Die immerwährende Inflationsangst

Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG

Die Angst der deutschen Sparer vor der Geldentwertung durch Inflation ist seit einem knappen Jahrhundert in der DNA fest verankert. Und zum ersten Mal merken auch die in diesem Jahrtausend geborenen Menschen, was es heißt, wenn das Geld weniger Wert wird. Doch wie groß sollte die Angst tatsächlich sein?

Angst essen Rendite auf

Hieß es vor 50 Jahren noch “Angst essen Seele auf”, sollte die Angst inzwischen eher auf die Rendite bezogen sein. Wurde die Börse über Jahrzehnte eher belächelt, kamen immer zum Ende einer Hausse neue Anleger in den Markt, um kurz danach durch einen Crash wieder desillusioniert zurückgelassen zu werden. Wie steht es dabei um die Corona-Neueinsteiger?

Angesichts der Verwerfungen am Kryptomarkt könnte man größere Probleme vermuten, bisher sind diese aber nicht in der Breite der Bevölkerung angekommen. Gut so, denn an den Börsen herrscht gespannte Ruhe angesichts der vielleicht erfolgten Trendwende vom Bären- in den Bullenmarkt vor. Doch wen betrifft das Thema eigentlich? Bei einer Mehrheit der Deutschen ist tief im inneren weiterhin Skepsis in punkto Aktien, zudem sind die aktuellen Sorgen gewaltig, wie ein Blick auf eine aktuelle Umfrage zeigt.

Geldanlage muss man sich leisten können

Die hohe Inflation und die gestiegenen Energiekosten belasten die finanziellen Reserven einer Mehrheit der Deutschen. Fast jeder Fünfte hat diese mittlerweile komplett aufgebraucht. Diese Zahlen sind umso alarmierender, da zwei Drittel der Deutschen gleichzei­tig davon ausgeht, dass die Inflation auf dem derzeit hohen Ni­veau länger als ein Jahr andauert. Positiv: Trotzdem investieren zumindest einige monatlich am Kapitalmarkt in Fonds, ETFs, Aktien oder Gold. Das sind unter anderem die Ergebnisse einer Umfrage von YouGov im Auftrag von Assenagon Asset Management.

Konkret: 45 Prozent der Befragten investieren derzeit kein Geld beziehungsweise legen Geld zur Sei­te. Ein Viertel der Befragten (25 Prozent) hat zwar seine finanziel­len Reserven reduziert, legt jedoch zumindest unregelmäßig wei­terhin Geld zur Seite. Bei 8 Prozent der Deutschen sind die finan­ziellen Reserven bereits aufgebraucht und neue können derzeit nicht aufgebaut werden.

Weitere 8 Prozent haben ihre finanziel­len Reserven ebenfalls aufgebraucht, legen jedoch zumindest unregelmäßig Geld zur Seite. Jeder zehnte Deutsche kann oder möchte keine finanziellen Reserven aufbauen und hat auch keine bestehenden Reserven.

Kapitalmarkt wird genutzt – zum Teil

Unter den Deutschen, die noch aktiv Geld zur Seite legen, bleiben Tages- oder Festgeld (21 Prozent) weiterhin populär. Positiv: Trotz hoher Inflation und höheren Kursschwankungen in diesem Jahr, investiert so mancher Anleger in Kapitalmarktinstrumente wie Fonds/ETFs (17 Prozent), Aktien (12 Prozent) oder Gold (6 Prozent).

Die Nennung von Gold, das oft als “sicherer Hafen” in einem inflatio­nären Umfeld bezeichnet wird, bei nur 6 Prozent der Befragten überrascht. Denn 15 Prozent der Deutschen erwarten, dass Investitionen in Gold langfristig besser abschneiden als Investitio­nen in Aktien. Weniger überraschend: Angesichts der anhaltend hohen Inflationserwartungen sind Staatsanleihen/Anleihen trotz gestiegener Zinsen äußerst unpopulär.

Dennoch hat die Umfrage auch erfreuliche Aspekte zur Aktienkultur her­vorgebracht, denn: Mehr als jeder fünfte Deutsche (22 Prozent) ist der Ansicht, dass Aktien langfristig die beste Anlageform sind.

Inflation kein kurzfristiges Phänomen

Für Thomas Romig, Geschäftsführer von Assenagon Asset Manage­ment, ein Mut machendes Ergebnis: “Wenn inzwischen jeder Fünfte verstanden hat, dass die Aktie auf lange Sicht die beste Anlageform ist, besteht die Hoffnung, dass sich echte Teilhabe an globalen Finanzmärkten jenseits des Sparbuchs bei deutschen Sparern sukzessive durchsetzt.”

Allerdings warnt Romig vor einem zu eindimensionalen Fokus auf eine Anlageklasse. “Langfristig ist es unverändert wichtig, sein An­lage-Portfolio breit zu streuen. Es gibt viele unterschiedliche Fak­toren, die die verschiedenen Anlageformen beeinflussen. Scheu­klappen, die Anleger nur auf eine Anlageklasse einschränken, sind unvorteilhaft.”

Wie sinnvoll ein langer Atem derzeit bei der Geldanlage ist, zeigen die Erwartungen der Deutschen hinsichtlich der Dauer der Infla­tion. Nur eine absolute Minderheit von 3 Prozent geht davon aus, dass die hohe Inflation in weniger als einem Jahr verschwunden ist. 16 Prozent bzw. 33 Prozent der Befragten, dass die hohe Infla­tion lediglich bis zu einem bzw. zwei Jahren Bestand hat und an­schließend auf ein normalisiertes Niveau zurückgeht. Ein Drittel der Deutschen zeigt sich hingegen eher pessimistisch und rechnet bereits heute mit einer mittelfristig hohen Inflation.

Unser mE-Fazit

Gerade angesichts der anhaltenden Rekordinflation – 10,4 Prozent im Oktober 2022 – ist bei der Geldanlage ein genauer Blick erforderlich. Zwar bieten inzwischen Tages- und Festgeld wieder positive Renditen, aber dennoch bleiben unter Berücksichtigung der Teuerung tief negative Realrenditen übrig. Aktien sind derzeit zwar auch von einer negativen Rendite in diesem Jahr geplagt. Auf lange Sicht und unter Berücksichtigung der Kraft der Dividenden sind hier positive Renditeerfolge regelmäßig zu erzielen.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage und beim alltäglichen Lebensgenuß

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt