Privatanleger wenden sich von Gold ab

Trend bei Edelmetallpreise zeigt wieder nach oben

(Bildquelle: unsplash / Zlaťáky.cz)

Die Assetklasse Gold ist seit jeher unter Investoren auch ein Teil einer bestimmten Anlagephilosophie. Gold-Fans werden nicht müde, die Vorteile des seltenen Edelmetalls aufzuzählen: Gold ist schön, Gold ist selten, Gold ist wertvoll und beständig. Seit Jahrtausenden zieht das glänzende Edelmetall Menschen wegen dieser Eigenschaften in seinen Bann.

Gold bleibt für viele Anleger die Krisenwährung – trotz regelmäßiger Schwächephasen

Heute stellt Gold für einen Teil der Anleger daher den klassischen „sicheren Hafen“ dar, die „Krisenwährung“ schlechthin – selbst wenn der Goldpreis immer wieder in den vergangenen Jahrzehnten regelmäßig Schwächephasen verzeichnete.

Ein Beispiel hierfür gab es zwischen 2011 und der ersten Jahreshälfte 2019. Nachdem die Notierungen für Gold im September 2011 auf einen neuen historischen Höchststand bei 1.911 US-Dollar je Feinunze kletterten, wechselte Gold in den Konsolidierungs-Modus. Dabei verzeichnete der Goldkurs bis zum Dezember 2015 einen Rücksetzer um 45 Prozent auf 1.043 US-Dollar. Es folgte ein mehr als drei Jahre andauernder Seitwärtslauf in der Spanne zwischen 1.150 und 1.350 US-Dollar.

Goldpreis aktuell wieder einmal im Kommen

Zurück zum heute. Ende November 2022 lag der Goldpreis bei 1.768 US-Dollar pro Feinunze und notierte damit 8,3 Prozent höher als zuvor. Beim kleinen „Bruder“ Silber stieg der Preis ebenfalls im November und beendete den Monat mit 22,20 US-Dollar pro Feinunze, ein Plus von 15,9 Prozent.

„Nach einer Bodenbildung haben die Edelmetalle wieder einen Aufwärtstrend eingeläutet: dabei ist auffällig, dass der Silberpreis schneller gestiegen ist als der Goldpreis. Diese Entwicklung spiegelt das zunehmende Interesse spekulativ orientierter Anleger wider“, meint Martin Siegel, Edelmetallexperte und Geschäftsführer der Stabilitas GmbH.

Wer als Anleger in Minen-Aktien investiert ist, wird im November eine analoge Entwicklung bei den Aktien der Minenbetreiber beobachtet haben. Sie entwickelten sich analog zu den Edelmetallen – ebenfalls wieder auf höherem Niveau. „Die Minenaktien zeigten dabei den für eine gesunde Aufwärtsbewegung typischen Hebel und sind daher schneller gestiegen als der Goldpreis selbst“, so Siegel weiter.

Die Anlegerstimmung ist gekippt

Trotz der positiven Preisentwicklung bei Gold scheinen sich augenscheinlich die Privatanleger vom Edelmetall abzuwenden. Demnach ist der SERIX-Stimmungsindikator für Gold im November mit einem Wert von 98 in den bärischen Bereich gefallen – im Mai erreichte Gold noch den Rekordwert von 116 Punkten. Das geht aus den Stimmungsdaten von Spectrum Markets, der paneuropäische Handelsplatz für verbriefte Derivate mit Sitz in Frankfurt, hervor.

Der SERIX-Wert zeigt die Stimmung der Privatanleger an, wobei eine Zahl über 100 für eine optimistische Stimmung und eine Zahl unter 100 für eine negative Stimmung steht.

„Während die Märkte von großer Unsicherheit geprägt sind, konnten wir einen Rückgang bei der Volatilität sowie einige geopolitische und makroökonomische Entwicklungen, welche die Anleger zu beruhigen scheinen, beobachten. Diese Faktoren haben das Interesse an Vermögenswerten verringert, die normalerweise als sicherer Hafen geschätzt werden“, erläutert Michael Hall von Spectrum Markets.

So einen kleinen Barren Gold im eigenen Depot? Viele Anleger sehen das Edelmetall als wichtige Krisen-Währung an. (Bildquelle: Pressefoto © Deutsche Bundesbank)

Es gibt genug Krisen – aber auf Gold setzen nicht alle Anleger

Unmittelbar nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine im Februar flüchteten demnach Privatanleger in Gold. Dies führte dazu, dass die SERIX-Stimmungszahlen für Gold über mehrere Monate hinweg anstiegen. Im Mai erreichte die positive Stimmung für Gold ein Rekordhoch von 116 Punkten.

Seitdem ist der Wert kontinuierlich gesunken und im vergangenen Monat nun erstmals wieder in den negativen Bereich eingetreten. „Es mag angesichts des anhaltenden Krieges in der Ukraine überraschen, dass Gold im November insgesamt nicht so stark von Privatanlegern nachgefragt wurde, wie man es von einem traditionellen Krisenwert erwarten würde“, so Hall.

