Hypoport und die steigenden Zinsen

Anleger haben Hoffnung auf eine Erholung des Immobiliensektors

(Bildquelle: Pixabay / MichaelGaida)

In dieser Woche wurden die wichtigen Leitzinsen in den USA und in der Eurozone noch einmal erhöht. Mit Auswirkungen auch auf die Finanzierung von Immobilien. Das sind keine guten Nachrichten für den Immobilienfinanzierungsvermittler Hypoport (WKN: 549336 / ISIN: DE0005493365).

Die Bauzinsen bleiben hoch

Erste Immobilienfinanzierer versuchen dennoch gute Stimmung verbreiten. Tomas Peeters, Vorstandsvorsitzender der Baufi24 Baufinanzierung AG, etwa erhofft sich durch die absehbare Plateaubildung der Leitzinsen eine verbesserte Planbarkeit bei der Entwicklung der Hypothekenzinsen. Schließlich seien diese zuletzt sogar wieder vom Niveau bei über vier Prozent bis auf 3,5 Prozent zurückgekommen.

Wir erwarten, dass dieser Zinsschritt zwar einen Effekt auf die Sparzinsen haben wird, aber die langfristigen Baufinanzierungszinsen stabil bleiben werden, da sie sich an dem ‚stabileren‘ Zins der 10-jährigen Bundesanleihen orientieren.“

Etwas vorsichtiger ist Mirjam Mohr, Vorständin Privatkundengeschäft der Interhyp AG: „Optimistische Anleger könnten angesichts deutlich gestiegener Aktienkurse seit Jahresbeginn und weltweit nachlassender Inflationszahlen hoffen, dass die Zinsen bald wieder sinken“, sagt sie.

„Doch selbst wenn die Inflation ihren Höhepunkt überschritten haben mag: Es wird dauern, bis sich die Preise nach EZB-Vorstellungen wieder stabilisiert haben. Wir sehen unsere Prognose vom Zinskorridor zwischen 3 und 4 Prozent für Bauzinsen aktuell bestätigt.“

Und was machen die Immobilienpreise?

Geht es nach Tomas Peeters haben sich die Voraussetzungen für einen Immobilienerwerb  gegenüber den Vormonaten etwas aufgehellt – nicht zuletzt, weil auch die Kaufpreise im Bestand etwas gefallen sind. Die ersten Eigennutzer beginnen seiner Einschätzung nach, ihre Zurückhaltung abzulegen und fangen wieder an zu kaufen.

Im Bereich Neubau sieht es dagegen düster aus. Die Preise stiegen zuletzt weiter. Die letzten Daten vom Statistischen Bundesamt beziehen sich auf den November 2022. Die Preise für den Neubau konventionell gefertigter Wohngebäude in Deutschland sind demnach um 16,9 Prozent gegenüber November 2021 gestiegen. Im August 2022, dem vorherigen Berichtsmonat der Statistik, waren die Preise im Vorjahresvergleich um 16,5 Prozent gestiegen.

Dies lag zum großen Teil an den gestiegen Kosten für Baumaterial. Laut Statistischem Bundesamt waren nahezu alle Baumaterialien im Jahresdurchschnitt 2022 noch einmal deutlich teurer als im Vorjahr, als es bereits hohe Preissteigerungen gegeben hatte. Preistreibend auf den Baustellen wirkten sich vor allem die gestiegenen Energiepreise aus.

So verteuerten sich besonders Baustoffe wie Stahl, Stahlerzeugnisse oder Glas, die energieintensiv hergestellt werden. Stahl wird oft in Verbindung mit Beton unter anderem im Rohbau zur Verstärkung von Bodenplatten, Decken oder Wänden eingesetzt. Metalle insgesamt waren 2022 um 26,5 Prozent teurer als im Vorjahr. Flachglas, was üblicherweise für Fenster, Glastüren oder -wände verwendet wird, verteuerte sich 2022 um 49,3 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2021.

Eine Kapitalerhöhung soll die Hypoport-Bilanz aufbessern

Entsprechend des schwachen Umfelds hat sich auch das Geschäft von Hypoport entwickelt. In der Folge wurde im September bereits die Prognose für 2022 ausgesetzt. Es folgten wenig begeisternde Zahlen für das dritte und vierte Quartal, bevor am 19. Januar eine Kapitalerhöhung angekündigt wurde. Begründet wurde dieser Schritt mit Wachstumschancen, die sich aus der Umbruchsphase im Markt für Wohneigentum ergeben würden.

