Auch deutsche Unternehmen müssen derzeit mit Herausforderungen wie der hohen Inflation, steigenden Zinsen, Lieferkettenproblemen sowie sich eintrübenden wirtschaftlichen Aussichten fertig werden. Zudem bleibt das Thema Energieversorgung aktuell. Trotzdem erwarten Anleger auch im Bereich deutsche Aktien einige Chancen.
Die Sache mit der Energieversorgung
Für die Ohren von Ottonormalbürgern klang es schon etwas seltsam, dass die deutschen Gasspeicher Mitte November 2022 zu mehr als 100 Prozent gefüllt waren. Den gesamten Sommer über waren die Sorgen groß, wie denn die Speicher ohne russisches Erdgas aus der Pipeline Nord Stream I gefüllt werden sollten. Die Energieversorgung in diesem Winter war mit einem großen Fragezeichen versehen. Zudem standen und stehen weiterhin mutmaßliche Rationierungen im Raum, insbesondere, wenn der Winter temperaturtechnisch doch noch einmal anziehen sollte.
Doch zunächst einmal dürfte große Erleichterung in Politik und Wirtschaft über die derzeitigen Füllstände herrschen. Ein Füllstand von mehr als 100 Prozent lässt sich wiederum mit den Unterschieden zwischen dem sogenannten Arbeitsgasvolumen, also der „gesicherten Kapazität“ und den physikalischen Möglichkeiten der Speicher erklären. Darüber hinaus hat nun auch Deutschland endlich sein erstes LNG-Terminal. Dabei handelt es sich um ein Spezialschiff, an dem LNG-Tanker anlegen können. Ab Mitte Januar sollen diese ihre Ladung in Wilhelmshafen löschen und LNG in Gas umwandeln können.
Weitere schwimmende Flüssiggasterminals sowie festverankerte Anlagen sollen in Kürze in Lubmin, Stade und Brunsbüttel folgen. Die Energieversorgung Deutschlands bleibt angesichts des Krieges in der Ukraine, der westlichen Sanktionen gegen Russland sowie der Beschädigung der Nord Stream-Pipelines angespannt. Allerdings schien die Situation nach dem Einmarsch der russischen Armee in der Ukraine zwischenzeitlich auch deutlich prekärer zu sein. Die größere Zahl von Alternativen bei der Erdgasversorgung dürfte der deutschen Wirtschaft auch mittel- bis langfristig helfen.
Schwierige Marktbedingungen für die deutsche Wirtschaft
Die deutschen Unternehmen müssen sich derzeit jedoch nicht nur mit der Frage der Energieversorgung auseinandersetzen. Auch hierzulande spielen die Inflation sowie die sich eintrübenden wirtschaftlichen Aussichten eine wichtige Rolle. Die EU-Kommission geht von einer Rezession zum Jahresende in den meisten Mitgliedsstaaten aus. Zudem sollen das EU- und Eurozone-BIP im Jahr 2023 lediglich bei +0,3 Prozent liegen. Für Deutschland, immerhin die größte Volkswirtschaft des Kontinents, wird sogar ein BIP-Rückgang um 0,6 Prozent in Aussicht gestellt.
Die Bundesregierung rechnet ihrerseits mit einem etwas moderateren Minus von 0,4 Prozent. Dieses Mal dürfte es jedoch nicht eine ähnlich positive Überraschung wie im dritten Quartal geben, als das Statistische Bundesamt ein Wachstum im Vergleich zum Vorquartal von 0,3 Prozent gemeldet hatte, während Ökonomen zuvor einen Rückgang befürchteten. Trotz dieser positiven Überraschung war gut zu sehen, wie sehr die Inflation, steigende Leitzinsen oder Lieferkettenprobleme der Wirtschaft zu schaffen machen.
Insbesondere das Thema Preissteigerungen treibt Unternehmen und Bürger um. Im Oktober 2022 kletterte der Verbraucherpreisindex (VPI) im Vergleich zum Vorjahresmonat um 10,4 Prozent. Damit wurde ein weiterer Anstieg verzeichnet. Im September 2022 hatte der Zuwachs noch bei 10 Prozent gelegen. Hauptverursacher der hohen Inflation bleiben steigende Preise bei Energie und Nahrungsmitteln. Marktteilnehmer dürften daher auf ähnliche Entspannungstendenzen in Sachen Inflation hoffen, wie wir sie zuletzt in den USA gesehen haben.
Diversifizierte Anlage in deutsche Aktien
Genauso wie im Fall früherer Konjunkturzyklen dürfte sich die deutsche Wirtschaft allerdings auch dieses Mal wieder erholen können. Zumal die Inflation, nicht nur angesichts der Maßnahmen der EZB zur gelpolitischen Straffung, wieder sinken sollte. Gleichzeitig ist die Welt gerade dabei, COVID-19 hinter sich zu lassen, sodass auch beim Thema Lieferketten einiges an Entspannungssignalen erwartet werden darf.
Darüber hinaus ändert sich wenig an den mittel- bis langfristigen Aussichten für deutsche Unternehmen und den Argumenten für Investments in deutsche Aktien. Deutschland ist noch immer die größte Volkswirtschaft Europas. Zudem ist das Land stolz auf seine Ingenieurskunst sowie Exportstärke. Dies bedeutet, dass Produkte „Made in Germany“ weiterhin begehrt sind. Entsprechend bietet die deutsche Wirtschaft Anlegern überall auf der Welt viele Investmentmöglichkeiten.
Eine Alternative, auf den Erfolg der deutschen Wirtschaft zu setzen besteht darin, sich den Vanguard GermanyAllCap ETFs (WKN: A2JF6S / ISIN: IE00BG143G97) ins Depot zu holen. Dieser setzt nicht nur auf den DAX, also die 40 nach der Marktkapitalisierung größten Unternehmen Deutschlands, sondern auf derzeit mehr als 160 deutsche Werte aus den verschiedensten Branchen. Dies können Large, Mid und Small Cap-Aktien von Unternehmen aus Deutschland sein. Auf diese Weise lässt sich besonders diversifiziert in den deutschen Markt investieren.
mE-FAZIT
Die deutsche Wirtschaft hat viele weltweit agierende Champions hervorgebracht. Und dies nicht nur in der Automobilindustrie. Die größte Volkswirtschaft Europas punktet jedoch vor allem mit seinen Stars aus der zweiten Reihe, sodass es sich in Bezug auf deutschlandbezogene Investments lohnt, einen breiten Horizont ins Auge zu fassen.
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