Heiße Phase in den Streaming Wars

(Bildquelle: unsplash / Marques Kaspbrak)

Nach dem Abflachen der „Stay-At-Home“-Trades ist die Situation rund um die Streaming-Anbieter immer noch dabei sich zu normalisieren. Gleichzeitig wird ein erbitterter Konkurrenzkampf geführt, der zuletzt gezeigt hat, dass selbst der langjährige Branchenprimus Netflix nicht verschont wird. Der Ausgang der sogenannten Streaming Wars bleibt offen.

Lange Zeit kannte man im Streaming-Bereich nur Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061). In den vergangenen Jahren dürfte dieses Segment Vielen dagegen eher überfüllt vorgekommen sein. Jeder will mit dabei sein. Die Gründe und Voraussetzungen dafür sind verschieden. Entsprechend gilt es auch für Anleger, ganz genau hinzuschauen.

Der Trendsetter

Viele Jahre wurde Netflix für sein beharrliches Festhalten am Versand von Leih-DVDs und -Blu-rays belächelt. Belächelt wurde später auch der Umstand, dass der Video-on-Demand-Anbieter Geld für online ausgestrahlte Filme, Serien oder Dokumentationen verlangte. Während sich jedermann diese Inhalte doch kostenlos über eine Vielzahl illegaler Download- oder Streaming-Plattformen beschaffen konnte.

Der weitere Verlauf der Geschichte gibt Netflix jedoch Recht. Die vielen illegalen Downloads zeigten nicht nur eine hohe Nachfrage nach Programminhalten. Die User wollten auch in die Legalität abgeholt werden und zeigten eine beträchtliche Zahlungsbereitschaft. Auch in vielen anderen Bereichen begründete Netflix Trends und setzte Maßstäbe, die seiner Zeit Vielen merkwürdig vorgekommen sein dürften.

So produzierte der Streaming-Dienst unzählige Filme, Serien und Dokumentationen in Eigenregie, die sogenannten Netflix Originale. Viele von Ihnen erlangten nicht den gleichen Status wie zum Beispiel die Erfolgsserie „House of Cards“. Allerdings sorgte das Unternehmen mit der Zeit dafür, dass seinen Abonnenten ein riesiges Angebot an unterschiedlichen Programminhalten zur Verfügung gestellt wurde und dies auch noch in vielen verschiedenen Sprachen für allerhand Märkte. Auch die in der Filmindustrie übermächtig erscheinenden Hollywood-Filmstudios hatten Netflix lange Zeit nicht als ernsthaften Konkurrenten gesehen, nur um einige Jahre später festzustellen, wie der Streaming-Pionier die gesamte Filmbranche auf den Kopf stellt.

Trotz dieser Erfolge hatte Netflix zuletzt mit immer mehr Gegenwind zu kämpfen. Das Unternehmen wurde bis zu einem gewissen Grad Opfer seines eigenen Erfolges. Viele deutlich zahlungskräftigere Wettbewerber erkannten, wie prestigeträchtig der Streaming-Bereich sein kann. Dazu gehören Apple, Amazon oder Walt Disney (WKN: 855686 / ISIN: US2546871060).

Inzwischen ist jeder, der in der Medienlandschaft Rang und Namen hat, irgendwie im Streaming-Geschäft vertreten, sodass der Konkurrenzdruck für Netflix in erheblichem Maße zugenommen hat. Es ist jedoch nicht so, dass sich Netflix geschlagen geben möchte. Auch der „Branchen-Dino“ dürfte noch einige Tricks hervorzaubern können. Dies wird er auch müssen, da die Konkurrenz auch in Zukunft nicht schlafen wird.

Kino-Hit des Jahres hätte es fast nicht ins Kino geschafft

„Top Gun 2: Maverick“ des Filmstudios Paramount Pictures ist der Kino-Hit dieses Jahres. Doch es bestand die Möglichkeit, dass die Fortsetzung des Filmklassikers aus dem Jahr 1986 mit Tom Cruise „Top Gun – Sie fürchten weder Tod noch Teufel“ gar nicht im Kino erscheint, sondern lediglich beim Streaming-Dienst Paramount+. Eine solche Praxis hatte sich in Zeiten der Corona-Pandemie etabliert. Während die Menschen Lockdown-bedingt Kinos eingeschränkt oder lange Zeit überhaupt nicht besuchen konnten, galt es viele Filme wenigstens in digitaler Form auf den vielen Streaming-Plattformen Fans zugänglich zu machen.

