So gelingt die eigene Energiewende

Menschen, die bauen oder sanieren, planen auch voraus für die Zukunft. In Deutschland bedeutet das für Haus- und Wohnungseigentümer, sich mit den Themen wie Energieeffizienz und erneuerbare Energien auseinanderzusetzen. Es gibt vor allem zwei Bereiche, in denen es einfach(er) ist, in den eigenen vier Wänden Energie einzusparen.

(Bildquelle: Pressfoto: Martin Baitinger / Sto SE & Co. KGaA)

In der Energiewende spielen Heizungen eine Schlüsselrolle. Rund zwei Drittel des Energieverbrauchs privater Haushalte entfallen in Deutschland auf Raumwärme. Immobilieneigentümer können viel Energie und Kohlendioxid-Emissionen einsparen, wenn sie auf energieeffiziente Technik setzen. Noch mehr CO2 kann vermieden werden, wenn sie auf Wärme aus Erneuerbaren Energien umsteigen – damit kann unterm Strich auch noch Geld gespart werden.

Die Energiewende ist zwar bereits seit einigen Jahren in vielen Bereichen des täglichen Lebens allgegenwärtig, aber zwei Themen beschäftigen Haus- und Wohnungseigentümer seit Monaten vor dem Hintergrund der Entwicklungen auf dem Energiemarkt ganz besonders: die Frage, wie man sich vom Heizen mit Gas verabschieden kann und zweitens der Wunsch möglichst viel Energie(-Kosten) einzusparen.

Zahlen aus dem vergangenen Herbst (September bis November) spiegeln es wider: Obwohl der Heizbedarf wegen des zeitweise sehr milden Wetters im Schnitt in Deutschland laut Daten von Check24 um etwa zehn Prozent unter dem Vorjahr lag, musste ein Musterhaushalt, der sein Reihenhaus mit Gas heizte, im Schnitt 802 Euro – das sind 128 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum – zahlen und damit so viel wie noch nie in diesem Zeitraum.

Energie sparen im Bad

Eine Möglichkeit, Energie zu sparen ist an einem Ort in Haus, den alle täglich mehrmals nutzen – im Bad.  Es gibt einige Möglichkeiten, diese Anforderungen zu erfüllen. Eine davon ist die Trennung von Heizung und Warmwasser – zum Beispiel, wenn gerade eine Badsanierung ansteht. „Wird das Haus mit Gas geheizt, ist es sinnvoll, die Warmwasserbereitung zu dezentralisieren“, so Adeline Wagner von der Initiative Wärme+. „Dies ist mithilfe elektronischer Durchlauferhitzer möglich, die unabhängig von der Heizung funktionieren. Das bedeutet auch, dass man in den wärmeren Monaten, etwa von Mai bis Ende Oktober, Geld und Ressourcen spart, weil die Heizung komplett ausgeschalten werden kann.“

Besonders im Bad sind die Einsparmöglichkeiten von Energiekosten groß. (Bildquelle: Villeroy & Boch)

Zur Erklärung: Elektronische Durchlauferhitzer erwärmen das Wasser unmittelbar dann, wenn es durch das Gerät strömt. Wird die zugehörige Armatur geschlossen, schaltet sich das Gerät aus; es geht also keine Energie durch Zirkulation, Verteilung und Speichern des Wassers verloren. Bei modernen vollelektronischen Durchlauferhitzern erfassen Sensoren die Zu- und die Auslauftemperatur sowie die Durchflussmenge.

„Elektronische Durchlauferhitzer modulieren ihre Leistungsaufnahme“, erläutert Adeline Wagner weiter. „Das heißt, sie berechnen anhand der Einlauftemperatur und der Durchflussmenge, wie viel Leistung benötigt wird, um die gewünschte Auslauftemperatur zu erreichen. So müssen für eine Dusche bei 38°C zum Beispiel nur 16 kW aufgenommen werden, statt der maximalen Leistung von 24 kW.“ Das Wasser wird so immer gradgenau auf die gewünschte Wassertemperatur erwärmt – vom ersten Tropfen an und ohne unangenehme Temperaturschwankungen. Weitere Vorteile von elektronischen Durchlauferhitzern: Sie benötigen wenig Platz, und smarte Modelle bieten komfortable Steuerungsmöglichkeiten.

