KI: ChatGPT löst Goldgräberstimmung aus

Microsoft, Meta Platforms, Google & Co kämpfen um die Vorherrschaft bei der Künstlichen Intelligenz.

(Bildquelle: Pixabay / geralt)

Die Künstliche Intelligenz gehört seit geraumer Zeit zu den interessantesten Anlagethemen. Zuletzt erhielt dieser Bereich jedoch ganz neuen Schwung. Insbesondere, da auch das mediale Interesse abseits der Börsen, der technologieinteressierten „Geeks“ oder Hollywood für KI geweckt wurde.

Im Mittelpunkt stand zuletzt vor allem die Chatbot-Software ChatGPT. Diese simuliert Gespräche mit echten Menschen. Man kann ihr Fragen stellen. Die Fragen werden so beantwortet, wie es ein Mensch tun würde. Darum geht es im Allgemeinen bei der KI (Artificial Intelligence, AI). Maschinen erlangen dabei kognitive Fähigkeiten, die Menschen zugeordnet werden. Dazu gehören das Lernen, Problemlösen und die Mustererkennung. Damit sollen Maschinen Probleme analysieren können und dementsprechend eigenständig handeln.

Google unter Druck

Mit ChatGPT ist beispielsweise auch die Erstellung von Texten möglich. Besonders spannend wurde die Geschichte rund um ChatGPT auch deshalb, weil sich Microsoft an OpenAI, dem Schöpfer der Chatbot-Software, beteiligt hatte. Diese milliardenschwere Beteiligung vonseiten des Softwarekonzerns an dem auf KI spezialisierten und von Tesla-Chef Elon Musk mitgegründeten Unternehmen brachte allerhand Entwicklungen in Gang und sorgte sogar für Spekulationen rund um einen unerwarteten Google-„Killer“. Die Rede ist von Microsofts Suchmaschine Bing. Doch selbst wenn KI Bing nicht zum Google-„Killer“ machen sollte, haben die vergangenen Wochen gezeigt, welches Potenzial dem Thema KI inzwischen am Markt beigemessen wird.

Wie wichtig dieses Thema und ein potenzieller Angriff auf die Marktmacht Googles bei der Muttergesellschaft Alphabet genommen werden, zeigt ein Blick in den jüngsten Quartalsbericht. Konzern-CEO Sundar Pichai widmete sich gleich zu Beginn der KI. Dank der langfristigen Investitionen in die Computerwissenschaft sieht man sich im Bereich der KI extrem gut aufgestellt. Zumal dieser nun an einem Wendepunkt stehen würde und man selbst große Sprünge machen wolle. Und dies nicht nur im Bereich Online-Suche. Entsprechend wurden neue Anwendungen und Funktionen im KI-Bereich angekündigt. Eine davon ist Bard.

Aller Anfang ist schwer

Wie sehr Alphabet durch das Medieninteresse rund um ChatGPT geriet, zeigt das möglicherweise zu schnelle Vorgehen bei der Vorstellung des eigenen KI-Programms. Der Textroboter lieferte doch tatsächlich gleich zu Beginn die falsche Antwort auf eine Frage und löste damit ein PR-Desaster aus. Zudem brachte er damit den Kurs der Alphabet-Aktie kurzfristig unter Druck. In einem Werbe-Clip sollte Bard einem Neunjährigen etwas über das James Webb-Weltraumteleskop erzählen. Fälschlicherweise sagte Bard, dass das JWST (James Webb Space Telescope) das erste war, das Bilder von einem Planeten außerhalb des Sonnensystems der Erde aufgenommen hatte.

Allerdings hatte der Chefs des Bereichs Google-Suche, Prebhakar Raghavan, bei einer Präsentation in Paris bereits gesagt, dass Bard noch Fehler machen könne. Als Anwendungen wurden beispielsweise die Entscheidung eines Konsumenten zwischen einem Elektroauto und einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor sowie die Planung einer Reise durch Nordkalifornien gezeigt. Google Bard basiert auf seinem Sprachmodell LaMDA und soll in den kommenden Wochen von Testern geprüft werden, bevor es auf den Markt kommt.

Microsoft setzt auf ChatGPT

Für Google wird es im Kampf gegen ChatGPT nicht einfach. Microsoft setzt voll auf die Chatbot-Software. Diese wurde bereits in die Suchmaschine Bing integriert. Auch dem Web-Browser Edge soll sie zu mehr Erfolg verhelfen. Schließlich will der Konzern auch eine Rendite auf seine Investition von rund 10 Mrd. US-Dollar in OpenAI sehen. Über dieses Vorhaben hatte beispielsweise die Seite Semafor berichtet. Damit wurde OpenAI mit rund 29 Mrd. US-Dollar bewertet, während langfristig Microsoft (WKN: 870747 / ISIN: US5949181045) 49 Prozent der Anteile halten soll.