Außerdem hätten Paramount+ und die Muttergesellschaft des Streaming-Dienstes „Top Gun 2: Maverick“ sehr gut als Zugpferd gebrauchen können. Derzeit herrscht ein erbitterter Konkurrenzkampf unter den vielen Video-on-Demand-Anbietern um die Zeit und das Geld der vielen Film- und Serienfans. In einem solchen Umfeld sind Inhalte wie die Geschichte rund um den Kampfpiloten Pete „Maverick“ Mitchell besonders wertvoll, da es darum geht, sich von der Konkurrenz mit möglichst exklusiven Programminhalten abzuheben.

Zumindest hat Paramount+, ehemals CBS All Access, nun mit dem am 9. Dezember 2022 erfolgten Deutschland-Start die Möglichkeit, das eigene Programm aufzuwerten. Und dies nicht nur mit Programminhalten von Showtime, Nickelodeon, Comedy Central, MTV, sondern auch mit Filmen wie „Top Gun 2: Maverick“. In Deutschland werden Sky-Kunden mit Sky Q-Zugang und dem Sky Cinema-Paket ab Dezember Paramount+ kostenlos empfangen können.

Für alle anderen wird das Abo 7,99 Euro kosten. Doch selbst mit „Top Gun 2: Maverick“ als Zugpferd dürfte Paramount+ nicht zu den absoluten Spitzenreitern im Streaming-Geschäft gehören. Dort herrscht derzeit ein viel zu großes Gedränge. Andere Anbieter hatten wesentlich früher die Zeichen der Zeit erkannt und antizipierten, wie in Zukunft Programminhalte konsumiert werden sollten.

Wichtiger Wendepunkt

Es hat einige Jahre gedauert. Doch seit den Tagen, als Netflix mit dem Versand von DVDs und Blu-rays das Ende der Videotheken eingeläutet hatte und sich die Menschen Filme und Serien illegal im Internet heruntergeladen haben, hat sich viel verändert.

Es hat sich eine Bereitschaft entwickelt, für Inhalte viel Geld auf den Tisch zu legen. Zudem wollen die Menschen Filme, Serien, oder Dokumentationen nicht mehr linear mit ständigen Werbeunterbrechungen im traditionellen Fernsehen schauen.

In dieser Hinsicht erreichte die Streaming-Industrie im Monat Juli dieses Jahres einen wichtigen Meilenstein. Mit „The Gauge“ gibt das Marktforschungsunternehmen Nielsen jeden Monat Statistiken zum Verhalten der Fernsehzuschauer und Nutzer von Streaming-Diensten in den USA heraus. Der Juli 2022 stellte einen wichtigen Wendepunkt dar.

Die Zeit, die US-Fernsehzuschauer vor den verschiedenen Bildschirmen und Diensten verbringen wird in die vier Kategorien „frei empfangbares Fernsehen“ (Broadcast), „Kabelfernsehen“ (Cable), „Streaming“ und „Andere“ aufgeteilt.

Großer Wandel im Streaming-Bereich

Dabei schaffte es der Streaming-Bereich zum ersten Mal überhaupt vor dem Kabelfernsehen zu landen und machte damit gleichzeitig den größten Anteil unter den verschiedenen Kanälen für den Konsum von Medieninhalten in den USA aus. Der Anteil lag bei 34,8 Prozent, während das Kabelfernsehen noch auf 34,4 Prozent kam und auf den Bereich frei empfangbares Fernsehen 21,6 Prozent der geschauten Fernsehminuten entfielen.

Laut Nielsen lag die gesamte vor den Bildschirmen verbrachte Zeit in etwa auf dem Niveau des Vorjahresmonats und des Vormonats.

Im Gegensatz dazu ergaben sich große Veränderungen bei der Verteilung der Zeit vor dem Bildschirm auf die einzelnen Kanäle. Dabei konnte der Streaming-Bereich in besonderer Weise zulegen. Auf diese Weise verfestigten sich die Veränderungen beim Konsum von Programminhalten weiter. Ein weiterer Aspekt zeigt den Wandel besonders stark auf.

So seien im Monat Juli laut Nielsen im Schnitt jede Woche 191 Milliarden Streaming-Fernsehminuten gemessen worden. Jede der fünf Wochen dieses Monats gehörten laut Nielsen zu den sechs Wochen mit den höchsten Werten für Fernsehminuten im Streaming-Bereich überhaupt. Unter den Streaming-Diensten entfiel der höchste Anteil der Fernsehzeit auf Netflix. Der Anteil lag bei 8,0 Prozent. Zu diesem Spitzenplatz hätten vor allem knapp 18 Milliarden an Fernsehzeit für die Serie „Stranger Things“ beigetragen. Allerdings wird Netflix dieser Spitzenplatz immer mehr streitig gemacht.

