Devisenmärkte als weiterer Krisenverstärker

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Infolge der außergewöhnlichen Gemengelage an verschiedenen wirtschaftlichen und geopolitischen Belastungsfaktoren sowie im Zusammenspiel mit einem der stärksten Inflations- und Zinsanstiege in der Historie in vielen Volkswirtschaften haben nahezu alle liquiden Anlageklassen im bisherigen Jahresverlauf deutliche Kurskorrekturen hinter sich. Wie immer in unsicheren Marktphasen diente der US-Dollar als sicherer Hafen für Kapitalanleger, wertete gegenüber dem Euro deutlich auf und durchbrach im Sommer sogar die sogenannte Parität, also den Kurs von 1 EUR/USD.

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Schwäche des Euroraums

Zum Teil ist diese Entwicklung auf die Schwäche des Euroraums zurückzuführen. Der Ukrainekrieg in unmittelbarer Nachbarschaft belastet die konjunkturellen Perspektiven über verschiedene Wirkungskanäle vor allem hierzulande. Viele europäische Staaten, vor allem Deutschland, haben sich neben dem Einkauf günstiger Energierohstoffe aus Russland auch auf die globalisierte Welt und die internationale Arbeitsteilung ausgerichtet. Lieferkettenprobleme, Handelskonflikte und die zunehmende Fokussierung Chinas auf die Stärkung der binnenwirtschaftlichen Nachfrage sowie den Export innerhalb des ostasiatischen Raums untermauern jedoch schon lange, dass dieses Erfolgsmodell der vergangenen Jahrzehnte überarbeitet werden muss. Hinzu kommt das zögerliche Handeln der Europäischen Zentralbank (EZB) beim Einläuten der Zinswende und ein resultierender Zinsvorsprung des Dollarraums.

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Dollar wirkt auf viele Währungen

Doch nicht nur im Vergleich zum Euro wertete der Dollar auf. So ist der „US Dollar Currency Index“, bestehend aus Euro, Yen, Britischem Pfund, Kanadischem Dollar, Schwedischer Krone und dem Schweizer Franken in den vergangenen 12 Monaten um mehr als 20 Prozent angestiegen und notiert derzeit auf dem höchsten Stand seit 2002. Auch gegenüber der chinesischen Währung Yuan und im Vergleich zum japanischen Yen legte der Dollar deutlich zu.

Dadurch verschärfen sich in vielen Staaten, die auf Importe von Rohstoffen und Energie angewiesen sind, die ohnehin zumeist massiven Erzeuger- und Verbraucherpreissteigerungen. Die jeweiligen Notenbanken dürften entsprechend weitere Leitzinsanhebungen vornehmen und damit die wirtschaftliche Dynamik zusätzlich abschwächen. Sogar existenziell könnte der Mix aus festem Dollar und schnell steigenden Zinsen für einige Schwellenländer werden, die in der US-Währung denominierte Staatschulden refinanzieren müssen. Damit wird der feste Dollar selbst zu einem Problem für die Weltwirtschaft, dem sich Politik und Notenbanken voraussichtlich in den kommenden Monaten widmen werden.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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