Was bringt die neue LNG-Strategie?

Europa setzt auf Flüssiggas

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Seit Februar 2022 hat sich die Versorgungslage in Bezug auf Gas in Europa grundlegend geändert. Der Kontinent benötigt weiterhin Erdgas, will dieses jedoch verstärkt über Flüssiggasterminals und nicht über russische Pipelines beziehen. Der Aufbau der entsprechenden Infrastruktur sorgt auch bei Investoren für einiges an Interesse.

Immer mehr neue Flüssiggasterminals

Der Winter 2022/23 begann hierzulande sehr mild, sodass die Sorgen vor einer Mangelversorgung beim Thema Energie etwas abgenommen hatten. Darüber hinaus wurden allen voran die deutschen Gasspeicher schneller als erwartet gefüllt. Entsprechend hatte auch bei den Gaspreisen zeitweise wieder eine Entspannung eingesetzt. Nun, da die Temperaturen Richtung Weihnachten und Neujahr sinken könnten, dürften auch die Sorgen vor einer erneuten Energiekrise zunehmen.

Etwas beruhigend dürfte daher der Umstand wirken, dass europäische Länder beim Bau von Flüssiggasterminals vorankommen. Diese sollen das über Pipelines aus Russland bezogene Erdgas ersetzen. Deutschland erreichte dabei nun einen wichtigen Meilenstein. In Wilhelmshaven wurde der bundesweit erste Anleger für die Ankunft von Schiffen mit Flüssigerdgas fertiggestellt. Die Inbetriebnahme ist für den Jahreswechsel 2022/2023 geplant. Fünf weitere Flüssiggas-Terminals werden derzeit realisiert. Angesichts der Vielzahl von LNG-Projekten wurden in Deutschland zuletzt sogar Stimmen laut, die diese als zu umfangreich kritisieren.

Eine Studie des Umwelt-Think-Tanks „New Climate Institute“ mit Sitz in Köln kommt zu dem Ergebnis, dass der Bau der Anlagen im Widerspruch zu den Klimazielen stehen würde. Der Chef der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, argumentierte jedoch im ARD-„Morgenmagazin“, dass Deutschland auch eine Verantwortung für Länder ohne Küsten wie Österreich oder Tschechien habe. Zudem könnten die Terminals später auf Wasserstoff umgerüstet werden.

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USA geben den Ton an

Auch ohne Meeresküsten ist LNG in Österreich ein wichtiges Thema. Das Land verlässt sich dabei jedoch nicht nur auf Nachbarn wie Deutschland. Im Oktober hatte der teilstaatliche Öl- und Gaskonzern OMV eine Vereinbarung mit der Abu Dhabi National Oil Company (ADNOC) zur Lieferung von LNG abgeschlossen. Die Schiffsladung LNG aus Abu Dhabi ist für die Heizsaison 2023/24 gedacht. Zu diesem Zweck soll verflüssigtes Erdgas in Rotterdam angeliefert werden. Pipelines sollen es dann in einer regasifizierten Form nach Österreich befördern.

Auch in der Schweiz ist das Thema Erdgas auf der Tagesordnung. Das Land hat keine eigenen Gasspeicher, bucht diese aber in seinen Nachbarländern. Ziel ist es beispielsweise, dass die physische Reserve 15 Prozent (rund 6 Terawattstunden, TWh) des jährlichen Gasverbrauchs der Schweiz (rund 35 TWh) abdecken soll. Das viele LNG muss in Zukunft auch irgendwo herkommen. Katar oder Australien sind wichtige Lieferländer. Doch bereits jetzt haben sich die USA zum bedeutendsten LNG-Exporteur gemausert.

Das Land hat in den vergangenen Jahren einige Terminals zur Umwandlung von Gas in eine flüssige Form hochgezogen, während die Fracking-Industrie für reichlich Nachschub sorgt. Für Anleger ist das Thema LNG inzwischen auch von Interesse. Ein entsprechendes Investmentvehikel stellt das Index-Zertifikat auf den Börse Online Flüssiggas Index® (WKN: DA0ABT / ISIN: DE000DA0ABT2) dar. Dort sind Unternehmen zusammengefasst, die sich mit Themen wie Transportschiffen- und Behälter, dem Betrieb von Häfen und Umschlagplätzen sowie Technologien zur Verflüssigung und Regasifizierung des Rohstoffs beschäftigen.

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