Einen leichten Lichtblick habe es jedoch am Ende des Monats gegeben, als die Stimmung wieder leicht nach oben tendierte. „Es sind mehrere Faktoren im Spiel, welche das Verhalten der Anleger beeinflussen dürften. Ein Faktor ist durch den Krieg selbst bedingt: Der gestörte Öl- und Gasmarkt löste in ganz Europa hohe Inflationsraten aus, worauf die Zentralbanken mit Zinserhöhungen reagierten. In einem Hochzinsumfeld werden andere Vermögenswerte tendenziell als attraktiver wahrgenommen als Gold, und so haben wir in den letzten Monaten sinkende Goldpreise gesehen, obwohl die Inflation Rekordhöhen erreicht hat“, sagt Hall weiter.

Wer denn Goldpreis beeinflusst

Letztlich ist jedoch kaum der Privatanleger entscheidend für die Entwicklung des Goldpreises. Da Gold an Rohstoffbörsen wie unter anderem der New York Mercantile Exchange (NYMEX) gehandelt wird, ergibt sich der Kurs hier genau wie bei einer Aktie durch das Verhältnis von Nachfrage zu Angebot. Auf der Nachfrageseite lassen sich bei Gold fünf Hauptsektoren identifizieren.

Die mit Abstand größte Goldnachfrage kommt nach wie vor aus der Schmuckindustrie. Die dominierenden Märkte für Goldschmuck sind dabei China und Indien. Dies liegt nicht nur an den hohen Bevölkerungszahlen dieser Länder, sondern insbesondere auch daran, dass hier Goldschmuck nicht nur als Zierde oder Statussymbol gekauft wird, sondern auch als traditionelle Form der Wertanlage genutzt wird.Weitere wichtige Märkte für Goldschmuck sind die USA, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

Das zeigen auch die aktuellen Zahlen des World Gold Council. Zumindest spiegeln die Aktivitäten im Oktober gemäß den Daten die Tendenz vieler Regierungen wider, ihre Goldreserven angesichts der anhaltenden Volatilität der Weltwirtschaft aufzustocken – wobei kein Land Nettoverluste vermeldete.

Die Zukäufe wurden laut dem Council im Oktober von den Vereinigten Arabischen Emiraten angeführt, mit einem Anstieg der Nettogoldreserven um 9,3t auf 74t. In der weltweiten Gesamtmenge machen die Bestände des Landes dennoch lediglich 3,3 Prozent aus.

China spielt am Goldmarkt seit Jahren eine wichtige Rolle

Wie die Zahlen des World Gold Council zeigen, dürfte auch China als großer Gold-Käufer zuletzt aktiv gewesen sein. Ein Argument könnte hier sein, dass China seit 2019 kontinuierlich US-Dollar-Bestände und US-Anleihen verkauft hat und gleichzeitig seinen Gold-Bestand aufgestockt hat.

Ziel dürfte es dabei gewesen sein, sich gegenüber den USA politischen Manövrierraum zu verschaffen, denn Gold ist mit keinem Land direkt verbunden, im Gegensatz zur US-Währung Dollar. Denn das Währungsrisiko ist hier für Chinas Notenbank vorhanden.

Die Börsenplatz-Metropole Shanghai: China spielt seit längerem eine wichtige Rolle am Goldmarkt. (Bildquelle: unsplash / Edward He)

Da sich der Goldpreis oft umgekehrt zum Dollar-Kurs entwickelt, kann das Edelmetall auch als Währungsabsicherung dienen. Angesichts der geopolitischen Risiken, weiterhin verhältnismäßig niedriger Anleihenrenditen, des wachsenden globalen Schuldenbergs und der Sorge um einen weltweiten Konjunktureinbruch dürfte Gold auch weiterhin begehrt bleiben.

mE-Fazit

Natürlich können es Anleger den Notenbanken gleichtun und ebenfalls auf Gold setzen, um ihr Anlagerisiko zu streuen und von langfristig steigenden Goldkursen zu profitieren. Am Ende wird Gold das bleiben, was es schon immer war: Ein Sachwert, der aufgrund seiner Tradition für viele private Investoren die gewisse Portion Sicherheit im Depot darstellt – mehr aber auch nicht.

ETCs sind bei Gold-Anlegern beliebt

Wer mit Gold langfrstig Rendite machen möchte, sollte dafür lieber einen Blick auf Goldminengesellschaften werfen. Eine weitere Option für ein Gold-Investment stellen die sogenannten Exchange Traded Commodities (ETCs) dar. Dies sind Inhaberschuldverschreibungen, mit denen Anleger die Goldpreisentwicklung in ihrem Depot abbilden können. ETCs lassen sich dabei wie eine Aktie über die Börse kaufen und verkaufen. Zu den bekanntesten Gold-ETCs in Deutschland, die mit physischen Goldbeständen besichert sind, zählen Xetra-Gold und Euwax-Gold. Letzteres feierte zuletzt den 15. Geburtstag.