Substanz entscheidet – auch an der Börse

Nur Unternehmen, die über genügend und echte Substanz verfügen, werden auch dauerhaft an der Börse reüssieren.

(Bildquelle: marktEINBLICKE)

Der Claim „Substanz entscheidet“, mit dem lange Zeit eine große Wirtschaftszeitung für sich warb, lässt sich nicht nur vortrefflich für die Bewertung einer Zeitung, sondern auch für die Einschätzung von Aktien nutzen. Nur Unternehmen, die über genügend und echte Substanz verfügen, werden auch dauerhaft an der Börse reüssieren.

Spürbarer Wandel

Der Wandel war spürbar im vergangenen Jahr. Aufgrund der deutlich gestiegen Zinsen und der Aussicht auf weiter steigende Zinsen gewannen klassische Value-Kennzahlen, wie der Blick auf die heutigen Unternehmensgewinne, massiv an Bedeutung. Das hat einen Grund:

Bei sogenannten Wachstumswerten liegt der Fokus auf zukünftigen Gewinnen, während im Moment hohe Wachstumsinvestitionen getätigt und sogar Verluste in Kauf genommen werden. Bei Value-Aktien sieht die Sache anders aus. Sie haben heute hohe Gewinne, Dividenden oder Cashflows vorzuweisen, was zu attraktiven Bewertungen aus Sicht des Value Investing führt. Niedrige Zinsen treiben wiederum die heutigen Bewertungen und damit die Aktienkurse der Wachstumswerte.

Value heißt werthaltig

Während in den letzten Monaten also Wachstumswerte deutlich an Interesse einbüßten, schauten immer mehr Anleger nach Value-Aktien. In der Folge feierten die substanz-reichen Aktien 2022 eine fulminante Renaissance, v.a. in den USA. Der Pacer US Cash Cows 100 Index, der die Wertentwicklung der 100 Unternehmen des Russell 1000 mit den höchsten Cashflow-Renditen abbildet, generierte seit Anfang 2022 in Euro ein Plus von knapp 13 Prozent, was einer Überrendite von fast 20 Prozentpunkten gegenüber seinem Referenzindex entspricht.

Die Chancen bleiben

In Anbetracht der störrischen Kerninflation, die im Januar um lediglich 0,1 Prozentpunkte auf 5,6 Prozent sank, und des robusten Arbeitsmarktes, der ebenfalls im Januar einen Beschäftigungszuwachs von über 517.000 bei einem 4,4-prozentigen Anstieg der Stundenlöhne verzeichnete, erwartet Ulrich Stephan, Chefanlagestratege bei der Deutschen Bank, kein jähes Ende des restriktiven Zinsumfeldes.

„Im Gegenteil, die Kapitalmarktzinsen dürften weiter steigen und länger auf höherem Niveau verharren. Dies sollte den Substanzwerten in die Karten spielen. Schließlich generieren sie Gewinnrenditen von gut elf Prozent, was die Treasury-Renditen, die sich je nach Laufzeit zwischen 3,8 und 5,0 Prozent bewegen, nach wie vor weit in den Schatten stellt.“ Interessante Aussichten also für Substanz.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Substanzwerte dürften also neben Dividendenstarken Titel in diesem Jahr eine bedeutende Rolle spielen. Das heißt allerdings nicht, dass Wachstumswerte gänzlich abzuschreiben wären. Das Modethema KI zeigt derzeit auf, wie sich der Wind immerhin für einige Aktien schnell drehen kann und die Skepsis gegenüber Tech-Werten zumindest teilweise in Euphorie wandeln kann.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt