Geldanlage ist keine Spekulation

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Anlegen und Spekulieren sind zwei grundverschiedene Arten mit Geld umzugehen, und doch werden beide Begriffe immer wieder miteinander vermischt. Das Problem dabei: Ein falsches Verständnis kann dazu führen, dass Menschen unter Umständen eine sinnvolle Möglichkeit zur finanziellen Vorsorge nicht wahrnehmen, oder dass sie investieren, dabei jedoch die Risiken unterschätzen. In beiden Fällen laufen sie Gefahr, ihre Ziele zu verfehlen.

Der Unterschied

Niemand kann die Börsenkurse von morgen vorhersagen. Eine Anlage am Kapitalmarkt kann daher manchmal wie ein Glücksspiel erscheinen, dann sieht man sein Geld vermeintlich lieber sicher verwahrt. Fakt ist: Eine Geldanlage am Kapitalmarkt ist nicht immer sicher. Sie ist aber, sofern man sich an gewisse Grundprinzipien hält, auch kein Glücksspiel.

Anleger investieren in der Regel mit langfristigen Zielen am Markt. Denn die angestrebte Rendite entsteht durch erzielte Unternehmensgewinne, Erwartungen an künftige Gewinne und den steigenden Wert von Unternehmen. Diese Wertsteigerung ist meist ein langfristiger, kontinuierlicher Prozess. Spekulanten hingegen versuchen, innerhalb kurzer Zeit möglichst hohe Renditen einzufahren. Sie kaufen Wertpapiere in der Hoffnung, diese schnell zu einem höheren Preis weiterzuverkaufen – ganz unabhängig vom tatsächlichen Erfolg und den Zukunftsaussichten eines Unternehmens.

Auch bei der Diversifikation unterscheiden sich Anleger und Spekulanten. Letztere setzen häufig auf Einzelwerte oder schmale Marktsegmente, die sie für besonders vielversprechend halten. Anleger halten sich hingegen in der Regel an das Prinzip der Risikostreuung. Sie investieren in ein breites Spektrum an Wertpapieren aus unterschiedlichen Anlageklassen, Regionen und Branchen, damit Verluste bei vereinzelten Positionen für die Gesamtanlage weniger ins Gewicht fallen.

Zwischenfazit: Es ist also nicht das Was, sondern das Wie, das Anlegen von Spekulieren unterscheidet. Mit einem ausreichenden Anlagehorizont, einer breiten Diversifikation und realistischen Zielen können Wertpapiere wie Aktien und Anleihen durchaus eine vernünftige Komponente für die finanzielle Vorsorge sein.

Rendite-/Risiko-Analyse bewahrt vor Fehlern

Doch es gibt auch Situationen, in denen Anleger Wertpapiere kaufen, um für ihre Zukunft vorzusorgen, sich dabei aber unbewusst spekulativen Methoden bedienen. Das passiert meist bei Geldanlagen ohne konkrete Zielsetzung. Denn wer ein klares Ziel vor Augen hat – sei es ein zusätzliches Einkommen im Ruhestand oder eine Anzahlung für eine Immobilie – kann Renditewünsche gegen die entsprechenden Risiken abwägen und eine passende Strategie entwickeln. Wer ohne Ziel investiert, hat hingegen weniger Anhaltspunkte dafür, welches Anlagerisiko sinnvoll und tragbar ist.

Ohne langfristigen Plan lassen sich manche Anleger zudem von vermeintlich seriösen Berichterstattungen leiten und greifen so zu Papieren, die aufgrund einer beachtlichen Rally gerade in aller Munde sind. Tatsächlich sind die Hoffnungen der Marktteilnehmer oft längst eingepreist.

Ein starker Fokus auf den richtigen Einstiegszeitpunkt am Markt ist ein weiterer Indikator dafür, dass eine Investition spekulative Züge aufweist. Selbst erfahrenen Anlegern ist es nicht möglich den Zeitpunkt vorauszusagen, an dem bestimmte Wertpapiere am günstigsten sind. Dennoch besteht die Hoffnung mit einem Einstieg zum absoluten Tiefstpreis eine besonders gute Rendite zu erzielen. Wie schwer das sogenannte „Market-Timing“ ist, zeigt die folgende Grafik, denn die schlechtesten und besten Handelstage liegen oft dicht beieinander.

Den richtigen Markteintritt genau zu treffen ist schwierig

MSCI All-Country World Index, tägliche Wertentwicklung von Januar 1999 bis Dezember 2021; Quelle: Vanguard. Alle Daten in Euro.

Wer Spekulation für eine Anlagestrategie hält, geht – oft unwissend – eine Reihe erheblicher Risiken ein. Um finanzielle Ziele zu erreichen oder die eigene Zukunft abzusichern, eignet sich eine durchdachte und langfristig aufgesetzte Geldanlage mit strategischen Zielen und einem dazu passenden Anlageplan.

Bildquelle: Vanguard

Ein Beitrag von Jesper Wahrendorf

Er ist Head of Vanguard Invest, der digitalen Anlageplattform von Vanguard.

 

 

 

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