Atempause voraus!

Eine knallharte Woche liegt hinter den Anlegern. In Euroland erreicht der Zinssatz nun den höchsten Stand seit 2008 und Tech-Fans wissen nicht so recht, was sie von Quartalszahlen halten sollen. Die nächste Börsenwoche dürfte ruhiger verlaufen.

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Es war schon so ein bisschen die „Woche der Wahrheit“. Drei wichtige Notenbanken – Federal Reserve, die EZB und die Bank of England – mit ihren Leitzinsentscheiden und dann noch die viel beachteten Quartalszahlen aus dem Tech-Sektor vom „Triple-A“ Apple, Amazon und Alphabet – und natürlich nicht zu vergessen Meta. Von den anderen vielen wichtigen Bilanzen aus der Old-Ecomomy sprechen wir erst gar nicht. Es war viel an Daten und Ausblicken sowie Prognosen zu verarbeiten – am Ende mit viel Licht aber genauso viel Schatten.

Meta topp, Apple flopp

Apple beispielsweise konnte die Erwartungen seiner erfolgsverwöhnten Aktionäre und Investoren nicht erfüllen. Die Einnahmen des iPhone-Konzerns lagen bei 117,15 Mrd. Dollar und damit rund 4 Milliarden unter den Schätzungen der Wall Street. Gerade das Vorzeige-Produkt – das iPhone – kam nicht so recht unter die Leute. Im Jahresvergleich um 8 Prozent ging hier das Ergebnis zurück, was auch der erste Rückgang seit 2020 ist.

Apple beispielsweise konnte die Erwartungen seiner erfolgsverwöhnten Aktionäre und Investoren nicht erfüllen. (Bildquelle: unsplash / Zhiyue)

Auch Amazon und Alphabet enttäuschten, aber dank der Meta-Zahlen und dem Ausblick, dass der Konzern schon bald der KI von Microsoft das Leben schwer machen möchte, konnten die Tech-Werte die Woche mit halbwegs moderaten Verlusten zu Ende bekommen.

Die Tech-Rallye ist kein Automatismus

In wie weit die Tech-Rallye nun weitergeht, wird sich zeigen. Immerhin sind die Aktienkurse von US-Tech-Konzernen seit einem Monat wieder massiv gestiegen. Gemessen am FANG+-Index in Euro um knapp 22 Prozent. „Rückläufige Anleiherenditen und die Hoffnung auf ein baldiges Ende des Zinsanhebungszyklus dürften die Rally befeuert haben“, sagt Dr. Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.

Er hat für Tech-Anleger zugleich einen Rat: „Anlegern empfehle ich aber, neben dem Zinsniveau auch das regulatorische Umfeld im Auge zu behalten. In den vergangenen Jahren rückten die ´BigTechs´ wegen ihrer Marktmacht sowie ihres Umgangs mit Datenschutz ins Visier vieler Regierungen.“

Internet-Dino Alphabet ist noch garnicht so lange am Markt, dass die Marktposition durch Google auf alle Zeiten sicher wäre. (Bildquelle: Pressefoto Google)

Zwar dürfte das regulatorische Risiko in den USA abgenommen haben, da die Republikaner nach den „Midterms“ die Mehrheit im Repräsentantenhaus erlangten und somit Gesetzesänderungen der Demokraten blockieren können. Allerdings dürfte der Gegenwind seitens der Europäischen Union (EU) dieses Jahr zunehmen, so Stephan weiter. Hinzukomme, dass ab dem 2. Mai in der EU der „Digital Markets Act“ und der „Digital Services Act“ gilt.

Das bedeutet bei Regelverstößen drohen dann Geldbußen von bis zu zehn Prozent des weltweiten Jahresumsatzes. „Die Tech-Rally könnte noch anhalten und die Werte könnten somit prinzipiell interessant sein. Ich rate angesichts des erhöhten erwarteten Kurs-Gewinn-Verhältnisses von 34 dazu, der Rally nicht um jeden Preis nachzujagen.“

Das bringt die neue Börsenwoche (KW06-2023)

Ein Blick auf die neue Handelswoche zeigt, dass es in Bezug auf Quartalszahlen nun ruhiger wird. „In der Berichtswoche ist Zeit für eine Atempause, nicht nur für Aktien, sondern auch für die Rentenmärkte“, wie die Helaba schreibt.

Deutschland veröffentlicht mit Verspätung die Verbraucherpreise für Januar. „Ähnlich wie im Euroraum dürften hier die Preisbremsen bei Gas und Strom Wirkung zeigen. Für eine Entwarnung insbesondere mit Blick auf die Dynamik in der Kernrate ist es zu früh“, so die Volkswirte der Helaba im Wochenausblick. Darüber hinaus gebe es auch mit den deutschen Auftragseingängen sowie der Industrieproduktion im Januar noch keinen Grund für eine konjunkturelle Entwarnung.

Ein Blick auf die neue Handelswoche zeigt, dass es in Bezug auf Quartalszahlen nun ruhiger wird. Konjunkturseitig wird es interessant. (Bildquelle: unsplash / CHUTTERSNAP)

Am Montag wird zudem für Euroland der sentix Konjunkturindex veröffentlicht. „Die zu pessimistischen Stimmungsindikatoren normalisieren sich weiter. Regierungen, Prognostioker und Unternehmen hatten nach dem Ende der Nordstream-1-Gaslieferungen eine starke Rezession im Winterhalbjahr befürchtet. Eine Rezession wird zwar kommen, doch sie wird vergleichsweise mild bleiben. Dies spiegelt sich in den Stimmungsindikatoren noch nicht wider“, heißt es bei der Deka.

Hier geht man davon aus, dass im Februar der Sentix weiter ansteigen werde, „wobei abermals die Hauptimpulse von den Konjunkturerwartungen kommen sollten“.

Am Dienstag kommt es wiederum der Veröffentlichung der Zahlen für das deutsche produzierende Gewerbe. „Alles in allem wird die Produktion im produzierenden Gewerbe spürbar gesunken sein“, prognostiziert die Deka.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Markttechnisch dürfte es spannend werden zu sehen, welches Lager in der Woche dominiert. Kommt es zu weiteren Gewinnmitnahmen oder geht das langsamere Bergsteigen weiter?

Letztlich sollten langfristig engagierte Anleger es ruhig angehen, und ein bisschen auf Warren Buffett machen und die Regel beachten: „Regel eins lautet: Nie Geld verlieren. Regel zwei lautet: Vergesse nie die Regel Nummer eins.“

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt