Konjunktursorgen zwingen Notenbanken zu Pause bei Leitzinserhöhungen

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Für die Eurozone, Deutschland und andere Eurostaaten werden in dieser Woche erste Schätzungen für den Anstieg der Verbraucherpreise im November veröffentlicht. Zudem folgt die Entwicklung der Erzeugerpreise in der Eurozone für Oktober. Diese wird leicht rückläufig erwartet, wie bei gerade veröffentlichten Daten für Deutschland.

Preisdruck in der Produktion nimmt ab

Während die Preisdynamik auf Verbraucherebene zumindest in Deutschland vorerst sehr hoch bleiben wird, da erhöhte Energiekosten erst sukzessive auf die Endverbraucher durchgereicht werden, nimmt in der Produktion der Preisdruck mittlerweile klar erkennbar ab. Trotzdem wird die EZB im Dezember wohl noch eine weitere Leitzinserhöhung um 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte vornehmen.

Gleiches erwarten wir von der US-Notenbank Fed, wenngleich die US-Inflation ihren Höhepunkt bereits vor Monaten überschritten hat. Zudem hat die zinsinduzierte und aufgrund einer schwächeren globalen Wirtschaftsdynamik erkennbare wirtschaftliche Abkühlung deutlich zugenommen. Dies zeigt auch der S&P Global Einkaufsmanagerindizes, der zuletzt deutlich unterhalb der Expansionsmarke von 50 Punkten berichtete.

Blick auf den Arbeitsmarkt

Der noch fehlende Beleg für einen nachlassenden Preisdruck ist bisher noch der Arbeitsmarkt. Daher werden Marktteilnehmer in dieser Woche besonders auf die Veröffentlichungen der Stellenangebote und des Arbeitsmarktberichts schauen. Erwartet werden weniger offene und weniger neu geschaffene Stellen sowie eventuell ein leichter Anstieg der Arbeitslosigkeit. Auch der ISM Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitendes Gewerbe sowie die von der Fed viel beachteten PCE-Preisdaten für Oktober dürften die nachlassende Wachstums- und Preisdynamik untermauern.

Damit wird nach einer weiteren Leitzinserhöhung – möglicherweise um nur 0,50 Prozentpunkte – im Dezember vonseiten der Fed eine Pause bei den Leitzinserhöhungen zum Jahresanfang immer wahrscheinlicher. Damit will die Fed die volle Wirkung des bisherigen geldpolitischen Straffungszyklus abwarten und eine zu starke Bremsung der Volkswirtschaft verhindern.

Es ist daher absehbar, dass Marktteilnehmer sich über den Jahreswechsel hinweg wieder verstärkt Konjunkturindikatoren und der Analyse der voraussichtlich schwächeren Unternehmensgewinne widmen werden. Sowohl die weitere Jahresendrallye als auch der Jahresstart dürften vor diesem Hintergrund eher verhalten ausfallen.

Ein Kommentar von Carsten Mumm
Er ist Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Das Traditionshaus mit Sitz in Hamburg und München setzt auf qualifizierte und umfassende Beratung für vermögende Privatkunden, Unternehmer, Immobilienkunden und institutionelle Kunden.

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