Professionelle Anleger sind Risikomanager

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Kennen Sie die Geschichte von Forrest Gump? Die von Tom Hanks im Oscar-prämierten Film gespielte Hauptfigur wird mit einem Intelligenzquotienten von nur 75 ins Leben geschickt. Forrest Gump ist kein Genie und wird im Laufe seines Lebens dennoch ein vermögender Mann.

Den Grundstein seines Reichstums legte der Hurricane Carmen.

Forrest hatte seinem in Vietnam gefallenen Kameraden das Versprechen gegeben Garnelen-Fischer zu werden. Während des Tropensturms von 1974 werden alle Fischerboote zerstört, nur das Boot von Forrest und seinem Partner übersteht den Sturm, weil sie zufällig auf See und nicht an Land waren. Da ihr Boot als einziges den Hurricane überlebt, haben sie kurzfristig einen Wettbewerbsvorteil, durch den das „Bubba Gump Shrimp“-Imperium entsteht.

Ich bin im Laufe der Zeit an den Märkten zu der Überzeugung gelangt, dass der Erfolg an der Börse davon abhängt, nicht krampfhaft zu den Gewinnern gehören zu wollen, sondern nur davon, in der kleinen Gruppe der „Überlebenden“ oder „Nicht-Verlierer“ zu bleiben.

Der Grieche Demokrit prägte den Satz: “Mut steht am Anfang des Handelns, Glück am Ende.”

Glück ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, aber ich glaube daran, dass uns glückliche Zufälle nur dann zuteil werden können, wenn wir die Voraussetzungen geschaffen haben sie zu empfangen.

In einer Untersuchung des US-amerikanischen Fondsmarkts hat man festgestellt, dass in der Zeit von 1970 – 2012 ungefähr 74 Prozent aller Fonds wieder geschlossen wurden. Die Wahrscheinlichkeit einen Fonds zu erwischen, der irgendwann (wegen schlechter Performance oder mangelnder Rentabilität für die Bank) liquidiert wird, ist viel höher, als die meisten Privatanleger glauben.

Genauso schaffen es (ganz gleich ob professionelle oder private) Anleger kaum durch die Auswahl von Einzeltiteln („Stock-Picking“) einen Indexfonds (z.B. einen DAX-ETF) zu schlagen.

Trotzdem probieren es alle, Tag für Tag.

In einer von mir durchgeführten Untersuchung von DAX-Prognosen großer Bankhäuser stellte ich fest, dass es den Experten im Durchschnitt in nur einem von zehn Jahren gelang, den DAX korrekt hervorzusagen.

Die Trefferquote ist desaströs und trotzdem werden wir auch dieses Jahr wieder Kursziele für 2018 lesen.

Über 90 Prozent der Trader verlieren ihr Kapital an der Börse, weil sie nur nach der perfekten Gewinnerstrategie suchen.

Bei Charlie Munger und Warren Buffett habe ich den „Circle of Competence“ kennenlernen dürfen.

Munger sagt: „I think part of the popularity of Berkshire Hathaway is that we look like people who have found a trick. It’s not brilliance. It’s just avoiding stupidity.“

Freie Übersetzung: „Ich denke Berkshire Hathaway ist so populär, weil wir so aussehen, als hätten wir einen Trick gefunden (um viel Geld zu verdienen). Tatsache ist jedoch, dass es kein Geniestreich ist. Wir vermeiden es einfach dumme Sachen zu tun.“

Charlie Munger erzählt häufig den Witz, dass er gerne wissen würde, wo er sterben wird. Er bräuchte dann einfach niemals an diesen Ort zu gehen.

Buffett und Munger sind so erfolgreich, weil sie kontinuierlich versuchen falsche Entscheidungen zu vermeiden, statt richtige zu treffen.

Hatten die beiden Herren im Laufe der Jahrzehnte nicht auch Glück?

Natürlich profitierten sie von glücklichen und zufälligen Umständen der Geschichte, aber nur ihr eigenes Handeln versetzte sie in die Lage, diese Situationen nutzen zu können (z.B. als sie im Crash 1987 der Investmentfirma Salomon Brothers mit einem 12 Prozent-Einstieg unter die Arme griffen oder die Wall Street Banken 2008 bei ihnen um Unterstützung baten).

Warren Buffett hat keine Facebook-, Netflix- oder Tesla-Aktien und er „underperformt“ den Markt häufig in den großen Bullenmärkten. Dafür geht er aber auch in keinem Crash pleite.

Dieses Denken kann man auf alle Bereiche der Börse, auch auf das Trading, übertragen.

Viele Grüße
Jakob Penndorf

Autor: Jakob Penndorf, Finanz- und Tradingexperte bei GodmodeTrader.de.

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