Cherry: Die 100-Prozent-Chance

Der weltweit führende Anbieter von mechanischen Tastatur-Schaltern will im e-Sports-Bereich weiter wachsen. Die Übernahme eines schwedischen Unternehmens soll dabei helfen. Analysten sehen teilweise ein Kurspotenzial von mehr als 100 Prozent.

(Bildquelle: unsplash.de / ella don)

Wer in den 1990er-Jahren als Teenager mit Computer und Spielen unterwegs war, wird sich bestimmt an die Cherry-Tastaturen der 3000er-Serie wie die MY3000 erinnern. Cherry war die Marke, die Papa für seinen PC im Büro hatte, und man selbst bekam bei einer Neuanschaffung das ältere Modell für den eigenen Spiele-PC.

Heute ist das Unternehmen Cherry SE (WKN: A3CRRN / ISIN: DE000A3CRRN9) nicht nur an der Börse gelistet, sondern ist ein weltweit tätiger Hersteller von High-End-Schaltern für mechanische Tastaturen und Computer-Eingabegeräten – eben wie Tastaturen, Mäuse und Headsets – für die Anwendung in verschiedenen Bereichen.

Cherry ist in der Branche ein wichtiger Player

Von Gaming, über E-Sports, sogenannten „Office & Hybrid Workplaces“, die Industrie bis hin zum Gesundheitsbereich reicht das Spektrum des Unternehmens, das bereits 1953 gegründet wurde und seit wenigen Jahren an der Börse notiert ist und heute neben international namhaften Großunternehmen auch öffentliche Einrichtungen beliefert.

Mit seinen mehr als 500 Mitarbeitern produziert man am Firmensitz im oberpfälzischen Auerbach, sowie in Zhuhai (China) und Wien (Österreich). Cherry ist in der Branche ein wichtiger Player. Das Unternehmen hat unter anderem 1983 den ersten mechanischen Schalter für Tastaturen erfunden.

Ein Klassiker aus der Jugendzeit – eine Cherry-Tastatur. (Bildquelle: unsplash / Justus Menke)

Heute ist man der weltweit führende Anbieter von mechanischen Tastatur-Schaltern und nicht wenige global führende Peripheriegeräte-Anbieter werben laut Cherry mit der Schaltertechnologie der Oberpfälzer bei ihren Endkunden.

Doch Cherry baut nicht nur Schalter für Kunden, sondern bietet nach wie vor selbst diverse eigene PC-Gaming-Peripheriegeräte wie Tastaturen, Mäuse und Headsets an, die zudem in den vergangenen zehn Jahren bereits drei Mal mit dem renommierten German Design Award ausgezeichnet wurde. So gab es beispielsweise 2022 für das Headset HC 2.2 und die Maus MC 2.1 den German Design Award 2022 in der prestigeträchtigen Kategorie “Excellent Product Design – Computer and Communication”.

Wer zum Arzt geht, trifft auch Cherry …

Darüber hinaus agiert Cherry sehr erfolgreich als einer von zwei zugelassenen Anbietern von Systemen zur Anbindung an die deutsche Telematikinfrastruktur (TI) im Gesundheitswesen. Das moderne eHealth Terminal ST-1506 ist vom Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) zertifiziert und wird über spezialisierte Systemintegratoren am Markt vertrieben.

Jüngst konnte das Unternehmen ebenso – im immer wichtiger werdenden Bereich e-Sports – eine für Aktionäre positive Nachricht verkünden. Cherry hat die schwedische Xtrfy Gaming AB übernommen. Der Kaufpreis betrug rund 5 Mio. Euro und wurde zu rund einem Drittel mit eigenen Aktien der Cherry SE bezahlt.

Wichtige Übernahme für strategisches Wachstum im Gaming-Bereich

„Im Zusammenspiel mit dem Xtrfy-Team steigern wir unsere Präsenz im wichtigen e-Sports Markt“, so Vorstandschef Oliver Kaltner und ergänzte: „Die Vernetzung von Xtrfy in der globalen e-Sports Szene bietet uns eine substanzielle Chance für weiteres strategisches Wachstum im Geschäftsfeld Gaming.“

Xtrfy wurde 2013 im schwedischen Landskrona vom CEO Joakim Jansson und CTO Erik Jensen gegründet und erzielte mit rund 12 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 7 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2022.

Die Produkte werden in enger Zusammenarbeit mit international führenden professionellen Gamern von Xtrfy am Standort Landskrona entwickelt und das aktuelle Produkt-Portfolio umfasst schwerpunktmäßig Mäuse und Keyboards sowie weitere Peripherals wie spezielle Mauspads und Headsets. Xtrfy verfügt über eine Reihe von Patenten und Markenzeichen in seinen Kernmärkten.

Das Cherry-Portfolio ist bisher im Gaming-Bereich auf Tastaturen fokussiert. (Bildquelle: unsplash / Florian Krumm)

Für Aktionäre der Cherry SE sollte die Übernahme langfristig sich im Depot positiv auswirken. Denn diese Akquisition stellt laut den Montega-Analysten die Geschäftsaktivitäten des Unternehmens auf eine breitere Basis: Während nämlich Xtrfy aktuell rund 50 Prozent des Umsatzes mit Gaming-Mäusen generiert, ist das Cherry-Portfolio in diesem Bereich auf Tastaturen fokussiert.

Zudem erwirtschaftet das schwedische Unternehmen mithilfe des eigenen Webshops mehr als 50 Prozent des Umsatzes im B2C-Segment, während der B2C-Anteil von Cherry 2021 bei 25 Prozent lag.

Der Umsatzanteil mit europäischen Kunden soll in 2022 bei ca. 50% liegen, Cherry erzielte außerhalb Deutschlands 2021 indes nur ca. 1% seiner Erlöse in Europa, so Montega in einer aktuellen Analyse zu Cherry.

Analystenhäuser sehen großes Kurspotenzial bei Cherry

Spannend wird es auch zu sehen sein, wie sich der neue CEO Oliver Kaltner bei Cherry einfügt und dem Unternehmen frischen Schwung mitgibt. Kaltner steht erst seit Anfang 2023 an der Spitze von Cherry, ist aber ein alter Hase in der Branche. Er war in den letzten drei Jahrzehnten bei Unternehmen wie Electronic Arts, Sony und Microsoft tätig und kennt daher das Konsumelektronik- Segment.

Beim Analysehaus Montega ist man für die Cherry-Aktie positiv gestimmt: „Mit der sinnvollen Akquisition von Xtrfy stärkt Cherry seine Wettbewerbsposition im Gaming-Segment. Nach Fortschreibung unseres DCF-Modells bestätigen wir unsere Kaufempfehlung mit einem erhöhten Kursziel von 16,00 Euro (zuvor: 15,00 Euro).“

Auch Hauck & Aufhäuser rät in einer Analyse von Dezember 2022 zum Kauf der Aktie, mit einem Kursziel von 14 Euro, während Warburg der Aktie ein Potenzial von 13 Euro zutraut. Lediglich ABN Amro/Oddo ist etwas verhaltener und stuft Cherry als neutral ein mit einem Kursziel von 9,80 Euro.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Bei einem aktuellen Kurs von knapp 7 Euro dürfte der eine oder andere wohl sich die Nebenwerte-Aktie (derzeit mit einem 2023er-KGV von etwas unter 12 bewertet), die aktuell über mehr als 50 Prozent im Streubesitz ist, näher anschauen – eine 100 plus x-Prozent-Chance gibt es nicht so oft …