Die großen US-Technologie-Konzerne haben ihre Quartalsergebnisse präsentiert. Vielerorts verlangsamte sich das Wachstum im Vergleich zum Vorjahr, weil die Nachfrage von Unternehmens- und Privatkunden nachgelassen hat. Auch die Kosteninflation beschäftigt die Konzerne. Was das für die Unternehmen bedeuten könnte?
Im letzten Jahrzehnt konnten Anlegerinnen und Anleger eine bedeutende Entwicklung eines bestimmten Sektors wahrnehmen. Die Rede ist von US-amerikanischen Tech-Konzernen, die in dieser Periode stark gewachsen sind und dementsprechend einen wichtigen Einfluss auf die Entwicklung von US-Aktienindizes nehmen konnten.
Trotz der Pandemie waren diese Unternehmen in der Lage, ihren Wachstumspfad fortzusetzen. Menschen auf der ganzen Welt verbrachten deutlich mehr Zeit im Netz, richteten ihr Home-Office mit Hard- und Software ein und vertrauten auf den Online-Handel. Entsprechend stieg die Nachfrage nach diesen Produkten bzw. Dienstleistungen.
Nun könnte das vergangene Wachstumstempo dieser Unternehmen für die absehbare Zukunft vorerst gestoppt oder zumindest verlangsamt worden sein. Im derzeitigen Umfeld, geprägt von hoher Inflation und steigenden Zinsen, muss sich ein Großteil der Unternehmen auf eine veränderte Nachfrage einstellen.
Alphabet spürt Zurückhaltung im Werbemarkt
Als weltweit größter Anbieter von Digitalwerbung bleibt auch Googles Mutterkonzern Alphabet (WKN: A14Y6H / ISIN: US02079K1079) nicht vom derzeitigen Wirtschaftsumfeld verschont. Unzählige Unternehmen schalten online Anzeigen und zählen daher zu Alphabets Kunden. Muss diese Kundschaft allerdings Kosten sparen, werden oftmals die Marketingausgaben gekürzt. Das Werbegeschäft ist zyklischer Natur.
Alphabets Umsatz setzt sich größtenteils aus Werbeeinnahmen zusammen. Im letzten Quartal erzielte der Konzern fast 80 Prozent des Umsatzes mit Werbung. Der Werbeumsatz konnte in dieser zwar Periode um knapp 2,5 Prozent auf 54,5 Milliarden US-Dollar zulegen. Allerdings fiel das Wachstum im Vergleich zu vorigen Jahren deutlich geringer aus.
Das Cloud-Geschäft mit einem Umsatz von fast sieben Milliarden US-Dollar fällt deutlich kleiner aus. Allerdings wächst dieser Bereich weiterhin – mit einer Wachstumsrate von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Der Konzernumsatz hat im letzten Quartal um sechs Prozent zugenommen. Abgesehen vom Beginn der Pandemie war dies das geringste Wachstum seit 2013.
Insgesamt lag der operative Gewinn mit 17 Milliarden US-Dollar rund 20 Prozent unter dem Vorjahreswert. Die operative Marge reduzierte sich um sieben Prozent auf 25 Prozent. Die Kosten stiegen um 18 Prozent, was u.a. auf einen um ein Viertel gestiegenen Personalbestand und zusätzliche Ausgaben für die Forschung und Entwicklung zurückzuführen ist.
Meta tüftelt weiter am Metaversum
Für Meta Platforms (WKN: A1JWVX / ISIN: US30303M1027), den Betreiber der Facebook-, Instagram- und Whatsapp-Plattformen, sind Werbeeinnahmen zentral, da 98 Prozent der Umsätze davon abhängen. Im letzten Quartal waren diese Einnahmen mit minus vier Prozent leicht rückgängig. Neben der allgemeinen Zurückhaltung am Werbemarkt ist die Video-Plattform „Tik-Tok“ zu einem ernst zu nehmenden Mitstreiter herangewachsen. Zudem führt eine Änderung der Privatsphäre-Einstellung auf Apples iPhones dazu, dass Meta weniger Informationen über seine Nutzer erhält und somit der Nutzen für Werbende abnimmt.
Die Nutzerzahlen auf Metas verschiedenen Plattformen sind indes stabil geblieben. Die Zahl täglich aktiver Nutzer nahm um vier Prozent auf 3,7 Milliarden zu, während die monatlichen Nutzerzahlen um zwei Prozent auf knapp drei Milliarden anstiegen. Die Nutzerzahlen sind wichtig, da sie einen direkten Einfluss auf die Werbeaktivität und die dazugehörigen Einnahmen haben. Die Aufrufe von Werbeanzeigen stiegen um 17 Prozent während sich der Durchschnittspreis einer Anzeige um 18 Prozent reduzierte.
