Mercedes-Benz hebt sich ab

Ende der Lieferkettenprobleme in Sicht?

(Bildquelle: Pressefoto Mercedes-Benz)

Die Aktie von Mercedes-Benz (WKN: 710000 / ISIN: DE0007100000) hatte sich auf Erholungskurs begeben, obwohl die Autobranche noch nicht sämtliche Herausforderungen wie weltweite Lieferkettenprobleme aus der Welt geschafft hat. Trotzdem sorgen Entwicklungen wie die Wiedereröffnung der Wirtschaft in China für verbesserte Aussichten, während sich Mercedes-Benz mit einem stärkeren Fokus auf Luxus und Elektroautos abheben möchte.

Erst COVID-19, dann weltweite Lieferkettenprobleme. Später kamen noch Rezessionsängste sowie der Krieg in der Ukraine als Belastungsfaktoren hinzu. Autobauer hatten in den vergangenen Jahren mit reichlich Gegenwind zu kämpfen. Und dies bei einem gleichzeitigen Umstieg auf Elektroautos. Dies ist aber auch einer der Gründe, warum weiterhin Aufbruchstimmung herrscht. Unter anderem bei Branchengrößen wie Mercedes-Benz.

Jahresendspurt sorgt für Hoffnungsschimmer

2022 war für den europäischen Automarkt erneut kein einfaches Jahr. Im Vergleich zu 2021 fiel die Zahl der Neuzulassungen in der EU laut Angaben des Branchenverbandes ACEA noch einmal um 4,6 Prozent. Verantwortlich dafür waren vor allem Lieferschwierigkeiten bei vielen Komponenten. Diese Probleme machten sich ganz besonders in der ersten Jahreshälfte bemerkbar. Auf Gesamtjahressicht schrumpfte der Automarkt auf 9,3 Millionen Einheiten. Ein schwächeres Jahresergebnis wurde das letzte Mal 1993 verbucht, als 9,2 Millionen Fahrzeuge neu zugelassen wurden.

SUVs spielen auch bei Mercedes-Benz eine große Rolle. (Bildquelle: Pressefoto Mercedes-Benz)

Unter den vier größten Einzelmärkten wurde lediglich in Deutschland ein Plus bewerkstelligt. Dieses lag bei 1,1 Prozent. Erfreulich ist der Umstand, dass zum Jahresende eine Erholung eingesetzt hatte. Im Dezember war die Zahl der Auslieferungen um 12,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat angestiegen. Es war damit der fünfte Monat in Folge, in dem ein Zuwachs zu Buche stand. Der Rückgang auf Gesamtjahressicht ließ sich aber nicht verhindern. Außerdem war der Jahresendspurt sehr einseitig. Für diesen waren hauptsächlich die Märkte in Deutschland und Italien verantwortlich. Unterschiedliche Entwicklungen waren auch bei den einzelnen Herstellern und Marken zu beobachten.

Besonders wertvoll

Ein ganz besonderer Fokus gilt dem Premiumsegment der Automobilbranche. Insbesondere hierzulande, da sich Mercedes-Benz, BMW und Audi in diesem Bereich aus Deutschland traditionell sehr wohlfühlen. 2022 konnte sich BMW den Titel sichern. Die Münchner behaupteten Platz 1 im weltweiten Premiumsegment. Zwar wurden 5,1 Prozent weniger Autos abgesetzt als ein Jahr zuvor, allerdings lag die Marke BMW mit 2.100.692 Einheiten an der Spitze in dieser Kategorie. Mercedes-Benz kam „lediglich“ auf 2.043.900 Auslieferungen und hatte das Nachsehen.

Trotzdem fand man bei den Schwaben allerhand neue sowie mehr oder weniger innovative Kategorien, in denen man sich Spitzenreiter nennen durfte. Beispielsweise ist man bei Mercedes-Benz stolz darauf, weiterhin die wertvollste Luxusautomobilmarke der Welt zu sein. Dies geht auf die Studie „Best Global Brands 2022“ zurück. Für diese ist das US-Markenberatungsunternehmen Interbrand verantwortlich. Seit 1999 werden dort die wertvollsten Marken der Welt aufgelistet.

