Wie gut kann Sto dem Umfeld trotzen?

Der Bauzulieferer war lange ein Nutznieser des Immobilienbooms im Land, nun kann das Unternehmen zeigen, dass es auch ohne Boom erfolgreich am Markt bestehen kann.

(Bildquelle: Pressfoto Sto)

Der Bauzulieferer Sto SE & Co. KGaA (WKN: 727413 / ISIN: DE0007274136) war in den vergangenen Jahren ein Nutznieser des Immobilienbooms im Land. Mitte 2022 drehte sich zumindest an der Börse die Stimmung – angesichts der Zinserhöhungen zunächst verständlich. Doch wie groß sind die Einbußen tatsächlich?

Die Bau-Branche leidet – aber wie sehr?

Geht es nach den Branchendaten, die das Statistische Bundesamt am 24. Februar veröffentlicht hat, war 2022 ein schwieriges Jahr. Konkret ist der reale (preisbereinigte) Auftragseingang im Bauhauptgewerbe im Jahr 2022 kalenderbereinigt um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken. Mit einem Volumen von 99,1 Mrd. Euro lag der Auftragseingang aufgrund der stark gestiegenen Baupreise nominal (nicht preisbereinigt) 4,8 Prozent über dem Vorjahresniveau. Angesichts einer Inflationsrate deutlich über diesem Wachstum musste die Branche als Einbußen hinnehmen.

Sto als Hersteller von Produkten und Systemen für Gebäudebeschichtungen dürfte aber dennoch nicht ernsthaft von der Krise betroffen sein. Dazu sind die Produkte, die auch viel in der Renovierung und Sanierung eingesetzt, zu essentiell. Man sah es auch in den Neun-Monats-Zahlen, die Mitte November veröffentlicht wurden.

Nach neun Monaten überschaubare Effekte

Der Umsatz konnte zwischen Januar und September 2022 um 13,2 Prozent auf 1,38 Mrd. Euro gesteigert werden. Im Monat Oktober 2022 übertraf der Umsatz den Vorjahreswert, lag jedoch leicht unter den Erwartungen. Das steigende Preisniveau in der Beschaffung, das durch eigene Preiserhöhungen nicht vollumfänglich an die Kunden weitergegeben werden konnte führte auf Neun-Monats-Sicht zu einem sehr großen Druck auf die Rohertragsmarge. Gegenüber dem Vorjahresvergleichszeitraum reduzierte sich diese von 52,5 Prozent auf 50,0 Prozent.

In der Folge bestätigte Sto seinen Ausblick. Der Umsatz soll 2022 auf 1,79 Mrd. Euro steigen. Das Betriebsergebnis EBIT wird zwischen 114 und 134 Mio. Euro gesehen und das Vorsteuerergebnis bei 112 bis 132 Mio. Euro. Inwiefern diese Prognose getroffen wird, sollte in den nächsten Wochen klar sein.

Der langfristige Aufwärtstrend ist intakt

Die Charttechnik spricht trotz des Rückgangs im letzten Jahr zumindest auf langfristige Sicht für die Sto-Aktie. Die Aktie notiert leicht über dem GD200, der bei 147 Euro verläuft.

Wie der Kursverlauf zeigt, muss man als Anleger aber durchaus immer einmal mit Ausschlägen im Depot rechnen.

Aus langfristiger Sicht, war die Aktie jedoch ein solides Investment. Wer vor zehn Jahren 10.000 Euro in die Aktie gesteckt hätte, verfügt heute über einen Depotwert von 12.792 Euro. Hinzu kommen noch Dividenden.

Zuletzt erhielten Vorzugsaktionäre eine Basisdividende von 0,31 Euro sowie einen Sonderbonus von 4,69 Euro je Aktie. Auf dem aktuellen Kursniveau ergäbe sich bei einer Ausschüttung von 5 Euro eine Dividendenrendite von 3,33 Prozent.

Analysten sehen Potenzial bei der Sto-Aktie

Patrick Speck, Analyst bei Montega, hat am 22. Februar, nach Zahlenvorlage des Konkurrenten Rockwool, das “Kaufen”-Rating für die Sto-Aktie mit Kursziel 240 Euro bestätigt. Das Potenzial von etwa 60 Prozent begründet Speck damit, dass sich Sto auch in einem rückläufigen Marktumfeld behaupten sollte. Das KGV für 2023e liege zudem mit 11,8x klar unter jenem der Peers (19,8x). Insgesamt erwartet Montega nur marginal niedrigere Erlösen in 2023. Des Weiteren geht Speck von einer leichten Steigerung der EBIT-Marge auf 7,1 Prozent aus.

Für den am 27. April geplanten Geschäftsbericht 2022 geht Speck davon aus, dass die Zielsetzungen (siehe oben – Umsatz: 1,79 Mrd. Euro; EBIT: 114-134 Mio. Euro) erlösseitig nahezu getroffen und ergebnisseitig am unteren Ende erreicht worden sind.

Wie gut Sto grundsätzlich am Markt ankommt, zeigen wieder einmal die Architects‘ Darling-Awards 2022. Dort gewann Sto Gold bei Wärmedämm-Verbundsystemen, Silber für die Objektberatung und Silber in der Kategorie Fassade/Fassadenkonstruktion. Vor allem die Gold-Auszeichnung ist ein schöner Beweis, dass die Rolle als Weltmarktführer bei Wärmedämm-Verbundsystemen gerechtfertigt ist.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Sto-Aktie war in den vergangenen Jahren einer der Gewinner des Baubooms. Mit Abklingen der Immobilieneuphorie aufgrund steigender Zinsen dürfte Sto aber dennoch interessant bleiben. Das Thema Gebäudedämmung wird in den kommenden Jahren aufgrund hoher Energiekosten en Vogue bleiben, wovon auch Sto profitieren dürfte. Zudem ist die Preisentwicklung stabil, so dass Sto auch hier gut aufgestellt ist.