Lange Zeit waren Börsianer geradezu begeistert von schlechten Konjunkturnachrichten. Schließlich bedeuteten diese, dass die Notenbanken wie Fed oder die EZB bei ihren Leitzinserhöhungen aller Voraussicht nach mit einem geringeren Tempo vorgehen dürften. Doch inzwischen scheint sich die Stimmung geändert zu haben. Schlechte Konjunkturnachrichten sorgen vermehrt für neue Rezessionsängste. Diese sorgten in den vergangenen Tagen auch dafür, dass der deutsche Leitindex DAX einen Dämpfer verkraften musste, nachdem der Jahresauftakt sehr stark ausgefallen war. Ein Durchmarsch bis zur 16.000er-Marke scheint nicht mehr ausgemacht zu sein.
Goldman Sachs
Die Berichtssaison zum vierten Quartal 2022 hat Fahrt aufgenommen. Traditionell machen dabei die großen US-Banken den Anfang. Zuletzt lag vor allem Goldman Sachs (WKN: 920332 / ISIN: US38141G1040) mit seinem Zahlenwerk deutlich unter den Markterwartungen. So deutlich hatte die erfolgsverwöhnte Bank die Analystenerwartungen seit mehr als 10 Jahren nicht mehr verfehlt.
Für das Dezember-Quartal wurde ein EPS von 3,32 US-Dollar ausgewiesen, während Analysten im Schnitt mit einem Wert in Höhe von 5,48 US-Dollar gerechnet hatten. Die Erlöse lagen mit 10,59 Mrd. US-Dollar ebenfalls unter den Erwartungen (10,83 Mrd. US-Dollar). Das größte Problem lag in den um 11 Prozent angestiegenen operativen Ausgaben.
Die höheren Rückstellungen für Kreditausfälle sind auch kein gutes Zeichen. Auf die höheren Ausgaben hat das Unternehmen bereits reagiert. So wurden mehr als 3.000 Mitarbeiter entlassen. Auf diese Weise will das Institut die Profitabilität wieder ankurbeln und trotz des schwierigen Marktumfeldes für erfreulichere Nachrichten sorgen.
Netflix
Im vergangenen Jahr hatte Netflix (WKN: 552484 / ISIN: US64110L1061) den Anlegern nicht immer Freude bereitet. Der Bericht zum Schlussquartal 2022 entschädigte jedoch für einiges. Zwar lag der bereinigte Gewinn je Aktie mit 12 Cents deutlich unter den Markterwartungen von 45 Cents, allerdings wurden die Erwartungen an die Abonnentenzahlen geradezu pulverisiert.
Im abgelaufenen Dreimonatszeitraum kamen netto 7,66 Millionen zahlende Kunden hinzu. Auch ein Erfolg des kürzlich eingeführten günstigeren werbefinanzierten Angebots. Zuvor hatten Marktteilnehmer Netflix lediglich einen Wert in Höhe von 4,57 Millionen an neuen Usern zugetraut. Die Zahl der Abonnenten stieg damit weltweit auf 230,75 Millionen.
Zudem konnte Netflix mit dem Ausblick auf das laufende erste Quartal des Geschäftsjahres 2023 überzeugen. Die Erlöse sollen auf 8,2 Mrd. US-Dollar ansteigen. Der Konsens lag zuletzt bei 8,15 Mrd. US-Dollar. Für Netflix sind nun nicht alle Probleme aus der Welt. Allerdings gestaltet sich die Lage deutlich erfreulicher als noch vor wenigen Monaten.
CTS Eventim
Als Ticketanbieter litt CTS Eventim (WKN: 547030 / ISIN: DE0005470306) in besonderem Maße unter den Auswirkungen des COVID-19. Seit geraumer Zeit ist im Fall der im MDAX gelisteten CTS-Eventim-Aktie der Wiedereröffnungs-Trade angesagt. Seit ihrem 2022er-Tief bei 40,32 Euro Ende September hat das Papier inzwischen um rund 65 Prozent aufgeholt.
Bis zu dem im November 2021 verzeichneten Allzeithoch bei 72,68 Euro ist es damit auch nicht mehr besonders weit. Zumal sich die befürchtete Rezession möglicherweise doch als etwas milder als befürchtet erweisen könnte. Zudem sorgt die Wiedereröffnung der Wirtschaft in China für neuen Optimismus am Markt, dass COVID-19, zumindest mit Blick auf eine Pandemie, endgültig hinter uns liegen könnte.
CTS Eventim selbst hat COVID-19 offenbar hinter sich gelassen und zuletzt Umsätze erzielt, die über denjenigen aus dem Vor-Corona-Jahr 2019 lagen. Für das Gesamtjahr 2022 hatte das Management Erlöse in Höhe von mindestens 1,7 Mrd. Euro bei einem normalisierten EBITDA von mindestens 330 Mio. Euro in Aussicht gestellt.
Zalando
In den guten alten Zeiten notierte die Zalando-Aktie (WKN: ZAL111 / ISIN: DE000ZAL1111) noch dreistellig. Im Juli 2021 lag das Rekordhoch bei den Anteilsscheinen des Online-Modehändlers bei knapp 106 Euro. Dies war noch auf dem Höhepunkt der Corona-bedingten Euphorie rund um E-Commerce-Titel und sogenannte „Stay-At“-Home“-Werte. Inzwischen ist die Euphorie deutlich abgeflacht.
Zumal die Inflation sowie die eingetrübten wirtschaftlichen Aussichten den Konsumenten die Kauflaune nehmen. In den vergangenen Monaten befand sich die Zalando-Aktie jedoch wieder auf Erholungskurs, nachdem der Kurs Ende September zeitweise auf die Marke von 19 Euro zurückgegangen war. Seitdem ging es um mehr als ordentliche 126 Prozent nach oben.
In der Zwischenzeit konnte Zalando mit einem anhaltenden Kundenzustrom punkten. Im dritten Quartal 2022 wurde erstmals bei den aktiven Kunden die Zahl von 50 Millionen übertroffen. Es dürfte nicht der letzte Meilenstein gewesen sein. Zudem will man bei Zalando nun auch profitabler arbeiten, unter anderem dank der Einführung eines Mindestbestellwerts.
United Internet
United Internet (WKN: 508903 / ISIN: DE0005089031) hat in den vergangenen Jahren eine beeindruckende Wandlung vollzogen. Mit dem geplanten Börsengang von Ionos steht das nächste spannende Kapitel an. Die auf die Bereiche Webhosting und Cloud Computing spezialisierte Tochtergesellschaft des TecDAX- und MDAX-Unternehmens möchte sich im Laufe des ersten Quartals dieses Jahres auf das Börsenparkett wagen.
Am Markt wird mit einem Börsenwert von bis zu 5 Mrd. Euro gerechnet. Bei United Internet liegt die Marktkapitalisierung aktuell bei 4,1 Mrd. Euro. Aus Sicht der Hauck-Aufhäuser-Analysten sollte der Börsengang auch der United-Internet-Aktie Schub verleihen. Daher wurde das Kursziel von 22,60 auf 28,90 Euro angehoben, während die „Buy“-Einschätzung bestätigt wurde.
Neben Ionos steht bei United Internet jedoch weiterhin ein größeres Projekt im Fokus. Der Ausbau des 1&1 Mobilfunknetzes. Im dritten Quartal lagen die Aufwendungen dafür bei 26,1 Mio. Euro, nach 24,5 Mio. Euro im Vorjahreszeitraum. Auf Gesamtjahressicht sollen diese jedoch leicht gesunken sein.