Disney: Ein Kraftakt ist gefragt

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Es ist gar nicht allzu lange her, dass Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) auf dem absteigenden Ast war und Disney (WKN: 855686 / ISIN: US2546871060) im Streaming-Bereich gefeiert wurde. Doch nun wird klar, dass das Umfeld für keinen der Brachenstars einfach ist.

Disney in der Defensive

Im ersten Quartal 2022 hatte Netflix zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren einen Rückgang bei den Abonnentenzahlen vermeldet. Im zweiten Quartal verlor man weitere zahlende Kunden. Dies sorgte dafür, dass Disney mit seinen Angeboten Disney+, dem Sportangebot ESPN+ und Hulu den langjährigen Branchenprimus bei der Zahl der User überholen konnte.

Während Anleger zuletzt jedoch die Reaktionen des Managements bei Netflix honorierten und sich die Netflix-Aktie in den vergangenen sechs Monaten etwas erholen konnte, legte die Disney-Aktie den Rückwärtsgang ein. Die Bekanntgabe der Ergebnisse zum vierten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 (Ende 1. Oktober) verstärkte den Druck.

Nach der jüngsten Zahlenbekanntgabe geriet die Disney-Aktie unter Druck. Kann der Micky-Maus-Konzern die richtigen Lehren ziehen? (Bildquelle: Pixabay / marcosantiago)

Teure Angelegenheit

Bereits zuvor war Anlegern klar, dass das Wachstum im Streaming-Bereich auf die Profitabilität drückt. Zuletzt hatte der Micky-Maus-Konzern im Bereich Direct-to-Consumer (DTC) einige Verluste angehäuft. Im abgelaufenen Quartal lag dieser bei 1,47 Mrd. US-Dollar. Ein deutlicher Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von -630 Mio. US-Dollar. Für das Gesamtjahr wurde dort ein operativer Verlust in Höhe von 4,0 Mrd. US-Dollar angehäuft, nach 1,68 Mrd. US-Dollar im Vorjahr.

Zudem verlangsamte sich das Umsatzwachstum in der Sparte. Auf Gesamtjahressicht wurde noch ein Zuwachs um 20 Prozent auf 19,56 Mrd. US-Dollar verbucht. In Q4 lag dieser nur noch bei +8 Prozent auf 4,91 Mrd. US-Dollar. Auf Konzernebene führte dies dazu, dass die Markterwartungen sowohl auf der Umsatzseite als auch bei den Ergebnissen verfehlt wurden.

Im Quartal stiegen die Erlöse um 9 Prozent auf 20,15 Mrd. US-Dollar bei einem bereinigten EPS von 30 Cents. Analysten hatten laut Refinitiv-Konsens jedoch eher Umsätze von 21,24 Mrd. US-Dollar und einen bereinigten Gewinn je Aktie von 55 Cents im Sinn. Enttäuschend fiel auch die Performance in den Parks und den restlichen Medien aus.

Überzeugendes Wachstum bei den Abonnenten

Der Zuwachs bei Disney+ von 12,1 Millionen Abonnenten brachte die Gesamtzahl nun auf 164,2 Millionen und damit über den von Analystenseite erwarteten Wert von 160,45 Millionen. Zudem lagen Disney+, Hulu und ESPN+ mit 235 Millionen Abonnenten gemeinsam vor Konkurrent Netflix mit 223 Millionen Usern, allerdings konnte der Ausblick niemanden vom Hocker reißen.

Das Wachstum bei den Abonnentenzahlen sowie beim Umsatz soll sich verlangsamen. Im Vorjahr konnte Disney die Konzernerlöse noch um 23 Prozent steigern. CFO Christine McCarthy stellt dagegen im neuen Geschäftsjahr lediglich ein Plus von weniger als 10 Prozent in Aussicht. Zumindest sollen nun die Verluste im DTC-Geschäft eingegrenzt werden. Für 2024 ist will man dort profitabel arbeiten. Unter anderem dank werbefinanzierter Angebote, ähnlich wie Netflix.

Düstere Aussichten?

Barclays-Analyst Kannan Venkateshwar zeigte sich angesichts der von Disney vorgelegten Prognose und der Zahlen wenig begeistert. Er hat das Disney-Kursziel von 105,00 auf 98,00 US-Dollar gesenkt. Die „Equal Weight“-Einstufung wurde bestätigt.

Laut Venkateshwar würde ein Blick auf die Umsatz- und Betriebsergebnisprognose des Unternehmens implizieren, dass die Rentabilität in den meisten Disney-Segmenten schlechter ausfallen könnte als erwartet, in einigen Fällen sogar wesentlich schlechter.

Venkateshwar sagt, dass die Streaming-Prognose „wahrscheinlich auch schwer zu erreichen sein wird, ohne Kompromisse einzugehen“. Vor dem Hintergrund der sinkenden Konsensschätzungen und der geringen Visibilität hat die Bewertung von Disney aus Analystensicht Abwärtspotenzial.

mE-FAZIT

Da Disney, anders als Netflix, abseits des Streaming-Bereiches mit weiteren Segmenten aufwarten kann, sollte der Medienkonzern langfristig mehr Potenzial als Netflix mitbringen. Kurzfristig könnten Anleger jedoch angesichts der Konjunktur oder des Kostenproblems auf fallende Kurse der Disney-Aktie setzen.

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