Großes Sparpotenzial durch kurze Leitungswege

Durchlauferhitzer sind meist in der Nähe der Verbrauchsstelle angebracht. So muss das Wasser nicht über weite Wege verteilt werden. Schon indem die Geräte das Wasser dort erwärmen, wo es gebraucht wird, ergibt sich ein beträchtliches Sparpotenzial im Vergleich zu einer zentralen Warmwasserversorgung.

Um energieeffizient zu sein, muss die Größe des Durchlauferhitzers zum individuellen Bedarf passen. Für das Badezimmer ist ein sogenannter Komfort-Durchlauferhitzer (18 bis 27 kW) geeignet. Er ist für die Versorgung mehrerer Zapfstellen gedacht, an denen häufig größere Mengen Warmwasser gebraucht werden, beispielsweise für Dusche, Badewanne und Handwaschbecken.

In kleinen Wohnungen kann er sogar die gesamte Warmwasserversorgung übernehmen, wenn Küche und Bad nebeneinander liegen. Für Zapfstellen, an denen hohe Temperaturen gewünscht sind, der Wasserbedarf aber gering ist, eignen sich Kompakt-Durchlauferhitzer (13,5 kW) – wie bei der Küchenspüle. Mit ihrer kleinen Bauform finden sie dort im Unterschrank ihren Platz. Wo nur punktuell warmes Wasser benötigt wird, etwa am Handwaschbecken des Gäste-WCs oder im Keller, reicht ein Klein-Durchlauferhitzer (3,5 kW) aus.

Per App die Badewanne erhitzen

Das Smart-Home bietet ganz eine Möglichkeiten. (Bildquelle: pixabay / geralt)

In Zeiten von App und Digitalisierung gibt es auch die Möglichkeit für die Techis, vollelektronische Modelle zu nutzen. Bei diesen Geräten reguliert ein Motorventil die Durchflussmenge; dadurch können auch hohe Temperaturen sicher erreicht werden und eine Badewanne lässt sich automatisch befüllen. Über ein Display am Gerät oder eine App ist es zudem möglich, den individuellen Wasser- und Energieverbrauch im Blick zu behalten. Mit diesem Monitoring kann jeder auf seinen Verbrauch direkt reagieren und Duschzeiten oder die Wassertemperatur regulieren.

Öl oder Gas war gestern – die Wärmepumpe kommt

Eine weitere Option, langfristig Energie und damit auch Kosten einzusparen ist der Einbau einer Wärmepumpe – vor allem wenn der Austausch der alten Gas- oder Ölheizung ansteht.

Die Wärmepumpe wird bald ein alltäglicher Anblick. (Bildquelle: pixabay / harmvdb)

Denn ab dem Jahr 2026 besteht defacto ein Einbauverbot von Ölheizungen. Konkret dürfen Gas- oder Ölheizkessel, die 1991 oder später eingebaut wurden, nur 30 Jahre lang betrieben werden – Heizkessel, die vor dem 1.1.1991 eingebaut oder aufgestellt wurden, dürfen dann gar nicht mehr betrieben werden. Ausnahmen gibt es zwar auch, doch der Gesetzgeber möchte den Austausch vorrangig erreichen.

Auch wenn Wärmepumpen derzeit längere Lieferzeiten haben und es teilweise zu Engpässen beim Einbau durch das Fachhandwerk kommt, raten Experten den Umstieg auf die klimafreundliche Stromheizung nicht allzu lange aufzuschieben. Der Grund ist leicht zu verstehen: Eine Wärmepumpe, die mit Wärme aus Wasser, Luft oder Erde betrieben wird, konzentriert die Wärme und überträgt sie an das Wasser einer Heizungsanlage. Die Technologie eignet sich besonders gut für gedämmte Häuser, die mit relativ niedrigen Temperaturen beheizt werden können, zum Beispiel mit einer Fußbodenheizung.

