Die Inflation in der Eurozone hat im Oktober einen neuen Rekordwert erreicht. Vor allem befeuert durch die hohen Energiepreise lag die Teuerung laut Eurostat im Jahresvergleich bei 10,7 Prozent. Bei vielen Menschen sitzt der Geldbeutel dementsprechend immer enger, und auch die Wirtschaft wird schwer belastet.
Durch die hohen Rohstoff- und Energiekosten brechen die Gewinne vieler Unternehmen im laufenden Jahr kräftig ein. Es gibt aber auch Konzerne, die wegen ihrer herausragenden Wettbewerbspositionen und ihrer starken Marken in der Lage sind, die höheren Kosten auf ihre Produkte aufzuschlagen und so an die Kunden weiterzureichen. Gerade in der Luxusgüterindustrie sind einige dieser Unternehmen zu finden.
Richemont schreibt rote Zahlen, aber …
Ein Beispiel hierfür ist Richemont (WKN: A0RBR3 / ISIN: CH0045159024), wie die jüngsten Geschäftszahlen wieder einmal gezeigt haben. Das Schweizer Unternehmen, das für Luxusgüter von Marken wie unter anderem Cartier, Piaget, IWC, oder Jaeger LeCoultre weltbekannt ist, verbuchte im ersten Geschäftshalbjahr 2022/2023 (per Ende September) zwar einen Verlust in Höhe von 766 Mio. Euro. Dieser Verlust beruhte aber auf einem außergewöhnlichen Sondereffekt. Denn aus einer Goodwill-Abschreibung in Verbindung mit dem Verkauf der defizitären Online-Sparte YNAP resultierte daraus eine Belastung von 2,9 Mrd. Euro, die auch von Analysten erwartet worden ist.
Richemont generiert 24 Prozent mehr Umsatz
Operativ blieb Richemont aber auf dem Erfolgskurs. Die Erlöse (ohne YNAP) wurden im Zeitraum April bis September im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 9,7 Mrd. Euro gesteigert. Branchenexperten hatten nur mit einem Umsatz von im Schnitt 9,4 Mrd. Euro gerechnet. Ohne die YNAP-Sonderbelastung (Einmaleffekt) wurde ein Gewinn von 2,1 Mrd. Euro erzielt, was auf vergleichbarer Basis einen Anstieg um 40 Prozent bedeutet.
Einen maßgeblichen Beitrag zum starken Wachstum leistete die Schmuck- und Uhren-Sparte. Angeführt von der Top-Marke Cartier legte der Umsatz im Schmuck-Bereich im Jahresvergleich um 16 Prozent zu. Dabei wurde eine hohe Betriebsgewinn-Marge (EBIT) von 37,1 Prozent erreicht. In der Uhren-Sparte wurde im dritten Quartal ein Umsatzwachstum von 13 Prozent erzielt, wobei sich hier die EBIT-Marge um 2,4 Prozentpunkte auf 24,8 Prozent verbesserte.
Das erste Geschäftshalbjahr 2022/2023 zeigt damit, dass der langfristige Wachstumskurs bei Richemont weiterhin intakt ist. So errechnete sich beispielsweise in den vergangenen sieben Geschäftsjahren ein Umsatzwachstum von im Mittel 9,5 Prozent jährlich. Allerdings fiel die Gewinnentwicklung schwankend aus. Hier wurde deshalb nur ein Anstieg von 4,4 Prozent p.a. erzielt.
Richemont-Aktie: Kurssteigerung plus sechs Prozent jährlich
Auch an der Börse konnte Richemont langfristig zulegen, allerdings fiel das Wachstum hier eher moderat aus, was auf die schwache Gewinnentwicklung zurückzuführen sein dürfte. Auf Zehnjahressicht steht ein Kursgewinn von durchschnittlich sechs Prozent jährlich zu Buche, wozu aktuell noch eine Dividendenrendite von 2,8 Prozent hinzugerechnet werden kann.
Im Vergleich mit anderen großen Mittwettbewerbern aus der Luxusindustrie gibt es zu Richemont damit bessere Aktienalternativen. Ein anderer großer Player der Branche ist beispielsweise Hermès (WKN: 886670 / ISIN: FR0000052292). Das 1837 in Paris gegründete Familienunternehmen bietet unter anderem Lederwaren, Seiden- und Kaschmir-Schals, Krawatten, Damen und Herren Prêt-à-porter, Parfum, Uhren, Schuhe, Handschuhe, Schreibwaren, Emaille, Schmuck und Porzellan an.
Stärkere Gewinn- und Kursentwicklung bei Hermès
Dank der weltweit immer weiter steigenden Nachfrage nach Luxusgütern konnte Hermès den Umsatz in den vergangenen Jahren im Schnitt um 11,0 Prozent jährlich steigern, womit das Wachstum ähnlich stark wie bei Richemont ist. Im Gegensatz zu den Schweizern fällt die Gewinnentwicklung hier aber deutlich besser aus. Für den Nettogewinn ging es in den zurückliegenden Jahren um durchschnittlich 15,7 Prozent nach oben.
