragt, denn die Beteiligungsgesellschaft besitzt außerdem Occidental-Vorzugsaktien im Volumen von 10 Mrd. US-Dollar. Obendrauf kommen noch mehr als 80 Millionen Optionsscheine, mit denen Berkshire weitere Occidental-Aktien zu einem Ausübungspreis von rund 60 US-Dollar je Aktie kaufen kann.

Die Aktienpositionen Apple, Coca-Cola, Bank of America, Chevron und American Express machen fast drei Viertel am gesamten Berkshire-Aktiendepot aus.

Das sind die größten Berkshire-Aktienpositionen

Diese Zahlen klingen schon immens, sind aber noch nichts im Vergleich zu den Portfolio-Big-Five-Positionen.

Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) ist dabei weiterhin mit einem Anteil von etwa 40 Prozent die größte Position im Berkshire-Aktienportfolio. Berkshire besitzt über 900 Millionen Apple-Aktien im Wert von rund 130 Mrd. US-Dollar.

Dahinter folgen Coca-Cola (WKN: 850663 / ISIN: US1912161007), Bank of America (WKN: 858388 / ISIN: US0605051046), Chevron und American Express (WKN: 850226 / ISIN: US0258161092). Diese fünf Positionen haben zusammen einen Anteil von fast drei Vierteln am gesamten Berkshire-Aktiendepot.

Warren Buffett setzt auch sehr stark auf US-Schatzwechsel, in denen hohe Cash-Bestände untergebracht sind. Bereits Anfang des Jahres wurde hier aufgestockt, was sich auch positiv in den Quartalszahlen bemerkbar machte:

Die Zinsen stiegen im laufenden Jahr deutlich an und lagen hier zuletzt bei vier Prozent, während das Zinsniveau zu Beginn des Jahres noch nahe Null lag. Laut Berkshire legten die Cash-Bestände im dritten Quartal um 4 Mrd. US-Dollar zu.

Die Berkshire-Aktie wurde im zweiten Quartal 2022 kräftig zurückgeschlagen, konnte sich aber inzwischen wieder erholen. Neue Allzeithochs dürften nur eine Frage der Zeit sein.

Berkshire Hathaway  verfügt über einen gewaltigen Cash-Bestand

Die gesamten liquiden Mittel des Konzerns erhöhten sich dementsprechend zwischen Ende Juni und Ende September 2022 von 105 auf 109 Mrd. US-Dollar, lagen aber deutlich unter dem Stand von Ende 2021 (147 Mrd. US-Dollar), da wieder verstärkt in Aktien investiert worden ist.

Die erfreuliche Entwicklung des Betriebsgewinns im dritten Quartal zeigt, dass Berkshire Hathaway weiterhin auf dem Erfolgskurs bleibt, und das ungeachtet der vorläufigen hohen Buchverluste im Aktien-Portfolio. Auch an den Berkshire-Aktien sind die Börsenturbulenzen im laufenden Jahr nicht spurlos vorbeigegangen.

Berkshire-Aktie ist auf Erholungskurs

Der Kurs der B-Aktie, die für die meisten Anleger aufgrund ihres im Vergleich zur A-Aktie (aktueller Kurs: 433.500 Euro) sehr viel niedrigeren Kurses interessanter ist, brach in der ersten Jahreshälfte kräftig ein. Nach einem Rekordhoch im März 2022 bei 330 Euro ging es für den Kurs bis zum Juni auf rund 250 Euro nach unten. Inzwischen konnte sich der Kurs aber zeitweise wieder in den Bereich der 290er-Marke erholen. Die Chancen stehen gut, dass hier schon bald wieder neue historische Tops erreicht werden.

 

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