Wie gut darf die Börsenstimmung denn sein?

Diese Faktoren bestimmen die nächsten Wochen

(Bildquelle: unsplash / Patrick Pahlke)

Nach dem fulminanten Jahresauftakt und dem Sprung über die 15.000er-Marke reiben sich immer mehr Anleger verwundert die Augen. War die gute Stimmung bisher vielleicht doch übertrieben? Oder trauen wir einfach dem Börsen-Optimismus zu wenig?

Die Notenbanken im Blick

„Die Märkte preisen aktuell wenig bis keine Risiken ein und möchten sich die gute Laune nicht verderben lassen. Das ist besonders erstaunlich, da EZB-Chefin Christine Lagarde gerade erst das entschlossene Vorgehen der EZB gegen den hohen Preisdruck bekräftigte und die Anleger dazu animierte, ein allzu optimistisches Vorgehen zu überdenken“, so fasst Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler Kantonalbank Deutschland AG, das Umfeld der zuletzt euphorischen Stimmung zusammen.

Daher warnt er auch vor zu viel guter Stimmung: „Der Trend mit fallenden Inflationsraten und verbesserter Stimmung dürfte vorerst anhalten Allerdings gehen wir davon aus, dass die Gewinnschätzungen für 2023 wahrscheinlich zu hoch sind, was für Anleger ein Enttäuschungspotenzial auf der Aktienseite bergen könnte. Die Tatsache, dass die Belastungen für die Konjunktur erst im Jahresverlauf sichtbar sein werden, sollten Anleger allerdings nicht außer Acht lassen. Wir raten, die Warnungen der Notenbanken ernst zu nehmen und zu beachten, dass die restriktive Geldpolitik voraussichtlich länger als erwartet anhalten wird.“

Der Faktor China

Ein Faktor, auf den viele Anleger derzeit setzen, lässt sich nur schwer beziffern: Chinas Wiedereröffnung nach den Corona-Lockdowns. „Global könnte China dann wieder deutlich positive Impulse für exportorientierte Volkswirtschaften wie bspw. Deutschland erzeugen und das Wiederanfahren der Weltwirtschaft nach dem energiepreis- und zinsinduzierten Abschwung des Winterhalbjahres 2022/23 anschieben. Es bleibt allerdings vorerst auch das Risiko eines schwierigeren Verlaufs der Pandemie bis zum Frühjahr und einer möglichen Verschiebung der wirtschaftlichen Erholung,“ erklärt Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei Donner & Reuschel.

Welche Rolle spielt China für die Marktstimmung in den nächsten Wochen? (Bildquelle: unsplash / Timelab Pro)

Doch während Europas Unternehmen aufgrund der engen Verflechtungen einen Schub zu erwarten hätten, sieht es in den USA deutlich weniger rosig aus – dort sind deutlich geringere Effekte zu erwarten. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank, verweist in diesem Zusammenhang auf die drohende Abwertung des US-Dollars, die mit den verbesserten Wachstumsaussichten in China und Europa verbunden ist.

„Eine zehnprozentige Abwertung des handelsgewichteten Dollars führt im Jahresvergleich durchschnittlich zu einem Anstieg der Gewinne um rund drei Prozent. Insgesamt halten sich die positiven Auswirkungen für US-Aktien damit in Grenzen. Entsprechend haben sie sich seit Jahresbeginn auch schlechter entwickelt als europäische Titel.“

Unser Fazit

Während die USA unverändert stark auf ihren Binnenmarkt schauen, richtet sich der Blick in Europa und vor allem in Deutschland unverändert stark nach China. Eine Erholung dort könnte nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Aktien weiter antreiben. Doch eine Sicherheit gibt es dafür nicht. Einmal mehr heißt es – zumindest kurzfristig – auf Sicht zu fahren.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt