Die Nachhaltigkeit von Wildfleisch überzeugt nicht nur Genießer und Köche, sondern reizt auch immer mehr Menschen, sich näher mit dem Thema Jagd auseinanderzusetzen. In den letzten Jahren konnte beobachtet werden, dass die Zahl der Jäger jährlich zunahm und die nachhaltige Fleischbeschaffung in der Natur mehr als nur ein neues Hobby ist.
Jäger sein bedeutet, nicht nur Tiere zu töten, sondern sich um die Wildtierbestände zu kümmern und ihre Lebensräume zu erhalten. Die Anzahl der Jagdscheininhaber in Deutschland im Jagdjahr 2020/21 betrug laut dem DJV 403.420., im Vergleich zu 351.832 in der Saison 2010/11, zehn Jahre zuvor. Jäger und Jägerinnen kommen in Deutschland aus der Mitte der Gesellschaft, sind zu 63 Prozent berufstätig, zu 11 Prozent weiblich und nebenbei besitzt jeder zweite Jägerhaushalt mindestens einen Hund.
So gelingt die Prüfung für den Jagdschein
Wer in Deutschland zur Jagd gehen will, braucht einen gültigen Jagdschein, der nach einer bestandenen Jägerprüfung und nach dem Abschluss einer Jagdhaftpflichtversicherung ausgestellt wird. Dazu können Intensiv-Kompaktkurse über mehrere Wochen oder alternativ mehrmonatige Abendkurse besucht werden, die auf die Prüfung des sogenannten „Jägerabiturs“ vorbereiten.
Die Theorie umfasst Wildbiologie und Tierkunde, wie zum Beispiel Naturschutz und Wildökologie, Jagdpraxis inklusive Wildhege und Jagdethik, Waffenkunde, Hundewesen, Wildkrankheiten, Behandlung von erlegtem Wild und Recht. Begleitet wird die theoretische Ausbildung von einem Praxisteil mit Reviergängen und Exkursionen, hinzu kommt der Umgang mit der Lang- und Kurzwaffe. Am Ende steht eine staatliche Prüfung, die aus einer schriftlichen Prüfung und dem jagdlichen Schießen besteht, und sich meistens über drei Tage erstreckt. Alle Infos zum Jagdschein erhält man beim Deutschen Jagdverband e. V. (www.jagdverband.de)
Voraussetzungen für den Jagdschein
Diese Voraussetzungen sind sind notwendig, um einen Jagdschein zu erhalten:
Alter: 16 Jahre für den eingeschränkten Jugendjagdschein und 18 Jahre für den uneingeschränkten Jagdschein
Zuverlässigkeit: tadelloses polizeiliches Führungszeugnis
Persönliche Eignung: geistige und körperliche Eignung
Dauer: ca. 180 Stunden Theorieunterricht, Schießübungen und Praxiseinheiten
Zusätzlich: eigenständiges Lernen
Kosten: ca. 1.500 bis 2.000 Euro für den Kurs und die Prüfung
Vom Einsteiger bis zum eigenen Jagdrevier
Hat man den die Prüfung bestanden und ist frisch gebackener Jäger, kann man seinen Jagdschein bei der zuständigen Unteren Jagdbehörde lösen, sofern man eine Jagdhaftpflichtversicherung abgeschlossen hat. Dann folgt der Erwerb der richtigen Ausrüstung, bestehend aus wetterfester und geräuscharmer Kleidung, einem für die Dämmerung geeignetem Fernglas, Gehörschutz und einem Sitzkissen und natürlich einer ersten Langwaffe. Diese kostet gebraucht 500 Euro oder kann als Neuwaffe für mehrere Tausend Euro erworben werden.
Für Jungjäger empfiehlt es sich, anfangs einen erfahrenen Jäger bei der Jagd zu begleiten oder sich einem Landesjagd- oder Kreisverband anzuschließen. Eine Jagdgelegenheit bekommt man außerdem über einen unentgeltlichen oder entgeltlichen Begehungsschein über das Internet, Jagdzeitungen oder Landesforsten. Das Jagdjahr beginnt am 1. April und endet am 31. März des darauffolgenden Jahres. Ab dem vierten Jagdschein wird der Jäger pachtfähig und kann sein eigenes Jagdrevier pachten.
Diese Jagdscheine gibt es
Jugendjagdschein:
Die Prüfung gleicht dem Erwachsenenjagdschein und berechtigt ab dem 16. Geburtstag zur Jagd in Begleitung einer jagderfahrenen Aufsichtsperson. Die Teilnahme an Gesellschaftsjagden ist nicht erlaubt, ebenfalls nicht der Besitz von Waffen. Ab dem 18. Lebensjahr geht er in den normalen Jagdschein über.
Jagdschein:
Der Tagesjagdschein gilt im gesamten Bundesgebiet für 14 aufeinanderfolgende Tage. Der Jahresjagdschein gilt für eines bis höchstens drei Jagdjahre.
Falknerjagdschein:
Zusätzlich zur Jägerprüfung muss die Falknerprüfung bestanden werden, die zur Jagd mit Greifen oder Falken berechtigt.
Ausländerjagdschein:
Berechtigt Ausländer zur Jagdausübung in Deutschland.
Hohe Ausgaben für Schutz von Wild & Natur
Die Kosten rund um den Naturschutz und die Jagd sind nicht zu unterschätzen. Laut einer Mitgliederbefragung des Deutschen Jagdverbands über das Marktforschungsinstitut GMS Dr. Jung GmbH im Frühjahr 2022, an der knapp 1.300 Jägerinnen und Jäger teilnahmen, sind die Ausgaben für Naturschutz in sechs Jahren um die Hälfte gestiegen, für Schutz vor Wildschäden sogar auf das Dreifache. „Jägerinnen und Jäger investieren deutlich mehr Geld für Biotoppflege und Artenschutz aus eigener Tasche als noch vor sechs Jahren. Der Betrag ist um mehr als die Hälfte gestiegen auf jetzt 130 Millionen Euro pro Jahr. Nahezu verdreifacht, auf knapp 327 Millionen Euro, haben sich die Ausgaben für die Prävention von Wildschäden in Wald und Feld. Insgesamt geben die über 403.000 Jägerinnen und Jäger in Deutschland pro Jahr 1,8 Milliarden Euro aus“.
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