Die neue Art, Medieninhalte zu konsumieren

Es ist jedoch nicht nur die Art und Weise, wie sich Menschen Filme, Serien oder Dokumentationen anschauen, die sich verändert hat. Vielmehr hat sich die Art und Weise verändert, welche Medieninhalte überhaupt und wie konsumiert werden. Statt eine bestimmte Serie „binge zu watchen“, also viele Folgen am Stück zu gucken, schauen sich insbesondere Jugendliche heutzutage häufig viel lieber Kurzvideos auf TikTok, Facebook oder YouTube an und verbinden das Schauen von Programminhalten auch mit ihren Social-Media-Aktivitäten.

Damit muss das lineare Fernsehen nicht nur mit den neuen Streaming-Diensten konkurrieren, sondern auch mit einer Vielzahl von Möglichkeiten, mit denen sich die Menschen ihre Zeit im Internet mit Programminhalten jeglicher Art vertreiben können. Dieser Konkurrenzsituation sind aber auch die Streaming-Dienste wie Netflix, Disney+, Apple+ Amazon Prime Video, Paramount+, Warner Bros. Discovery und viele andere ausgesetzt. Damit müssen sie mit dem Problem fertig werden, dass Menschen nur eine bestimmte Anzahl von Stunden am Tag zum Konsumieren von Inhalten zur Verfügung haben.

Gleichzeitig haben sie im Monat oder im Jahr nur ein bestimmtes Budget für Abonnements der vielen Streaming-Angebote zur Verfügung. Insbesondere in Zeiten der Inflation und Unsicherheiten in Bezug auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung kann es schon einmal vorkommen, dass das ein oder andere Streaming-Abo gekündigt werden muss, um sicherzustellen, dass genügend Geld für Nahrungsmittel und Energie vorhanden ist. In Verbindung mit Effekten wie den Folgen des Krieges in der Ukraine hat dies zuletzt vor allem Netflix zu spüren bekommen, nachdem der langjährige Marktführer und Branchenpionier viele Jahre auf einer Erfolgswelle geritten ist.

Der Kater danach

Die Euphorie rund um Streaming-Dienste wurde in Zeiten der Corona-Krise verstärkt. Plötzlich hatten die Menschen aufgrund von Lockdowns viel mehr Zeit zum Schauen von Filmen, Serien oder Dokumentation. Dies hatte die Abonnentenzahlen bei Netflix, aber auch bei anderen Streaming-Diensten, in die Höhe schießen lassen.

Im ersten Quartal 2020 kamen netto 15,77 Millionen neue Netflix-User hinzu. Im zweiten Quartal 2020 stieg die Zahl der zahlenden Kunden noch einmal um 10,09 Millionen. Im gesamten, von der Corona-Krise und Lockdowns beherrschten Jahr 2020, konnte Netflix insgesamt 36,57 Millionen neue User begrüßen.

Doch inzwischen ist nach dem Corona-bedingten Hoch in der gesamten Branche, insbesondere aber bei Netflix, Ernüchterung eingekehrt. Dies machte sich gleich in verschiedener Weise bemerkbar. Im ersten Quartal 2022 hatte Netflix zum ersten Mal seit mehr als zehn Jahren einen Rückgang bei den Abonnentenzahlen vermeldet.

Im zweiten Quartal verlor man weitere zahlende Kunden. Zwischen April und Juni 2022 wanderten netto knapp 1 Million Netflix-User ab. Dies sorgte sogar dafür, dass Konkurrent Disney+ Netflix in einer Kategorie überholen konnte. Ende Juni 2022 hatte Netflix 220,67 Millionen Abonnenten. Der Medienriese Disney brachte es mit seinen Angeboten Disney+, dem Sportangebot ESPN+ und Hulu auf 221,1 Millionen User.

Netflix muss reagieren

Die rückläufigen Abonnentenzahlen führten dazu, dass man bei Netflix einige lange Zeit für ausgeschlossen gehaltene Maßnahmen ergriff. Zunächst wurde dem sogenannten Password-Sharing der Kampf angesagt, während selbst das Tabu der werbefinanzierten Inhalte fallen musste. Dabei war dies etwas, worüber sich das Netflix-Management in der Vergangenheit sogar lustig gemacht hatte. Doch nun wurden die vorherigen Bedenken gegenüber solchen Angeboten über Bord geworfen.

