Die Konjunktursorgen bleiben

Anleger und ihr Markttiming | Die Highlights der neuen Börsenwoche

(Bildquelle: Pixabay / Julius_Silver)

Die Börse ist wieder da. Die Aktienkurse zeigen es auf. Viele Anleger scheinen zum Jahresanfang zur Erkenntnis gekommen sein, dass ein Investment in einen Sachwert wie Aktien (wieder) sinnvoll ist und die aktuellen Kurse zum (Wieder-)Einstieg gut sind. Dass Deutschlands Börsenbarometer Nummer Eins einen besseren Jahresauftakt als die US-Pendants erwischt hat, ist hierbei zweitrangig. Wer als Anleger den langfristigen Horizont im Fokus hat, wird sich um solche Statistiken nicht kümmern. Auch nicht um die Frage, ob, wie und wann der DAX die 15.000er-Marke endlich wieder nachhaltig hinter sich lässt.

Die Luft wird erst einmal kurzfristig dünner

Die vergangene Woche hat vielmehr gezeigt, dass die Basis für weitere Zugewinne nach einem Zugewinn von mehr als 8 Prozent in kurzer Zeit recht dünn ist. Nach Luft schnappen, konsolidieren – das wäre gut für den Markt gut, um weiteres Potenzial aufzubauen – und das Umfeld zwingt ihn auch dazu.

Konkret sind das die Notenbanken und die vielen Kommentare, die neben den Konjunktursorgen die Stimmung der Anleger trüben. Gerade nach den „durchwachsenen US-Konjunkturdaten in der ablaufenden Handelswoche wird befürchtet, dass die US-Wirtschaft das erste Opfer der strikten Geldpolitik werde und in eine Rezession schlittert“, wie es die Helaba formuliert.

Für kurz- bis mittelfristig engagierte Investoren mag die aktuelle Nachrichtenlage um Fed, EZB & Co sehr wichtig sein. Für einen Anleger, der seinen Vermögensaufbau langfristig an der Börse plant wohl kaum. Auf Sicht von einer oder zwei Dekaden wird eine Aktienanlage, die 2023 aktiviert wurde, stets eine gute Rendite bringen. Was Anlegern die ganze Sache etwas schwer macht, ist die eigene Erwartungshaltung:

Anleger und ihr Markttiming

Anleger wollen immer möglichst das Beste herausholen, sprich “niedrig kaufen, hoch verkaufen”. Rein von den nackten Zahlen her, ist dann aktuell durchaus ein guter Zeitpunkt, um sich Gedanken zu machen, langfristige Investments an der Börse einzugehen. Das KGV des breiten US-Index S&P 500 ist beispielsweise in 2022 um ganze sieben Punkte gedrückt worden und liegt nun für 2023 bei 17.

Wie geht es an den Börsen weiter? Vieles wird von den Notenbanken abhängen … (Bildquelle: markteinblicke.de)

Ist das noch zu teuer – weil doch die USA in eine tiefe Rezession stürzen könnte? Glaubt man Marktexperten, so ist dies durchaus eine gute Basis. Hinzukommt:  „Wir werden keine Wiederholung der gigantischen geldpolitischen Straffung des letzten Jahres erleben, während die Meinung, dass der Höhepunkt der Inflation erreicht sei, immer lauter wird“, sagt beispielsweise Mark Peden von Aegon Asset Management und ergänzt:

„Trotz der für die nächsten Monate erwarteten weiteren Zinserhöhungen sind wir dem Ende dieses Zinszyklus sehr viel näher als dem Beginn, da die Zentralbanken an ihrer Rhetorik des ´länger anhaltenden Anstiegs´ festhalten wollen, um sicherzustellen, dass die Inflation im weiteren Verlauf des Jahres deutlich zurückgehen kann.“ Spannend ist auch diese Aussage:

„ … die Geschichte zeigt ohnehin, dass der Markt einen Monat vor dem Inflationshöhepunkt seinen Tiefpunkt erreicht, was auch optimistischeren Anlegern nicht entgangen sein wird. Dies alles sollte ausreichen, um den Umschwung von Growth zu Value zu stoppen und ihn später im Jahr auf den Kopf zu stellen“, so Peden. Der Asset Manager sagt zudem: „Sowohl die Zinserhöhungs- als auch die Gewinnherabstufungszyklen sind in die Jahre gekommen, so dass der Weg frei ist für eine Periode normalerer Marktrenditen und ein besseres Anlegerumfeld.“

Das erwartet Anleger in der nächsten Börsenwoche

Werfen wir einen Blick auf die nächste Woche. Die Indikatoren der Berichtswoche dürften Aufschluss darüber geben, wie es mit der Konjunktur weitergeht. So richtig spannend wird bei der Datenlage erst am Mittwoch. Der ifo Geschäftsklima-Index steht an. „Die große Korrektur nach oben bei den Stimmungsindikatoren hält auch im Januar an. Das ifo Geschäftsklima ist inzwischen auf einen Aufwärtstrend eingeschwenkt und wird diesen fortsetzen“, schreibt die Deka.

Das Konjunktur-Highlight werden die Daten zum US-Bruttoinlandsprodukt zum vierten Quartal am Donnerstag sein. „Wir rechnen mit einem Plus von gut 2 Prozent (annualisierte Vorquartalsrate) und einem Jahresschnitt 2022 von 2 Prozent“, heißt es bei der Helaba. Bei der Deka geht man derweil davon aus, dass – nachdem das Bruttoinlandsprodukt in den USA nach inoffiziellen Berechnungen sowohl im Oktober als auch im November verhältnismäßig kräftig angestiegen ist – die bislang vorliegenden Daten für Dezember nicht andeuten, „dass sich diese hohe Dynamik fortgesetzt hat.“

Die Heleba fasst das Szenario der kommenden Börsenwoche mit einem Satz sehr schön zusammen: „Der schmale Grat zwischen Konjunktur-, Zins- und Inflationshoffnungen wird in der Berichtswoche Bestand haben. Robuste Zahlen zum US-BIP für das Schlussquartal 2022 sollten nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein schwacher Jahresbeginn zu erwarten ist.“

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt