Auf der Insel sind Anleger gut aufgehoben. Während die bekannten Leitindizes Dow Jones, DAX und Nikkei einen guten Start ins neue Jahr erwischten, setzt der britische Aktienmarkt noch einen obendrauf. Der FTSE 100 notiert auf Rekordhöhen. Für Anleger gibt es neben attraktiven Einzelwerten auch die Möglichkeit, den breiten Markt mit einem ETF ins Depot zu holen.
Great Britain hatte ein fürchterliches Jahr 2022. Das Land musste sich von der Queen verabschieden, es hat drei Premierminister im Amt gesehen und viele Regierungspläne wurden an den Finanzmärkten abgestraft wie in einem Emerging-Markets-Land. Hinzukamen zu diesem politischen Mix auch noch die nüchternen wirtschaftlichen Fakten: Eine Inflation, die in bis dahin nicht vorstellbare Höhen schnellte, während sich gleichzeitig der Konjunktur-Horizont verfinsterte. Zusammen ergibt das ein Mix, der für Aktien und die Börse eigentlich keine positiven Impulse darstellt, eigentlich…
Energie-, Rohstoff- und Finanztiteln dominieren
Doch weit gefehlt. Die Briten lassen sich (bekanntlich) nicht so schnell unterkriegen. Weder beim Fußball – noch an der Börse. Das Jahr 2022 hinter sich gelassen, startete der britische Aktienmarkt das Jahr 2023 mit deutlichen Zugewinnen. Der bisherige Höhepunkt ist ein Allzeithoch des „Footsie“, dem Londoner Leitindex FTSE 100. Für Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank, ist das Rekordhoch die logische Folge der vergangenen Monate.
„Die Grundlage dafür legten die britischen „Blue Chips“ bereits im turbulenten vergangenen Jahr. Die starke Gewichtung von Energie-, Rohstoff- und Finanztiteln von zusammen mehr als 40 Prozent ermöglichte es dem FTSE 100 – im Gegensatz zu seinen Pendants in Europa und in den USA –, dem Gegenwind global gestiegener Rohstoffpreise und Kapitalmarktzinsen zu trotzen“, so der Anlagenexperte.
Das ist der FTSE 100
Der FTSE 100 Index ist der Financial Times Stock Exchange Index. Unter Börsianern spricht man eigentlich nur vom „Footsie“. Er ist der wichtigste britische Aktienindex, vergleichbar mit dem deutschen DAX. Im FTSE 100 sind die 100 größten und umsatzstärksten Unternehmen an der London Stock Exchange zusammengefasst. Er wird von der FTSE Group ermittelt, die aus einem Joint Venture der Londoner Börse mit der bekannten Wirtschaftszeitung Financial Times hervorging. Der britische Leitindex ist ein klassischer Kursindex. Das heißt, der Indexstand wird nur mit Hilfe der Aktienkurse ermittelt und ist um Erträge aus Bezugsrechten und Sonderzahlungen bereinigt. Dividendenzahlungen der einzelnen darin gelisteten Unternehmen werden nicht berücksichtigt. Eine Indexüberprüfung findet vierteljährlich statt.
Das schwache Pfund pusht
Rückenwind erhielt dann noch der Index durch die starke Abwertung des Pfund Sterlings, weil ein Großteil der gelisteten Unternehmen seine Gewinne im Ausland erzielt.
„Bei Umrechnung in das schwächere Britische Pfund steigen diese im Wert“, so Stephan weiter. Kommt es zu höheren Weltmarktpreisen für Rohstoffe und Öl infolge der Erholung Chinas und bleibt gleichzeitig eine deutliche Aufwertung des Pfund Sterlings aus, „könnte der Aufwärtstrend des FTSE 100 anhalten“, analysiert der Profi.
Für Anleger gibt es noch zwei weitere Fakten, die dafür sprechen, Investments auf der Insel einmal näher in den Fokus zu nehmen: Ein niedrige Kurs-Gewinn-Verhältnis von gut zehn bei FTSE 100 sowie eine erwartete Dividendenrendite von vier Prozent.
Zwei eher unbekannte Insel-Aktien
Geht es nach Douglas Scott, Investment Manager bei Aegon Asset Management, dann haben derzeit neben den bekannten britischen Aktien, zwei Wertpapiere ein attraktives Chance-Risiko-Profil. Die Dunelm Gruppe (WKN: A0LCM4 / ISIN: GB00B1CKQ739) gehört dazu. Das Unternehmen aus Leicestershire zählt zu den größten Haushaltswarenhändlern in Großbritannien und bietet Kunden ein vielfältiges Produktsortiment.
Die Aktie wird aktuell mit einem KGV von 10 und einer Dividendenrendite von fast 6 Prozent bewertet. „Während andere Unternehmen an den Märkten kämpfen, nimmt Dunelm einen immer größeren Marktanteil ein. Dunelm hat so gut wie keine Schulden, hohe Renditen, eine gute Dividende und die Möglichkeit für weitere Sonderdividenden“, so Douglas Scott.
Ebenfalls interessant ist Greggs. Das Unternehmen ist eine der größten Bäckereiketten Großbritanniens mit rund 2.500 Filialen. „Greggs hat nicht nur sein Liefergeschäft ausgebaut, sondern auch den Aktienkurs“, sagt Scott. Der Blick auf den Chart belegt es: Die Aktie hat sich in den vergangenen zehn Jahren um etwa 500 Prozent besser entwickelt als der FTSE All-Share. „Ohne Schulden, mit Bargeld auf der Bank und einer wachsenden Zahl von Filialen hat Greggs nicht nur sehr zufriedene Kunden, sondern auch zufriedene Anleger“, weiß Scott.