Dieser große, ergebnisseitige Unterscheid macht sich auch an der Börse bemerkbar. Auf Zehnjahressicht steht bei der Hermès-Aktie ein Kursgewinn von durchschnittlich 21,3 Prozent jährlich zu Buche (Dividendenrendite: 0,5 Prozent), womit die Kursrendite mehr als drei Mal so hoch ausfällt wie bei Richemont. Allerdings ist die Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von aktuell 48,8 derzeit sehr hoch bewertet.
Eine günstigere Alternative ist beispielsweise die Aktie von Christian Dior (WKN: 883123 / ISIN: FR0000130403). Der ebenfalls in Paris ansässige Luxusgüterkonzern, zu dessen Sortiment Lederwaren, Schuhe, Uhren, Schmuck, Brillen, Accessoires, Parfüms und Kosmetik gehören, konnte die Umsätze ebenso wie Hermès in den zurückliegenden Jahren um rund elf Prozent jährlich steigern, wobei es für den Nettogewinn um 13 Prozent pro Jahr nach oben ging.
Christian-Dior-Aktie ist günstiger bewertet
Die Zehnjahres-Kursrendite fiel hier mit 19,8 Prozent p.a. vergleichbar hoch aus. Allerdings errechnet sich aktuell ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25,7, womit die Christian-Dior-Aktie wesentlich günstiger bewertet ist. Außerdem ist die Dividendenrendite (1,4 Prozent) höher.
Eine Top-Empfehlung in der Luxusbranche ist auch LVMH (WKN: 853292 / ISIN: FR0000121014). Der Pariser Luxusgüter-Weltmarktführer verfügt über ein gewaltiges Markenportfolio in den Sparten Wein und Spirituosen (u.a. Dom Pérignon, Hennessy), Mode und Lederwaren (Louis Vuitton, Berluti, Kenzo etc.), Parfüm und Kosmetika (bspw. Acqua di Parma, Kenzo Parfürms, Christian Dior Parfüms) sowie Uhren und Schmuck (TAG Heuer, Bulgari) und ist auch für die US-Juwelierkette Tiffany weltbekannt.
Das stärkste Gewinnwachstum bei LVMH
Während sich die Umsätze (+10,3 Prozent jährlich) langfristig vergleichbar gut entwickelten wie bei den drei Konkurrenten, fiel das Gewinnwachstum mit im Schnitt 22,2 Prozent jährlich wesentlich stärker aus als bei Richemont, Hermès und Christian Dior.
Auch die LVMH-Aktie war in den vergangenen Jahren eine sehr gute Wahl für Anleger. Für den Kurs ging es seit 2012 im Schnitt um 18,9 Prozent jährlich nach oben, wobei sich hier aktuell eine Dividendenrendite von 1,4 Prozent errechnet.
LVMH-Aktie vergleichbar günstig bewertet
Die LVMH-Aktie ist mit einem KGV von 24,3 ähnlich hoch bewertet wie Richemont und Christian Dior. Wenn man berücksichtigt, dass es sich bei LVMH um den Weltmarktführer der Luxusbranche handelt, wäre eigentlich sogar ein deutlicher Bewertungsaufschlag gerechtfertigt. Die Aktie von LVMH ist unter diesem Aspekt weiterhin die Top-Empfehlung in dieser Branche.
Das ist der Gewinner im Luxus-Vergleich
Auch wenn Richemont weiterhin starkes Umsatzwachstum erreicht, ist die Aktie wegen der schwachen Langfrist-Performance für Anleger nicht die beste Wahl. Bei den Aktien von Hermès, Christian Dior und LVMH fällt die jährliche Kursrendite mehr als drei Mal so hoch aus. Gegen die Hermès-Aktie spricht aktuell nur die vergleichsweise teure Börsenbewertung. Christian Dior und LVMH sind gemessen am KGV an der Börse zum halben Preis zu haben und dementsprechend besonders empfehlenswert. Unter Berücksichtigung der Weltmarktführerschaft ist LVMH sogar vergleichsweise noch günstig bewertet, was die Aktie zur Top-Empfehlung krönt.
Anlegern, die ihre Investments breiter streuen möchten, können sich außerdem verschiedene Branchen-Zertifikate auf den Luxusgütersektor näher anschauen. Darunter ist auch das Open End Index-Zertifikat auf den Vontobel Luxury Performance-Index (WKN: VTA3LU / ISIN DE000VTA3LU9) zu finden. In diesem sind neben Richemont, LVMH und Hermès weitere Branchenvertreter wie beispielsweise Kering und Burberry zu finden.
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