Bullische Stimmung nicht nur bei der Aktie von Mercedes-Benz. (Bildquelle: Pressefoto Mercedes-Benz)

Mercedes-Benz behauptete nun schon im siebten Jahr in Folge seine Spitzenposition als einzige europäische Marke und als einzige Luxusmarke der Automobilbranche in den Top 10. Das gute alte „Premiumsegment“ reicht auch nicht mehr aus. Vielmehr wurden bei den Absätzen die Unterteilungen in „Top-End Luxury“ (AMG, Maybach, G-Klasse), „Core Luxury“ oder „Entry Luxury“ vorgenommen sowie die jeweiligen Erfolge der Schwaben in diesen Bereichen herausgestellt.

Die richtige Strategie?

Der Fokus von Mercedes-Benz auf Bereiche wie Luxury zeigt noch einmal, wie sehr der Konzern nun auf eine Premiumstrategie setzt. In der aktuellen Marktphase ist dies auch verständlich. COVID-19, Lieferkettenprobleme sowie die Aussichten auf eine schwächere wirtschaftliche Entwicklung sorgen am Automarkt dafür, dass sich Wachstum schwieriger erreichen sollte. Also versucht man die Margen anzukurbeln, was insbesondre im hochpreisigen Segment gut möglich ist. Mercedes-Benz setzt aber nicht nur auf Luxus. Elektrisch soll die Zukunft sein.

Insbesondere zum Ende des vergangenen Jahres konnten nicht nur die Auslieferungen von Top-End-Fahrzeugen deutlich gesteigert werden. Auch bei den batterieelektrischen Fahrzeugen (BEV) wurden deutliche Zuwächse erzielt. Wenn man Plug-In-Hybride sowie smart hinzurechnet lag das Absatzplus im elektrischen Bereich bei 19 Prozent auf 319.200 Einheiten. Dies entspricht 15 Prozent des gesamten Absatzes. Im Bereich BEV, ohne smart, lag das Absatzplus bei 124 Prozent auf 117.800 Einheiten. Es wird also deutlich, dass sich gerade in diesem wichtigen Zukunftsfeld etwas tut. Dies zeigen nicht nur die Autoverkäufe, sondern auch die anderen Initiativen des Konzerns.

Die Elektromobilität ist auf dem Vormarsch, auch bei Mercedes-Benz. Ein neues Ladesystem soll hier den Schwung nach vorne bringen. (Bildquelle: Pressefoto Mercedes-Benz)

Es ist allgemein bekannt, dass eine Ladeinfrastruktur für einen Erfolg von Elektroautos entscheidend ist. Mercedes-Benz plant daher, den Aufbau eines globalen High Power Charging Netzwerks in Nordamerika, Europa, China und anderen Kernmärkten. Die Errichtung der ersten Ladeparks soll noch in diesem Jahr in den USA und Kanada beginnen, gefolgt von weiteren Regionen rund um den Globus.

Die Mercedes-Benz Schnellladehubs sollen dabei in wichtigen Städten und Ballungszentren in der Nähe von Hauptverkehrsadern und verkehrsgünstigen Einzelhandels- und Dienstleistungsstandorten, einschließlich teilnehmender Mercedes-Benz Autohäuser, errichtet werden und den Weg in die vollelektrische Zukunft beschleunigen.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die neue Strategie von Mercedes-Benz, auf Luxus zu setzen, ist nicht ohne Risiken. Dafür gibt es für die Schwaben in Sachen Margen mehr Potenzial, während man gerade an Unternehmen wie LVMH oder Richemont sieht, dass Luxus im Allgemeinen als etwas krisensicherer gelten kann.