Fresenius krempelt die Ärmel hoch

Dekonsolidierung der Dialyse-Tochtergesellschaft Fresenius Medical Care (FMC) soll den erhofften Befreiungsschlag bringen.

(Bildquelle: Pressefoto Fresenius SE & Co. KGaA)

Der Gesundheitskonzern Fresenius (WKN: 578560 / ISIN: DE0005785604) hatte in den vergangenen Jahren keine übermäßig hohen Dividendenrenditen vorzuweisen. Diese bewegten sich im Bereich von 2 Prozent. Allerdings konnte das Unternehmen mit Sitz im hessischen Bad Homburg vor der Höhe etwas von sich behaupten, was nicht gerade für viele europäische Unternehmen galt und schon gar nicht für andere DAX-Unternehmen.

Bald kein Dividendenaristokrat mehr?

Dividenden stellen einen hohen, manchmal jedoch unterschätzten Teil der gesamten Aktienrendite dar. Hierzulande herrscht rund um die Dividendensaison im Frühjahr großes Medieninteresse um die Ausschüttungen. In den USA ist es dagegen eher üblich, dass Dividenden quartalsweise gezahlt werden.

Dort werden die besonders attraktiven Dividendenwerte als sogenannte Dividendenaristokraten bezeichnet. Um in diesen erlesenen Kreis aufgenommen zu werden, muss man die Ausschüttung mindestens 25 Jahre in Folge angehoben haben. Coca-Cola beispielsweise hat dies sogar 60 Jahre in Folge fertiggekriegt.

Bei Procter & Gamble sind es nun schon 65 Erhöhungen der Jahresdividende in Serie. Die europäische Bestenliste fällt in dieser Hinsicht nicht ganz so beeindruckend aus. Aktuell tummeln sich dort Nestlé (27 Erhöhungen in Folge), Novartis (26) und bis vor kurzem auch Fresenius (29). Doch beim letzteren soll es damit nun vorbei sein.

Dividende soll stabil gehalten werden

Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2022 will das Management eine Dividende in Höhe von 0,92 Euro je Aktie ausschütten und damit auf dem Niveau des Vorjahres. Die Zeiten als europäischer Dividendenaristokrat wären vorbei und erst in 26 Jahren wieder im Bereich des Möglichen.

Wir dürfen gespannt sein, ob Fresenius dies anstreben wird. Zunächst soll das Geld jedoch stärker zusammengehalten werden, als übermäßig viel an die Anteilseigner auszuschütten. Es soll stärker gespart werden, während gleichzeitig auch einige Investitionen in zukünftiges Wachstum nicht fehlen darf.

Außerdem ist es nicht so, dass die Anteilseigner leer ausgehen. Gemäß seiner neuen progressiven Dividendenpolitik strebt das Unternehmen an, die Dividende im Einklang mit dem währungsbereinigten Wachstum des Ergebnisses je Aktie zu erhöhen oder aber mindestens auf dem Niveau des Vorjahres zu halten.

Die FMC-Dekonsolidierung kommt

Das neue Ziel für Kosteneinsparungen ist es, ab dem Jahr 2025 jährlich rund 1 Mrd. Euro an strukturellen Kosten auf EBIT-Ebene einzusparen. Hierzu sollen Prozesse optimiert, Vertriebs-, Verwaltungs- und Beschaffungskosten gesenkt sowie nicht zum Kerngeschäft gehörende Aktivitäten veräußert werden.

Im Fall des Problemkindes Fresenius Medical Care (FMC) (WKN: 578580 / ISIN: DE0005785802) ist (vorerst) kein Verkauf der Anteile vorgesehen. Stattdessen ist eine sogenannte Dekonsolidierung geplant. Hierzu soll die Fresenius Medical Care AG & Co. KGaA in eine deutsche Aktiengesellschaft umgewandelt werden.

Ungünstige Konstellation

Zuletzt hatte Fresenius damit zu kämpfen, dass aufgrund der Organisationsstruktur von FMC, man trotz des Anteils von nur 32 Prozent an FMC die alleinige Kontrolle ausübte und rückläufige Gewinne zu 100 Prozent auf die Muttergesellschaft Fresenius durchgeschlagen hatten.

Eine neue Struktur ist nicht das einzige, was sich bei FMC tut. Beim Dialyse-Spezialisten wurde das Einsparziel für sein Transformationsprogramm FME25 von 500 auf 650 Mio. Euro bis zum Jahr 2025 erhöht. In der gleichen Zeit sollen 650 Mio. Euro bis 1 Mrd. Euro investiert werden.

Ein erster Schritt in die richtige Richtung

Auch wenn das Management den Strategiewechsel als großen Wurf verkaufen wollte, sahen viele Analysten die Dekonsolidierung eher als ersten Schritt in die richtige Richtung, denn als den ganz großen Befreiungsschlag.

Sven Kürten, Analyst bei der DZ Bank, spricht zwar von einem Sinn machenden Schritt, verweist jedoch darauf, dass dieser wirtschaftlich jedoch weitestgehend neutral sei. Im Fall der Fresenius-Aktie geht es zwar von 25,00 auf 27,00 Euro nach oben, die “Halten”-Einschätzung wird jedoch bestätigt.

Außerdem ist er von dem Ausblick für das neue Kerngeschäft Kabi und Helios enttäuscht. J.P. Morgan-Analyst David Adlington glaubt daran, dass Fresenius, nach einem ersten Schritt zur Vereinfachung der Konzernstruktur, die restlichen Anteile verkaufen werde. Aus Analystensicht dürfte 2023 zudem ein schwieriges Jahr für Fresenius werden.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Trotz der geplanten Dekonsolidierung dürfte FMC Fresenius auch weiterhin beschäftigen. Zudem ist es nicht so, dass es in allen anderen Bereichen rund läuft.

Anleger, die mit einem Abwärtstrend bei der Fresenius-Aktie rechnen, können mit einem Short-Zertifikat (WKN: MB3LF8 / ISIN: DE000MB3LF88) gehebelt von einem Kursrückgang profitieren.