Märkte am Donnerstag: DAX bricht nach EZB-Entscheid ein

US-Notenbank gibt keine Entwarnung, die EZB auch nicht

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Die FOMC-Sitzung der US-Notenbank ist vorüber und mit der Erhöhung des Leitzinsbandes um 50 Basispunkte ist dies auch im Rahmen der Erwartungen ausgefallen. Das war jedoch keine Überraschung, dafür aber der eine Satz von Fed-Chef Jerome Powell: Der Inflationsdruck habe zuletzt zwar nachgelassen, es könne aber noch keine Entwarnung gegeben werden. Ins gleiche Horn blies heute Christine Lagarde. Die EZB-Präsidentin bereitete die Märkte auf weitere Zinsschritte vor. Keine guten Nachrichten für die Anleger.

EZB erhöht Zinsen wie erwartet

Nachdem die Fed bereits das Tempo drosselte, folgte heute die EZB. Der Leitzins wurde um 50 Basispunkte auf 2,50 Prozent erhöht. Für März 2023 wurde zudem angekündigt, nicht mehr alle auslaufenden Anleihen aus dem Kaufproramm APP zu erneuern. Anders gesagt: Papiere im Umfang von 15 Mrd. Euro pro Monat laufen aus.

Die Europäische Zentralbank hat über das weitere, geldpolitische Vorgehen. (Bildquelle: markteinblicke.de)

Die EZB macht sich weiterhin Sorgen um die Inflation

Hetal Mehta, Senior European Economist bei Legal & General Investment Management (LGIM), kommentiert die Entscheidung der EZB: „Die EZB stellt alle Signale auf restriktiv: Mit dem Hinweis, dass die Zinssätze deutlich weiter steigen müssen und dass sie im Frühjahr mit der quantitativen Straffung beginnen werde, schließt die EZB zu anderen Zentralbanken auf, die ebenfalls die Zügel angezogen haben. Der Grund: Obwohl sich der Euroraum höchstwahrscheinlich bereits in einer Rezession befindet und obwohl die kurzfristigen Spotpreise für Energie in den letzten Monaten gesunken sind, macht die EZB sich weiterhin Sorgen um die Inflation.“

Jill Hirzel, Investment Specialist bei Insight Investment von BNY Mellon Investment Management, ergänzt: „Unserer Ansicht nach wird es 2023 keine Zinssenkungen geben – die EZB wird die Zinsen trotz der Konjunkturabschwächung weiter anheben und sie auf einem Niveau halten, das das Wachstum im Laufe des Jahres fördern wird. Die Europäische Zentralbank hat ihre Inflationsprognosen für die Jahre 2023 und 2024 angehoben. Zudem hat sich Christine Lagarde zur Notwendigkeit ‚signifikanter‘ Zinserhöhungen geäußert. Wir sind der Ansicht, dass dies auf weitere Zinsschritte um 50 Basispunkte hindeutet, um das Vertrauen der Märkte zu gewinnen, dass die Inflation auf die Zielmarke zurückgeht.“

DAX schließt unter 14.000er-Marke

Dass der DAX sich selten von den Wall Street-Vorgaben löst, ist kein Geheimnis. Daher wundert es auch nicht, dass die deutschen Anleger nach dem EZB-Entscheid auf den Verkaufsbutton bei ihren Aktienpositionen drücken. Der DAX verlor am Tag des EZB-Entscheids drastisch und meldete am Ende ein Minus von 3,28 Prozent auf 13.986,23 Zähler. Damit wurde die wichtige 14.000er-Marke nicht gehalten.

DAX long DAX short
WKN VP1RJ9 VP5Q6K
Basispreis (Strike) 9.715,35 18.537,83
Knock-out-Barriere 9.800,00 18.360,00
Letzter Bewertungstag Open End Open End
Hebel 3,25 3,12
Kurs (15.12.2022 17:39) 42,88 € 45,35 €

Die Reaktion der Anleger erstaunt Experten nicht so sehr. Die Helaba schrieb schon vor Börsenbeginn in einem Kommentar. „ Im Vorfeld der EZB-Entscheidung dürfte nun erneut nur verhaltene Marktdynamik aufkommen. Marktseitig wird etwas mehr als 50 Basispunkte bei der EZB eingepreist und zudem gehen die meisten Auguren davon aus, dass die Geldpolitiker sich in Richtung QT bewegen werden, unabhängig davon, ob es bereits einen klar definierten Fahrplan dazu gibt.“

Die temporäre Volatilität bleibt im Markt

Per saldo sollte die Ratssitzung keine wesentliche Neubewertung an den Märkten nach sich ziehen, temporäre Volatilität könne aber nicht ausgeschlossen werden, so die Helaba weiter. Marktexperte Robert Halver wiederum schreibt in seiner aktuellen Kolumne: „Was die Rute von Knecht Ruprecht für Kinder, sind die Zinserhöhungen der Notenbanken für Anleger“. Schöner kann man es eigentlich nicht vergleichen…