Auch andere Technologiekonzerne beschäftigen sich längst mit dem Thema KI. Wenn auch nicht notwendigerweise im Bereich der Chatbots. Zwar hat Meta Platforms auch in diesem Bereich mit Galactica und Blender Bot Erfahrungen gesammelt, die weitaus wichtigeren KI-Anwendungen laufen bei der Muttergesellschaft von Facebook und WhatsApp heutzutage im Hintergrund ab und helfen dem Unternehmen, bereits bei der sogenannten Monetarisierung der User seiner Social-Media-Kanäle.

Meta ist schon besonders weit

Meta verbuchte im Geschäftsjahr 2022 konzernweite Umsatzerlöse in Höhe von 116,6 Mrd. US-Dollar. 113,6 Mrd. US-Dollar oder etwa 97 Prozent dieser Erlöse wurden mithilfe von digitaler Werbung erzielt. Um diese Einnahmen zu maximieren sind aufwendige Algorithmen vonnöten, um die Ziele der Werbekunden mit dem Verhalten der User der Social-Media-Plattformen in Einklang zu bringen. Diese sollen dazu gebracht werden, verschiedene Aktivitäten auszuführen, wie das Anklicken von Werbeanzeigen zum Erwerb bestimmte Produkte oder die Anmeldung zu verschiedenen Newslettern.

Gleichzeitig müssen die Social-Media-Kanäle mit interessanten Inhalten gefüllt werden, damit die User engagiert bleiben. Und diese bleiben engagiert. Das zeigen die jüngsten Zahlen bei Meta. Die Zahl der täglichen Facebook-Nutzer lag zuletzt bei 2 Milliarden, während sich die Zahl der monatlichen User zuletzt auf die 3-Milliarden-Grenze zubewegte. Dabei ist die KI für Meta zuletzt sogar noch wichtiger geworden, da man mit den neuen, schärferen iOS-Datenschutzbestimmungen sowie einem verstärkten Wettbewerb durch Emporkömmlinge wie TikTok fertig werden musste.

Cloud-Verknüpfung sorgt für noch mehr Potenzial

Auch Amazon befindet sich derzeit eher an der Seitenlinie, wenn es um das in der breiten Masse sehr populäre Thema Chatbots geht, dies bedeutet jedoch nicht, dass der E-Commerce-Riese nicht ebenfalls im Bereich KI mitspielen würde. Bei Amazon hat der Cloud-Bereich AWS (Amazon Web Services) in den vergangenen Jahren stark an Bedeutung hinzugewonnen. Wenn es um die Bewertung von Geschäftserfolgen geht, schauen Anleger heutzutage zunächst auf AWS.

Wie gut, dass Amazon in diesem Bereich auch einiges in Sachen KI zu bieten hat. Laut eigener Darstellung bietet AWS das umfassendste Angebot an Machine Learning-Services und unterstützender Cloud-Infrastruktur, sodass jedem Entwickler, Daten-Wissenschaftler und Praxisexperten Machine Learning an die Hand gegeben wird. Außerdem sei AWS im Magic Quadrant für Cloud-KI-Entwickler-Services von Gartner als führend eingestuft worden.

Cloud Computing ist auch ein wichtiges Stichwort, wenn es darum geht, was sich Microsoft aus der Kooperation mit OpenAI erhofft. Dabei muss es nicht einmal die derzeit noch utopisch erscheinende Hoffnung darauf sein, dass sich Bing dank KI zu einem Google-„Killer“ entwickelt. Vielmehr ist auch Microsoft in den vergangenen Jahren zu einem immer wichtigeren Cloud-Player geworden. Die Aussicht, dass alle ChatGPT-Aktivitäten in Zukunft au Azure laufen könnten, sorgt für Anlegerfantasien.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Ähnlich wie in den Anfangstagen des Internets oder beim Thema Kryptowährungen wittern viele Anleger nun die große Chance im Bereich Künstliche Intelligenz. Einige aufstrebende Player könnten sich am Ende als Luftnummern erweisen, da es bei neuen Trends nicht immer klar ist, wer sich langfristig durchsetzen dürfte. Wie gut, dass sich mit Microsoft, Alphabet oder Meta Platforms etablierte Technologieriesen mit diesem Thema beschäftigen. Sie können nicht nur von den Chancen im KI-Bereich profitieren, sondern auch mögliche Rückschläge wegstecken, da sie genügend Kapital mitbringen und auch bei Bedarf kleinere Konkurrenten übernehmen können.