Die stillen Stars des Börsenjahres 2023

Drei gute Gründe für konservative Qualitätswerte

(Bildquelle: unsplash / Behnam Norouzi)

„Langweilige“ Aktien könnten im kommenden Jahr Anlegern das wiedergeben, was sie 2022 vielfach nicht bekommen haben – eine solide Rendite. Der Fokus liegt hierbei auf konservativen Qualitätswerten, die mit Dividenden glänzen können. Es gibt drei gute Gründe dafür.

2022 gehört zweifelsohne zu einem herausfordernden Börsenjahr. Als DAX-Anleger war man noch in der ersten Handelswoche happy, schaffte es doch der Deutsche Aktienindex, die Marke von 16.000 Punkte zu knacken. 350 Tage später wissen wir: Das war es mit der Happiness auf dem Parkett fürs gesamte Jahr gewesen. Das Umfeld war für viele „Sonnenscheinanleger“ von heute auf morgen ein komplett neues.

Mit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine fielen die Kapitalmärkte sukzessive ins Bodenlose: Ein unerwarteter Krieg, hohe Inflation und steigende Zinsen – da wurden viele Investoren nervös. Auf einmal wurde der Aktienmarkt augenscheinlich auch nur noch von den Notenbanken und deren Zinsentscheiden beeinflusst. Die einst geliebten NASDAQ-Tech-Werte flogen aus den Depots und die Suche nach neuen Positionen für das eigene Portfolio fing an.

2022 gehört zweifelsohne zu einem herausfordernden Börsenjahr. (Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Das Comeback der Dividendenstrategie

Für einen Langfristanleger könnten sich genau jetzt Optionen ergeben, bei vielen Substanzwerten (günstiger) einzusteigen. „Insgesamt hat das krisenreiche Jahr 2022 die Möglichkeiten für langfristig denkende Anleger erhöht. Aktien sind günstiger geworden und das Comeback der Anleihen eröffnet Investoren neue Optionen“, sagt Nermin Aliti von Laureus Privat Finanz. Eine Möglichkeit als Anleger das – eventuell auch stürmische – Jahr 2023 anzugehen, ist auf einen Klassiker-Strategie der Aktienanlage zu setzen: Die Dividendenstrategie.

Dividenden: Bei Rezessionsdruck stabiler als Gewinne

Auch wenn die Fed und die EZB die Zinsdynamik etwas zurücknehmen, das Umfeld für die Aktienmärkte bleibt 2023 nach wie vor schwierig. Denn „der Konjunkturhimmel verdüstert sich zunehmend: Die Rezessionsgefahr ist aufgrund der erhöhten Inflation, dramatisch angewachsener Energiekosten und der steigenden Zinsen real“, erklärt Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management. Für Aktieninvestoren ist es laut dem Experten in diesem Umfeld sinnvoll, auf Aktiensegmente zu setzen, die sich als resistenter als andere erwiesen haben. Dazu zählen aus Sicht von Tilmann Galler vor allem Dividendenstrategien. Gleich drei Gründe sprechen aktuell für sie: Widerstandsfähigkeit bei Rezessionen, Inflationsschutz und Bewertung.

Vor Rezessionen dreht die Wertentwicklung von Aktien nach Analyse des Market Insights Teams rund um Tilmann Galler häufig ins Negative: „Der Gewinn pro Aktie sinkt, da Verbraucher und Unternehmen ihre Ausgaben einschränken. Die Gewinnspannen sinken und die Unternehmen versuchen, mit Kostenkürzungen wettbewerbsfähig zu bleiben. Die Erfahrungen der Vergangenheit zeigen jedoch, dass Dividenden unter dem Druck einer Rezession stabiler bleiben als die Gewinne“, erklärt der Ökonom. Unternehmen mit hohen Dividendenausschüttungen kürzten nur ungern ihre Dividende, selbst bei sinkenden Gewinnen, weil die Reaktion der Investoren auf eine Kürzung meist sehr negativ sei. Infolgedessen stiegen die Ausschüttungsquoten – also das Verhältnis der Dividenden zu den Gewinnen – in Rezessionszeiten sogar tendenziell an.

Hersteller von Konsumgütern wie Putzmittel sind in der Regel ganz vorne in den Listen für Dividendenaktien zu finden. (Bildquelle: Pixabay / fotoblend)

Unternehmen mit hohen Dividendenzahlungen im Vorteil

„Während wir uns wohl dem Beginn einer neuen Rezession nähern, ist es bemerkenswert, dass die Ausschüttungsquoten derzeit auf einem besonders niedrigen Niveau liegen. Der Puffer, bevor sich die Unternehmen zu einer Dividendenkürzung entschließen, ist deshalb aktuell besonders hoch. Unternehmen, denen es gelingt, unter schwierigen Umständen eine stabile oder sogar steigende Dividende zu zahlen, legen in Rezessionszeiten in der Regel eine bessere Wertentwicklung vor“, führt Tilmann Galler weiter aus.

