Es könnte holprig werden

Die Berichtssaison in Deutschland nähert sich ihrem Höhepunkt und die Meldungen sind durchwachsen. Und dann ist da noch das Dauerthema Inflation.

(Bildquelle: unsplash / Gabriel Garcia Marengo)

Zum Ende der vergangenen Börsenwoche standen mit den Bilanzen von Allianz und Mercedes-Benz zwei gewichtige Vertreter der deutschen Börsenlandschaft im Blickpunkt der Anleger. Während bei der Allianz Licht und Schatten vorhanden waren und die Anleger die Aktie entsprechend vorsichtig beäugten, sorgten bei Mercedes-Benz die guten Nachrichten von der Dividendenfront, aber auch in Sachen Aktienrückkauf für Kauflaune.

DAX hält sein bisheriges Niveau

Die ganz große Euphorie ist im DAX also einmal mehr ausgeblieben und das letzte Woche markierte Jahreshoch bei 15.658 Punkten wurde nicht wieder erreicht. Dennoch muss das auch keine schlechte Nachricht sein, wie man bei der Helaba hinweist: „Spekulationen auf eine Trendumkehr in Form eines Doppeltops scheinen aber verfrüht. So haben die nach oben angepassten Zinserwartungen die positive Grundstimmung bislang kaum getrübt. Dies wird wohl den mehrheitlich robusten Wirtschaftsdaten und guten Quartalsergebnissen geschuldet sein. Unterstützung liefern die 21-Tagelinie bei 15.269 Punkten und das Zwischentief vom 10. Februar bei 15.246 Zählern.“

US-Inflation bleibt Thema

Die US-Inflationsdaten beherrschen weiter den Markt, denn sie gelten als wichtiger Indikator für die weitere US-Geldpolitik Fed. Dabei lagen die Verbraucherpreise im Januar leicht über den Erwartungen des Marktes. Die Inflation ging weiter zurück, allerdings nur auf 6,4 Prozent, nach 6,5 Prozent im Vormonat. Der Konsens lag zuvor bei +6,2 Prozent.

Die US-Inflationsdaten beherrschen weiter den Markt. (Bildquelle: Pixabay / MichaelGaida)

Geht es nach Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, scheint die Disinflation bei Waren, die den Inflationsrückgang bisher vorangetrieben hat, an Kraft zu verlieren, während die Stärke des US-Arbeitsmarktes sowie die verbesserte Konsumentenstimmung Aufwärtsrisiken für Lohnwachstum und Dienstleistungspreise bergen. Angesichts der Anzeichen einer widerstandsfähigen US-Wirtschaft erscheint aus seiner Sicht der Weg in Richtung des Fed-Inflationsziels von 2 Prozent ohne eine weitere Verschärfung der Finanzierungsbedingungen schwer vorstellbar.

„Zwar spiegeln die am Geldmarkt eingepreisten Erwartungen mittlerweile zwei weitere Leitzinserhöhungen von je 0,25 Prozentpunkten wider. Die für das zweite Halbjahr von den Märkten antizipierten Zinssenkungen halte ich jedoch nach wie vor für zu optimistisch. Eine Korrektur dieser Markterwartungen könnte zukünftig für weiter steigende US-Anleiherenditen sorgen.“

Das bringt die neue Börsenwoche (KW08-2023)

An den Börsen werden vor allem zwei Daten in der kommenden Woche im Fokus stehen. Am Dienstag rücken die Einkaufsmanagerindizes der Eurozone für Februar auf der Agenda. Die verbesserte Energielage, verringerte Inflationsraten und staatliche Hilfsmaßnahmen hatten zuletzt zu einer Stimmungswende beigetragen.

Nach Ansicht der Deka-Volkswirte bewegen sich beide Einkaufsmanagerindex-Teilbereiche Dienstleister und Industrie wieder um die Wachstumsschwelle von 50 Punkten, und eine Rezession in diesem Jahr wird für Euroland als Ganzes unwahrscheinlicher. Aus einem erneuten Anstieg der europäischen Einkaufsmanagerindizes würde nach Ansicht der Volkswirte von Helaba die positive Aktienentwicklung zunehmend fundamental untermauert.

Das ifo Geschäftsklima steht in dieser Woche wieder einmal auf der Agenda und gibt Einblick in das Seelenleben der deutschen Industrie. (Bildquelle: unsplash / Crystal Kwok)

Am Mittwoch folgt dann das ifo Geschäftsklima. Im Januar war der Index auf 90,2 Punkte gestiegen, nach 88,6 Punkten im Dezember. Dies war auf merklich weniger pessimistische Erwartungen zurückzuführen. Die Unternehmen waren jedoch etwas unzufriedener mit den laufenden Geschäften. Die deutsche Wirtschaft startet dennoch zuversichtlicher ins neue Jahr. Für Februar wird nun ein Wert von 91,0 Punkten erwartet.

Geht es nach den Experten der Deka hält also der Prozess der Normalisierung an und die Unternehmen passen ihre ursprüngliche Erwartung einer scharfen Rezession sukzessive an die verbesserten Rahmenbedingungen an. Als Wermutstropfen werfen die Volkswirte aber auch ein, dass dieses wichtige Stimmungsbarometer weiterhin eine Schrumpfung des Bruttoinlandsprodukts signalisiert.

Im Wochenverlauf dürfte sich das Interesse der Anleger zudem auf das US-Verbrauchervertrauen (Dienstag) sowie das jüngste Fed-Protokoll (Mittwoch) richten. Etwaige Anzeichen, dass die US-Notenbank wieder in Richtung 50er-Schritte tendiert, könnte demgegenüber Rückschläge für Aktien und Renten bedeuten, meinen die Volkswirte von Deka. Schließlich wird noch der für die Fed maßgebliche Preisindikator PCE-Index für den Januar (Donnerstag) veröffentlicht. Es gibt also auch kommende Woche genügend Anlässe also, um geldpolitischen Spekulationen neue Nahrung zu geben.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Nach der Euphorie der ersten Wochen des Jahres 2023 wurde nun wieder etwas Wasser in den Wein geschüttet. Über die tatsächliche Zinspolitik herrscht wieder mehr Unsicherheit, weil die Inflationsabkühlung nicht in dem Tempo mithält, wie bisher. Während die US-Märkte hier schon deutlich negativer unterwegs sind, hält sich in Deutschland die Stimmung noch gut. Die Konjunkturdaten der kommenden Woche, könnten etwas mehr Klarheit bringen.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt