Wie wegweisend wird der G20-Gipfel?

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Die Voraussetzungen, dass der anstehende Gipfel der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer sowie der EU entscheidende Verhandlungsergebnisse erbringt, wirken zunächst schlecht.

Umgang mit Russland im Fokus

Über allem lastet der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine und damit zusammenhängend die drohende Nahrungsmittelknappheit, explodierende Rohstoff- und Energiepreise oder der unterschiedliche Umgang mit der Beteiligung an den Russland-Sanktionen Europas und der USA. Dabei könnte der internationale Gesprächs- und Kooperationsbedarf aktuell kaum höher sein, denn wesentliche global wirkende Problemfelder lassen sich nur gemeinsam effektiv angehen, allen voran der Klimawandel und geopolitische Bedrohungen.

Doch so verhärtet die verbalen Fronten auch sind, auf Bali stehen alle Beteiligten unter Erfolgsdruck oder könnten zumindest durch positive Nachrichten von innenpolitischen Problemen ablenken. Zudem erleben in den kommenden Monaten alle Volkswirtschaften eine deutlich schwächere Konjunkturdynamik, teilweise sogar Rezessionen und eine stark sinkende Kaufkraft angesichts der hohen Inflationsraten. Insofern birgt die Abwesenheit von Putin die Chance, dass sich die Verhandlungsdelegationen auf andere Fragestellungen fokussieren können.

Wichtige Fragen

Nicht zuletzt die jeweiligen Treffen von Bundeskanzler Olaf Scholz und dem US-Präsidenten Biden mit Chinas Staatschef Xi Jinping im Vorwege des Gipfels sprechen dafür, dass man auf beiden Seiten wieder dialogbereit ist. Schließlich hat derzeit auch die chinesische Regierung mit der Corona-Pandemie und der wachstumsbremsenden Null-COVID-Strategie sowie den nur teilweise gelösten Problemen des taumelnden Immobiliensektors genug Baustellen. Entspannt dürfte- nach dem überraschenden Verlauf der US-Zwischenwahlen – Joe Biden auftreten.

Seine internationale Erfahrung dürfte ihn trotzdem zurückhaltend agieren lassen. Nach der gegenseitigen Gesprächsbereitschaft könnten auch die Verlängerung des Getreideabkommens zum Export von Düngemitteln und Nahrungsmittels aus Russland und der Ukraine sowie eine Verurteilung nuklearer Drohungen als Erfolg verbucht werden. Das maximal Erreichbare wäre darüber hinaus wohl der Erhalt einer rationalen Gesprächsebene zwischen den G20-Teilnehmerstaaten – exklusive Russland unter der Regie Putins – für künftige Treffen.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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