Letztlich wurden 378.788 neuen Aktien im Rahmen einer Privatplatzierung mittels eines beschleunigten Platzierungsverfahrens zu einem Preis von je 132,00 Euro zugeteilt, wodurch sich ein Bruttoemissionserlös von 50 Mio. Euro ergab. Hypoport-Vorstandschef Ronald Slabke ordnet die Chancen für die Unternehmensgruppe so ein:

Die schnelle Veränderung der makroökonomischen Rahmenbedingungen gefolgt von einer außergewöhnlichen Zurückhaltung der Verbraucher beim Wohnungsbau, beim Erwerb und der Finanzierung von Wohneigentum in Deutschland seit dem Spätsommer 2022 hat uns und alle Marktteilnehmer überrascht. Hypoport hat sich noch im letzten Jahr an diese veränderten Rahmenbedingungen in kürzester Zeit angepasst. Unsere Plattformen stehen für Schnelligkeit, Integration und Innovation zum Wohle aller Verbraucher und unserer Partner. Gemeinsam mit uns sind unsere Partner auch in einem schwierigen Markt erfolgreicher. Wir sind ein starker Partner für jeden, der mehr Menschen in die eigenen vier Wände bringen will. Die eingeworbenen Mittel der Kapitalerhöhung haben das Ziel und unterstreichen unseren Anspruch, die Veränderung des Wohnungsmarktes aus unserer zentralen Rolle heraus aktiv zu gestalten.

Der erste Handelstag der Neuen Aktien war der 27. Januar, was sich im Kursverlauf jedoch nicht widerspiegelt. Dennoch sollte man die zusätzlichen Aktien im Blick haben, wenn man Hypoport bewertet.

Wie Phoenix aus der Asche?

Die Hypoport-Aktie hat eine für Anleger sehr emotionale Achterbahnfahrt hinter sich. Nachdem 2021 noch die Kursmarke von 600 Euro anvisiert wurde, sieht es zwei Jahre später ganz anders aus. Im Herbst 2022 fiel die Aktie erstmals seit 2017 wieder in den zweistelligen Bereich zurück. Seither erholte sich die Hypoport-Aktie nur mühsam.

Mit einer Stabilisierung der Bauzinsen kommt auch die Hoffnung auf eine Renaissance der Hypoport-Aktie. Charttechnisch sprechen bis auf den GD200 alle Indikatoren für einen Kauf der Aktie. Doch sollte man sich auch kein übertriebenen Hoffnungen machen.

Das sagen die Analysten zu Hypoport

Schaut man sich die jüngsten Analysten-Kommentare an, reibt man sich etwas verwundert die Augen. Simon Keller von Hauck Aufhäuser Investment Banking hat am 19. Januar die Hypoport-Aktie von “Sell” auf “Buy” heraufgestuft und mit Blick auf die Trendwende-Story auch das Kursziel drastisch von 70 auf 195 Euro angehoben.

Marius Fuhrberg von Warburg Research hatte bereits am 16. Januar seine Kaufempfehlung mit Kursziel 265 Euro bestätigt. Und auch Gerhard Orgonas von der Privatbank Berenberg bestätigte am 31. Januar die “Buy”-Empfehlung und hob das Kursziel von 215 auf 230 Euro an. In allen Fällen wurde das Restrukturierungsprogramm positiv erwähnt und in der Kapitalerhöhung kein negativer Aspekt gesehen.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Ganz so positiv wie die Analysten sehen wir die Lage bei Hypoport nicht. Klar, das Unternehmen ist nach der Kapitalerhöhung und den eingeleiteten Maßnahmen gut aufgestellt. Doch die Zinserhöhungen der EZB in Verbindung mit den Preissteigerungen im Bausektor dürften den Appetit vieler Eigenheim-Interessierter erst einmal verdorben haben.

Inwiefern sich bei Bauzinsen zwischen 3 und 4 Prozent und den aktuellen Inflationsdaten tatsächlich wieder Kauf- und Bauinteressenten in großem Umfang finden lassen, bleibt abzuwarten. Kurstechnisch dürfte die Aktie vermutlich nicht zu den Topperformern 2023 gehören.