Der Konzern sieht im Bereich Virtual Reality viel Potenzial und wird dafür weiterhin signifikante Investitionen tätigen. Die Abteilung „Reality Labs“ fokussiert sich auf die Weiterentwicklung des „Metaversums“. Reality Labs verzeichnete im letzten Quartal vernachlässigbar kleine Umsätze (300 Millionen US-Dollar), was in Kombination mit hohen Forschungs- und Entwicklungsausgaben (F&E) zu einem Verlust in Höhe von 3,7 Milliarden US-Dollar geführt hat.
Die aktuelle Geschäftsentwicklung hat auch Einfluss auf die Profitabilität. Der Gesamtumsatz ist um vier Prozent zurückgegangen, während die Kosten um 19 Prozent gestiegen sind, was größtenteils auf höhere F&E-Ausgaben zurückzuführen ist. Außerdem nahm der Personalbestand um 28 Prozent zu, was zu einer um 16 Prozent tieferen Betriebsmarge und einem Rückgang des Betriebsgewinns um 46 Prozent führte.
Microsoft verzeichnet Rückgänge bei Geräten und Software-Lizenzen
Das Cloud-Geschäft ist für Microsoft (WKN: 870747 / ISIN: US5949181045) ein wichtiges Standbein und verantwortete rund die Hälfte des Konzernumsatzes. Im letzten Quartal reduzierte sich das Wachstum dieses Bereichs auf 20 Prozent, im Vergleich zu 31 Prozent in der Vorjahresperiode.
Einen stärkeren Rückgang verspürt die Nachfrage nach Software und Spielkonsolen. Die zwei wichtigsten Software-Produkte sind das Windows-Betriebssystem und die weit verbreiteten Office-Anwendungen. Wenn Unternehmen weniger Stellen schaffen und Privatkunden seltener ihre Geräte wechseln, reduziert sich auch die Nachfrage nach Software. Die Umsätze des Betriebssystems sanken um 15 Prozent, während sich das Wachstum der Office-Pakete auf sieben Prozent halbierte.
Der Umsatz mit eigenen Geräten, dazu gehören die „Xbox“-Spielkonsole und das „Surface“-Computer-Angebot, nahmen um zwei Prozent zu respektive 17 Prozent ab.
Insgesamt erhöhte sich der Umsatz im Vergleich zur Vorjahresperiode um elf Prozent, was gleichzeitig das schwächste Wachstum seit fünf Jahren darstellte. Der Betriebsgewinn lag sechs Prozent höher, wobei höhere Marketing- und F&E-Kosten auf die Marge drückten. Allerdings reduzierte sich der Reingewinn um 14 Prozent aufgrund von Steuerrücklagen.
Konsumentenstimmung wiegt auf Amazon
Auch Amazon (WKN: 906866 / ISIN: US0231351067) ist mit „AWS“ im Cloud-Geschäftsfeld tätig. Dieser Bereich war in der Vergangenheit ein wahrer Wachstumstreiber und ist gleichzeitig für einen Großteil des Konzerngewinns verantwortlich. Der Cloud-Bereich nahm 20,5 Milliarden US-Dollar ein, das Wachstum verlangsamte sich allerdings gegenüber dem Vorjahr von 39 Prozent auf 27 Prozent.
Bekannt ist der Konzern für seinen Marktplatz, der 83 Prozent zum Gesamtumsatz beiträgt, aber deutlich weniger profitabel ist. Die Umsätze in der Region Nordamerika legten um 20 Prozent zu, während das restliche internationale Geschäft um fünf Prozent zurückging. Laut dem Finanzchef spürt der Konzern, dass Kunden weniger Geld für den Konsum ausgeben.
Unter dem Strich resultierte ein Gesamtumsatz von 127 Milliarden US-Dollar, was ein Wachstum von fast 15 Prozent bedeutet. Der Betriebsgewinn lag 48 Prozent tiefer, was auf eine Erhöhung der Kosten um 18 Prozent zurückzuführen ist. Die Cloud-Sparte steuerte 5,4 Milliarden zum Ergebnis bei, während Amazons Marktplatz einen Verlust von 2,5 Milliarden US-Dollar einfuhr.
Apple weiter auf Kurs
Relativ harmlos scheint das aktuelle Marktumfeld für Apple (WKN: 865985 / ISIN: US0378331005) zu sein. Der Umsatz erhöhte sich mit acht Prozent weniger schnell als der Vorjahreswert von 30 Prozent. Der Betriebsgewinn lag im letzten Quartal mit rund 25 Milliarden US-Dollar fünf Prozent höher, wobei sich der Reingewinn leicht auf 20,7 Milliarden US-Dollar verbesserte…
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Bildquelle: Pressefoto Apple