Berentzen: Einer geht noch

Die vorläufigen Geschäftszahlen für das Jahr 2022 zeigen auf: Die Unternehmensgruppe um die bekannte Spirituosenmarken hat die Corona-Delle hinter sich. Seitens der Analysten gibt es ebenfalls grünes Licht.

(Quelle: Berentzen Gruppe)

Die Geschichte der Berentzen-Grupp AG reicht bis in das Jahr 1758 zurück. Doch so richtig bekannt wurde der Spirituosen- und Getränkehersteller dank einer “Schnapsidee” aus dem Jahr 1976:

Die Emsländer Brüder Friedrich und Hans Berentzen kamen auf die damals verrückt erscheinende Idee, Weizenkorn mit Apfelsaft zu vermischen. Geboren war der Berentzen Apfelkorn. Auf diese Weise gelang Berentzen der ganz große Durchbruch. Unter anderem, weil die Partymischung bei Jugendlichen sehr beliebt ist und damit als Einstieg in die Alkoholwelt dient. Die “Schnapsidee” entwickelte sich letztlich zur erfolgreichsten Produktneueinführung im Spirituosenmarkt nach 1945 und machte das Unternehmen zum nationalen Anbieter von Spirituosen.

Eine der bekanntesten Spirituosenmarken Deutschlands

Heute ist die Berentzen Gruppe einer der bekanntesten Spirituosenmarken Deutschlands, verfügt über ein breites Produktportfolio im Bereich Marken- und Private-Label-Spirituosen sowie alkoholfreier Getränken, das mit 500 Mitarbeitern produziert wird. Der Fokus des Tagesgeschäfts liegt vor allem im Vertrieb an den deutschen Lebensmitteleinzelhandel mit den bekannten Kernmarken Berentzen, Puschkin, Mio Mio und Citrocasa.

Die Marken der Berentzen Gruppe sind in Deutschland bekannt. Das Unternehmen vertreibt diese vor allem über den Lebensmitteleinzelhandel. (Quelle: Berentzen Gruppe)

Die Corona-Delle hat das Unternehmen hinter sich gelassen – dies zeigen die aktuellen vorläufigen Zahlen für 2022. Demnach hat die Unternehmensgruppe Konzernumsatzerlöse in Höhe von 174,2 Mio. Euro erzielt – ein Plus von 19,2 Prozent gegenüber dem Geschäftsjahr 2021 (146,1 Mio. Euro).

Das Konzernbetriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Konzern-EBIT) wurde auf 8,2 Mio. Euro gesteigert (2021: 6,7 Mio. Euro). Das Konzernbetriebsergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Konzern-EBITDA) lag bei 16,6 Mio. Euro (2021: 15,4 Mio. Euro).

„Alle wichtigen Erfolgskennzahlen des Konzerns liegen für das Geschäftsjahr 2022 damit innerhalb der von uns prognostizierten Bandbreiten, die wir im Jahresverlauf zwei Mal nach oben korrigiert hatten“,

erklärt Oliver Schwegmann, Vorstand der Berentzen-Gruppe Aktiengesellschaft.

Alkoholfreie Getränke hat Berentzen ebenfalls im breiten Portfolio. (Quelle: Berentzen Gruppe)

Umsatzwachstum dank erhöhter Konsumentennachfrage

„Unser Umsatzwachstum resultiert ganz überwiegend aus einer deutlich erhöhten Konsumentennachfrage und weniger aus gestiegenen Verkaufspreisen. Der Wegfall der Corona-Beschränkungen hat uns den Weg zurück auf unseren Wachstumspfad geebnet. Unsere Produkte stehen für Lebensfreude, für Geselligkeit, für Momente in Gemeinschaft, die endlich wieder vollumfänglich möglich waren. Darüber freuen wir uns sehr“, so Schwegmann weiter.

Für den deutschen Getränkemarkt gibt es zudem positive Prognosen für die kommenden Jahre. So sollen die Umsätze mit Spirituosen bis 2025 um durchschnittlich 8,2% pro Jahr auf 10,6 Mrd. Euro und die Erlöse mit alkoholfreien Getränken um 7,7% pro Jahr auf etwa 50 Mrd. Euro ansteigen.

Laut dem Research-Haus Monterga dürfte dieses vergleichsweise starke Wachstum vor allem auf inflationsbedingte Preissteigerungen sowie Nachholeffekte in der Gastronomie zurückzuführen sein. „Allerdings ermöglichen Konsumtrends in einzelnen Subkategorien (u.a. Liköre) auch Wachstumsraten im zweistelligen Prozentbereich, in denen die Berentzen-Gruppe mit einigen Fokusmarken stark positioniert ist“, heißt es in der Montega-Analyse weiter.

Analysten raten zum Kauf der Berentzen-Aktie

Überhaupt scheint man bei Montega Gefallen an der Berentzen-Aktie (WKN: 520160 / ISIN: DE0005201602) gefunden zu haben: „Die starke Wettbewerbsposition und die visiblen Profitabilitätssteigerungen sind unseres Erachtens im aktuellen Kursniveau nicht ausreichend reflektiert. Wir nehmen die Aktie mit einer Kaufempfehlung sowie einem Kursziel von 12,00 Euro in die Coverage auf.“

Auch bei Metzler rät man in einer aktuellen Studie zum Kauf, sieht jedoch das Kursziel bei 8,00 Euro. Während sich die starke Umsatzdynamik im Geschäftsjahr 2023 fortsetzen dürfte – unterstützt durch weitere Preiserhöhungen – dürften die steigenden Kosten für die Instandhaltung die Rentabilität im Geschäftsjahr 2023 weiter belasten, was zu leicht gesenkten Gewinnschätzungen führt, so die Einschätzung von Metzler.

Aktienkurs in der Vergangenheit auf Achterbahnfahrt

Das dürfte Alt-Aktionäre freuen, denn sie haben mit der Aktie eine jahrelange Durstrecke hinter sich. Nachdem die Notierungen im Juli 2017 auf einen historischen Höchststand bei 12,73 Euro geklettert waren, folgte in den darauffolgenden Jahren eine Achterbahnfahrt, bei der es aktuell wieder den Berg hochgeht.

Aktuell wird die Aktie mit einem 2023er-KGV von etwas mehr als 14 bewertet, die Dividendenrendite für 2023 mit 3,5% erwartet. Aus Sicht der Charttechnik befindet sich das Berentzen-Papier jetzt mit dem Anstieg über die 200-Tage-Linie Mitte Januar wieder im langfristigen Aufwärtstrend und zeigt damit deutliche Stärke.