Beim Etablieren eines günstigeren werbefinanzierten Abonnements für Verbraucher zusätzlich zu den bisherigen werbefreien „Basis“-, „Standard“- und „Premium“-Tarifen konnte Netflix Microsoft als globalen Partner für Werbetechnologie und Vertrieb gewinnen. Ziel ist es laut Konzernangaben, mehr Auswahl für die Verbraucher und ein erstklassiges, überdurchschnittliches TV-Markenerlebnis für die Werbetreibenden zu schaffen. Die Hauptangebote bleiben weiterhin werbefrei. Das bald eingeführte werbefinanzierte Angebot soll unter anderem eine Reaktion auf die gestiegenen Ausgaben für Streamer sein.

Neuer Dienst

So führt das Netflix-Management an, dass die Kennzahl ARM (Average Revenue per Membership), der durchschnittliche Umsatz pro User, seit 2013 bis zum Jahr 2021 im Schnitt pro Jahr um etwa 5 Prozent zugelegt hat. Anfang 2023 soll es mit dem neuen Dienst losgehen. Dabei hat man zunächst einige Märkte im Blick, in denen man sich hohe Werbeeinnahmen erhofft.

Mit der Zeit soll sich der Dienst derart entwickeln, dass er das Erlebnis des linearen werbefinanzierten Fernsehens übertreffen kann. Netflix selbst erhofft sich dank des niedrigeren Preises mehr User. Zudem sollen die Werbeeinnahmen die Ergebnisse des Konzerns verbessern. In diesem Bereich hat Netflix reichlich Nachholbedarf.

Paid Sharing und Ad-Supported-Plan

Der Wachstumskurs der vergangenen Jahre gestaltete sich sehr kapitalintensiv. Die vielen Eigenproduktionen sowie der Vorstoß in immer neue Ländermärkte drückten auf die Profitabilität. Nun will man Anlegern auch in Sachen Rentabilität wieder mehr bieten. Netflix setzt jedoch nicht nur bei den werbefinanzierten Angeboten an. Für den Konzern ist das sogenannte Password-Sharing in letzter Zeit zu einem großen Problem geworden.

Als Netflix zu Hochzeiten der Corona-Krise neue User scharenweise begrüßen konnte, hatte man sich nicht allzu sehr darum sorgen müssen, dass Nutzer Freunden oder Familienmitgliedern, die nicht im gleichen Haushalt wohnten, das Passwort für ihren Netflix-Zugang überließen und somit Netflix Einnahmen kosteten. Nach den zwischenzeitlichen Verlusten von Netflix-Usern will man jedoch mehr gegen diese Praxis tun.

Das Unternehmen schätzt, dass derzeit mehr als 100.000 Haushalte Netflix nutzen, jedoch nicht direkt für den Dienst zahlen würden. Um diese besser zu monetarisieren und mehr Menschen, die Netflix heute bereits nutzen, auch dazu zu bekommen, dafür zu bezahlen, soll beispielsweise das neue günstigere werbefinanzierte Angebot helfen.

Netflix macht den Feldversuch

Zudem laufen in Lateinamerika Pilotprojekte zum Thema Paid Sharing. Bereits im März 2022 wurde in Chile, Costa Rica und Peru das Feature „add extra member“ eingeführt. In Argentinien, der Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala und Honduras ging „add a home“ an den Start. Im Fall des letzteren soll Netflix zunächst lediglich in einem Haushalt genutzt werden dürfen. Weitere Haushalte können hinzugefügt werden.

In Argentinien beispielsweise für 219 Pesos (umgerechnet 1,60 Euro) im Monat. In der Dominikanischen Republik, El Salvador, Guatemala und Honduras kostet das Zubuchen eines weiteren Haushaltes jeweils 2,99 US-Dollar pro Monat. Netflix-User mit einem „Basic“-Tarif können einen weiteren Haushalt hinzufügen, im Fall des „Standard“-Abos bis zu zwei und bei „Premium“ bis zu drei weitere Haushalte. Mit den zusätzlichen Einnahmen, die sich Netflix aus den neuen Angeboten erhofft, soll unter anderem die Profitabilität angekurbelt werden.

Zu diesem Zweck hatte das Unternehmen bereits die Kosten gesenkt und an das niedrigere Wachstum infolge des stärkeren Wettbewerbs angepasst. Woran man derzeit jedoch nicht rütteln will, sind die Praktiken, Blockbuster-Filme nicht im Kino, sondern bei Netflix auszustrahlen sowie sämtliche Folgen einer Staffel einer Serie gleich auf einen Schlag zu veröffentlichen. Wir dürfen gespannt sein, ob User Netflix dafür danken werden.

Der Branchenüberflieger

Am Beispiel Netflix zeigt sich, wie rau und überfüllt der Streaming-Markt inzwischen ist. Allerdings ist es selbst im Fall des derzeitigen Branchenüberfliegers Disney nicht so, dass alles rund laufen würde. Die Bereitstellung der vielen Inhalte geht ganz schön ins Geld.

So weitete Disney den operativen Verlust im dritten Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 (Ende 2. Juli) im Bereich Direct-to-Consumer auf 1,06 Mrd. US-Dollar aus, nachdem dieser im Vorjahreszeitraum bereits 293 Mio. US-Dollar betragen hatte. Hierfür machte das Management höhere Programm-, Produktions-, Technologie- und Marketingkosten bei Disney+ und den anderen Diensten verantwortlich.

Zu diesen Kosten zählen beispielsweise höhere Ausgaben für Übertragungen von Cricket-Spielen. Als Reaktion wird Disney unter anderem die Abo-Preise anheben.

Hierzulande wäre eine solche noch keine große Sache, da man mit 8,99 Euro im Monat gegenüber Netflix und seinen 12,99 Euro beim „Standard“-Tarif deutlich günstiger aufgestellt ist. In den USA wurden die Abo-Preise jedoch bereits von 7,99 auf 10,99 US-Dollar erhöht. Zudem ist davon auszugehen, dass es nicht die letzten Preiserhöhungen sein werden.

Disney zieht nach

Auch dies ist ein Grund, warum Disney bereits mit einem werbefinanzierten Angebot reagiert hat, das am 8. Dezember dieses Jahres in den USA und im kommenden Jahr im Rest der Welt an den Start gehen soll. Das neue werbefinanzierte Angebot ist für das Unternehmen unter anderem ein wichtiger Baustein auf dem Weg zum Ziel, im Jahr 2024 eine Zahl von 215 bis 245 Millionen Abonnenten zu erreichen.

Zum Ende des ersten Halbjahres 2022 lag diese Zahl im Fall von Disney+ bei 152,1 Millionen und zusammen mit ESPN+ und Hulu bei 221,1 Millionen. Allerdings hatte man sich ursprünglich ein Ziel von 230 bis 260 Millionen Usern im Jahr 2024 vorgenommen. Die kürzlich gesenkte Prognose zeigt, dass auch Disney mit dem harten Wettbewerb im Streaming-Bereich sowie der Abkühlung nach COVID-19 zu kämpfen hat.

Dafür soll Disney+ laut Unternehmensprognose zum Ende des kommenden Geschäftsjahres profitabel sein. Dies soll unter anderem gelingen, indem User trotz höherer Preise gehalten und neue angezogen werden. In dieser Hinsicht hat Disney+ zwar nicht die Diversität an Programminhalten wie Netflix zu bieten, kann aber mit beliebten Franchises wie den Marvel-Superheldenfilmen oder dem Star Wars-Universe aufwarten.

mE-FAZIT

Der harte Wettbewerb, die Inflation sowie das Ende des Corona-bedingten Hochs haben im Streaming-Segment für ein raues Umfeld gesorgt. Der langjährige Branchenprimus Netflix hat es dabei besonders schwer. Seine Konzentration auf das Streaming kann Vor- und Nachteil zugleich sein, während Konkurrenten wie Apple, Walt Disney oder Amazon in vielen anderen Bereichen tätig sind. Dabei lassen sich auch viele Synergien nutzen. Apple bewegt sich im Hardware-Bereich auf die Marke von 2 Milliarden installierten Geräten wie iPhones oder iPads zu.

Damit ergibt sich ein großes Potenzial, auf diesen auch allerhand Dienste von Apple wie Apple TV+ zu nutzen. Amazon verknüpft seine Paketdienstleistungen wiederum mit Amazon Prime Video, während Disney mit Geschäften außerhalb des Streaming-Bereichs aufwarten kann. Aufgrund der Konzentration auf das Streaming dürfte im Fall von Netflix der Abstand zwischen Erfolg und Misserfolg höher bleiben und damit die Kursbewegungen der Netflix-Aktie höher sein als im Fall von Disney, Amazon oder Apple.

 

Bildquelle: Pressefoto Netflix