Hinzukommt, dass viele Unternehmen mit konstant hohen Dividendenzahlungen im Allgemeinen den Vorteil haben, „dass die Nachfrage nach ihren Waren und Dienstleistungen relativ unelastisch ist, was ein hohes Maß an Preissetzungsmacht verleiht“, so Galler weiter. In Zeiten hoher Inflation habe das den Vorteil, dass sie höhere Preise leichter weitergeben können. „Wenn es zu einer Rezession kommt, können sie ihre Verkaufspreise beibehalten, ohne dass die Nachfrage zu sehr leidet. Das Ergebnis sind robustere Cashflows selbst während einer Stagflation“, erklärt Galler.

Günstige Bewertung lädt zum Investieren ein

Ein weiteres Argument für Anleger mit einem langfristigen Horizont in dividendenstarke Unternehmen zu investieren, ist deren aktueller Status Quo. Die Bewertungen von globalen dividendenstarken Unternehmen sind im historischen Kontext weiterhin günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) liegt mit 12,9 unter der Gesamtmarktbewertung von 15,8 und signifikant unter dem KGV der Wachstumswerte von 21,1.

Die Bewertungen von globalen dividendenstarken Unternehmen sind im historischen Kontext weiterhin günstig. (Bildquelle: Pixabay / stevepb)

„Auch im Hinblick auf das neue Zinsumfeld sind Dividendenaktien attraktiver geworden. Bei steigenden Zinsen verändern sich gerade die Bewertungen der Wachstumswerte signifikant. Denn diese beruhen oft auf Gewinnen, die in der Zukunft liegen. Bei steigenden Zinsen werden diese aber stärker diskontiert und verlieren an Wert: Aktien mit hoher Ausschüttung sind von dieser Entwicklung weniger stark betroffen“, stellt Kapitalmarktexperte Galler fest.

In der aktuellen stagflationären Konjunkturphase versprechen Dividendenaktien deshalb mehr Stabilität und Bodenhaftung für das Aktieninvestment. Die „Dividendenresilienz“ ist aus Sicht von Tilmann Galler auch mit Blick auf die weitere Zukunft hoch: „Die Prognose liegt bei einer Ausschüttungsquote von 35 Prozent für globale Aktien im Jahr 2022, wobei der 25-Jahres-Durchschnitt bei rund 42 Prozent liegt. Selbst wenn sich also das Gewinnwachstum im Jahr 2023 sehr stark abschwächt, besteht damit immer noch ein gutes Polster für die Gewinnausschüttungen“, stellt Galler fest.

Der marktEINBLICKE-Fonds-Tipp

Wer auf globale dividendenstarke Unternehmen setzen will, findet mit dem JPMorgan Investment Funds – Global Dividend Fund seit nunmehr 15 Jahren eine weltweit investierende Strategie. Dabei zielt der Fonds (von Scope mit der Bestnote A und mit einem 5-Sterne-Morningstar-Rating versehen) auf eine höhere Rendite als der Markt ab, die wiederum schneller als der Markt wächst – und das bei weniger Dividendenkürzungen.

Die Portfoliomanager Helge Skibeli und Sam Witherow profitieren von den Erkenntnissen einer globalen Research-Plattform – beide waren zuvor selbst als Research-Analysten aktiv. Aktuell setzen sie auf eine moderate Positionierung in Banken- und Versicherungsaktien, die jeweils von den steigenden Zinsen profitieren sollten, was den Cashflow und die Dividendenzahlungen stärkt. Parallel investieren sie über verschiedene Branchen hinweg in Unternehmen mit strukturellem Rückenwind.

Diese finden sie auch in Sektoren, die traditionell weniger in Dividendenfonds zu finden sind, etwa im Segment der Halbleiter, der elektrischen Infrastrukturanbieter sowie der E-Commerce-Infrastruktur.  „Wir setzen auf regionaler Ebene derzeit vor allem auf die USA, wo selbst im Jahr 2020 außergewöhnlich robuste Dividendenzahlungen zu finden waren. Die Positionen in Europa haben wir etwas reduziert und dafür das Engagement in Japan erhöht. Während sich dort die Dividendenkultur stark verbessert, sind die Bewertungen in Japan genauso niedrig wie in Europa, aber die Geopolitik überschattet dort weniger das Marktgeschehen“, erläutert Sam Witherow, Portfoliomanager des JPMorgan Investment Funds – Global Dividend Fund.

 

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