Aktien: Zu starke Konzentration schadet den Renditechancen

Mit steigender Diversifizierung sinkt die Renditestreuung

(Bildquelle: Wiener Börse)

Die wichtigste Lehre in der Portfolioallokation ist Diversifikation.  Denn nur mit der Streuung auf möglichst unkorrelierte Anlageklassen, lässt sich das Gesamtrisiko senken. Aber auch innerhalb einer Assetklasse wie Aktien spricht vieles für eine ausreichende Diversifikation.

Auf diese Weise lassen sich die negativen Auswirkungen von Kurseinbrüchen bei einem einzelnen Wertpapier reduzieren. Ein Aspekt, der in diesem Zusammenhang jedoch häufig übersehen wird, betrifft die Rendite. Denn wer nicht ausreichend diversifiziert, geht nicht nur unnötige Risiken ein, sondern läuft zudem Gefahr, Renditechancen zu verschenken.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Vanguard. Demnach ist ein Aktienportfolio zu konzentriert, wenn es sich nur aus bis zu 20 verschiedenen Positionen zusammensetzt. Um die Renditechance deutlich zu erhöhen, sollte die Allokation mindestens zwischen fünfzig bis hundert Titel umfassen.

Best-of-Strategie bringt nur selten Mehrrendite

Viele Anleger sind versucht, sich bei der Aktienauswahl auf die Titel in einem Markt oder einem Index zu fokussieren, die vermeintlich über die besten Kurschancen verfügen. Die Idee dahinter: Ein Top-Pick-Portfolio, das nur aus den „besten Ideen“ besteht, wird nicht durch scheinbar durchschnittliche oder unterdurchschnittliche Titel ausgebremst und ist daher ein sicherer Weg für eine Mehrrendite.

Die Realität sieht jedoch anders aus. Wie die Auswertung von Vanguard belegt, steigt mit höherer Konzentration das Risiko, dass ausgerechnet die „renditestärksten“ in einem Portfolio fehlen. Das liegt unter anderem an der Tatsache, dass es kaum jemanden gelingt, kontinuierlich die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen.

Außerdem ist es nach einer falschen Entscheidung viel schwieriger, Verluste auszugleichen und positive kumulative Renditen zu erwirtschaften. Das ist ein wichtiger Punkt, der auf den sogenannten Volatility Drag zurückzuführen ist.

Volatility Drag? Was ist das?

Man stelle sich zwei Portfolios mit einem Anfangswert von jeweils 10.000 Euro vor: Beim ersten handelt es sich um ein stark diversifiziertes Portfolio mit vergleichsweise geringer Volatilität. Es erzielt im ersten Jahr einen Gewinn von fünf Prozent und im zweiten Jahr einen entsprechenden prozentualen Verlust.

Das zweite Portfolio ist auf wenige Komponenten konzentriert und weist deshalb eine deutlich höhere Volatilität auf. Es legt im ersten Jahr um 40 Prozent zu, und büßt im Folgejahr 40 Prozent ein. Für beide Portfolios könnte man nun meinen: Wie gewonnen, so zerronnen.

Dem ist aber nicht so: Während Portfolio 1 am Ende des zweiten Jahres über einen Wert von 9.975 Euro verfügt und seine Verluste damit weitgehend ausgeglichen hat, liegt Portfolio 2 nach zwei Jahren mit einem Wert von 8.400 Euro tief im Minus.

Für die Auswertungen von Vanguard wurden auf Basis des marktumfassenden US-Aktienindex „Russell 3000“ unterschiedliche große Portfolios durch zufällige Aktienauswahl gebildet. Die Simulationen zeigen klar, dass der Volatility Drag mit zunehmender Anzahl von Aktien im Portfolio abnimmt. Oder anders ausgedrückt: Mit steigender Diversifizierung sinkt die Renditestreuung.

Ein Beitrag von Jesper Wahrendorf

(Bildquelle: Vanguard)

Er ist Head of Vanguard Invest, der digitalen Anlageplattform von Vanguard
www: de.vanguard

 

 

 

 

 

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