Vieles spricht für den Umstieg

Vieles spricht für den Umstieg auf die klimafreundliche Stromheizung, nicht zuletzt, weil der Ausstieg aus dem fossilen Heizen von der Bundesregierung bereits fix geplant ist. Klar ist aber auch: Aktuell können Industrie und Handwerk die rasant gestiegene Nachfrage nur schleppend bedienen. „Dennoch wäre es falsch, das Thema Heizungstausch deswegen auf die lange Bank zu schieben oder aber – genauso falsch – in blinden Aktionismus zu verfallen“, sagt Hans-Jürgen Nowak von der Initiative Wärme+. „Eine mehr als 20 Jahre alte Heizung ist nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik und dadurch alles andere als klimafreundlich.“

Letzteres trifft schon wegen der explodierenden Gaspreise und der jährlich steigenden CO2-Steuer zu, aber auch weil bei alten Heizungen immer mehr Kosten für Wartung und Ersatzteil-Käufe anfallen, lohnt es sich für Hausbesitzer, den Austausch anzugehen. „Damit dabei keine Fehler passieren, ist es aber genauso wichtig, sich gründlich und in Ruhe mit der Thematik auseinanderzusetzen,“ rät Nowak. Es gehe auch darum, Fehlinvestitionen zu vermeiden.

Lohnt sich eine Wärmepumpe in älteren Gebäuden?

Abgesehen davon, dass es grundsätzlich immer gut ist, ein altes Haus zu dämmen, kann der Wärmepumpeneinbau auch bei Häusern älteren Semesters ohne komplette Dämmung sinnvoll sein. Es gilt die Faustregel: Häuser, die um die Jahrtausendwende entstanden sind, sind meist ausreichend gedämmt, um von den Vorteilen einer Wärmepumpe zu profitieren. „Meist unproblematisch ist es auch bei Reihenmittelhäusern, egal, welchen Alters, denn es gibt nur zwei Außenwände, über die Wärme entweichen könnte“, so Nowak.

Ob eine Dämmung oder der Einbau einer Wärmepumoe sinnvoller ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. (Bildquelle: pixabay / MonikaP)

Generell hilft es, wenn in einer Energieeffizienzberatung vorab der energetische Zustand des Hauses erfasst wird. So wird ermittelt, welche Wärmepumpe am besten zum Haus passt und welche Sanierungsmaßnahmen diese noch effizienter machen würden. Es kann beispielsweise sinnvoll sein, noch vor dem Einbau einen Fenstertausch vorzunehmen. „Im Bestandsgebäude mit nur doppelverglasten Fenstern helfen meist schon neue dreifach verglaste Fenster, um eine deutlich verbesserte Wärmeisolierung zu erreichen. Wir sprechen hier von Faktor drei bis vier“, erläutert Nowak. Dabei sei allerdings zu berücksichtigen, dass die Fenster immer noch den kältesten Punkt im Raum darstellen müssen, damit keine Feuchtigkeitsschäden an den Wänden entstehen.

Funktioniert die Wärmepumpe mit normalen Heizkörpern?

Effizient sind Wärmepumpen vor allem dann, wenn sie mit einer niedrigen Vorlauftemperatur arbeiten. Diese liegt im Idealfall bei rund 35 bis 40 Grad Celsius, also deutlich unter den bei älteren Öl- und Gasheizungen üblichen 50 bis 70 Grad. Damit das Haus auch bei einer niedrigen Vorlauftemperatur warm wird, müssen die Flächen, die die Wärme übertragen, entsprechend groß sein. Ideal dafür ist eine Fußboden- oder Wandheizung. Eine Alternative zum aufwendigen Einbau einer Fußbodenheizung ist der Tausch von bestehenden Heizkörpern gegen größere oder spezielle Niedertemperaturheizkörper mit einer deutlich vergrößerten Wärmeübertragungsfläche. Das ist vor allem in Räumen wichtig, die sonst nicht warm genug würden.

Ebenso sollte eine Hochtemperatur-Wärmepumpe gewählt werden, die speziell für die Sanierung entwickelt wurde. Diese arbeitet mit Propan als Kältemittel, wodurch Vorlauftemperaturen von bis zu 75 Grad Celsius selbst bei 0 Grad Außentemperatur technisch möglich sind. Auch hier gilt: Beratung ist wichtig. „Ein Energieberater kann beurteilen, ob damit auch an den kältesten Tagen des Jahres eine ausreichende Wärmebereitstellung möglich ist. Jedes Haus ist individuell, zudem sind regionale klimatische Unterschiede zu beachten“, berichtet der Experte.

Regionale klimatische Unterschiede beachten

Eigenheimbesitzer, die sich unsicher sind, ob eine Wärmepumpe für sie in Frage kommt, gibt der Experte folgenden Rat: „Um zu überprüfen, ob ein Bestandsgebäude zum Beispiel für eine Luft/Wasser-Wärmepumpe geeignet ist, kann man bei seiner Heizungsanlage die Heizkurve an sehr kalten Tagen probehalber auf 55 Grad Celsius absenken. Werden die Wohnräume dann noch ausreichend warm, kann man eine Wärmepumpe in Betracht ziehen.“ Die 55 Grad Vorlauftemperatur ist das, was eine Wärmepumpe mit speziellen Kältemittel an Tagen mit bis zu minus 20 Grad Außentemperatur noch bereitstellt. Im Einzelfall kann es auch sinnvoll sein, das Heizsystem in zentralen Räumen mit zusätzlichen Infrarotplatten zu ergänzen.

Die Förderung für Wärmepumpen

Der Austausch der alten Heizung gegen eine Wärmepumpe wird mit einem speziellen Programm von der Bundesregierung gefördert. Beim Umstieg von einer Ölheizung auf eine Wärmepumpe schießt der Staat bis zu 40 Prozent der Kosten zu, beim Austausch einer Gasheizung, die noch funktionstüchtig, aber älter als 20 Jahre ist, sind es immerhin noch bis zu 35 Prozent. Die Fördersätze variieren je nach gewähltem Modell: Die höchsten Zuschüsse werden gewährt, wenn die eingebaute Wärmepumpe die Erde oder Wasser als Energiequelle nutzt. Für Luft/Wasser-Wärmepumpen gilt dieser „Bonus“ nicht. Allerdings sind diese in der Anschaffung deutlich kostengünstiger, weil keine aufwändigen Bohrungen oder Erdarbeiten auf dem Grundstück erforderlich sind.

Der Staat Beschuss den Einbau einer Wärmepumpe mit bis zu 40 Prozent. (Bildquelle: pixabay / PeterLinke)

Zuständig ist das BAFA, das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, das entsprechende Programm heißt „Bundesförderung für effiziente Gebäude“, kurz BEG. Wichtig ist für Immobilieneigentümer:  Anträge auf Förderung müssen Tauschwillige zwingend vor der Umsetzung des Projekts beantragen. „Aber: Ist der Antrag gestellt, hat man bis zu zwei Jahre Zeit, das Projekt zu realisieren – sodass eine zeitliche Planung mit dem Installateur und der Lieferzeit der Wärmepumpe sicherlich optimal koordiniert werden kann“, so Hans-Jürgen Nowak.

Unser mE-Tipp:

Bei allen Plänen und Vorhaben im Bereich der Energiewende im Eigenheim – es ist wichtig beim Bauen und Sanieren einen Energieberater ins Haus zu holen. Der Experte kann einem sagen, welche gezielte, effiziente und abgestimmte Lösungen es geben kann und welche Förderprogramme es gibt. Denn diese stellen hohe Anforderungen an die Qualität von energetischen Baumaßnahmen. Schon kleine Fehler in der Planung und Ausführung können dazu führen, dass das angestrebte energetische Niveau nicht erreicht wird.

Deshalb ist auch die energetische Baubegleitung durch einen Sachverständigen Voraussetzung, um das KfW-Förderprogramm „Energieeffizient Bauen und Sanieren“ nutzen zu können. Ein Baubegleiter steht Ihnen bis zum Abschluss Ihres Projekts zur Seite und unterstützt Sie bei der Detailplanung und der Suche nach Handwerks- und Baufirmen, er kontrolliert die Bauausführung und kümmert sich um die Abnahme und Bewertung der Baumaßnahmen.  Am Ende sollte nämlich das Gesamtkonzept aus energetischen Maßnahmen und entsprechender Förderung stimmen. Lösungen von der Stange dürften nur in Ausnahmefällen den Anforderungen und Ansprüchen eines Immobilieneigentümers genügen. Eine Bauqualität macht ein Haus wertbeständiger.