Der Anleger und die Tina

Bange machen gilt nicht! Hohe Teuerungsraten sollten Langfrist-Anleger an der Börse nicht vom Kurs abbringen.

(Bildquelle: Pressefoto Deutsche Börse AG)

Die vergangene Handelswoche haben sich manche Anleger wieder einmal von Inflationsdaten vermiesen lassen. Zu dieser Anleger-Kategorie gehören zweifelsohne kurzfristig engagierte Investoren. Diesen dürften die jüngsten hohe Teuerungsraten sowohl aus den USA als auch aus dem Euroraum zugesetzt haben.

Der Preisdruck erweist sich demnach als hartnäckiger als zunächst erwartet, auch in den Kernraten. Das drückt die Stimmung an den Börsen und die schnelle(re)n Gewinne lassen auf dem Parkett bei vielen Aktien warten. Da half es auch nichts, dass Notenbankchefin Lagarde (immer) wieder betonte, im März sei aufgrund von Basiseffekten mit einer Entspannung zu rechnen. Unterm Strich bedeuten die neuen Inflationsdaten für kurzfristig engagierte Anleger: Obacht – nach einem starken Jahresauftakt haben Aktien in den letzten Wochen konsolidiert, und es könnte erst einmal so weitergehen.

Der Preisdruck erweist sich demnach als hartnäckiger als zunächst erwartet, auch in den Kernraten. (Bildquelle: Pixabay / MichaelGaida)

Eine etwas andere Perspektive ergibt sich derweil für Langfristig-Anleger. Sie könnten auf die Idee kommen, auf der Börsenparty die Begleitdame zu wechseln. Von Tina (There Is No Alternative) zu Tara (There Are Reasonable Alternatives). Denn: „Durch den Zins- und Renditeanstieg haben sich inzwischen Alternativen zu Aktien aufgetan“, wie es die Helaba schreibt und es weiter ausführt:

Aktien haben an Attraktivität nicht verloren …

„Die Risikoprämie des DAX, d.h. die Differenz zwischen der DAX-Gewinnrendite und der Rendite 10j.-Bunds ist auf ein 9-Jahrestief gesunken. Noch ausgeprägter ist dies in den USA. Dort hat die Risikoprämie von Aktien den Stand von 2007, also vor Ausbruch der Finanzkrise erreicht.“ Die Banker aus dem hohen Turm in Frankfurt geben aber zugleich ein „aber“ mit den Weg.

Betrachte man als allerdings die Komponenten, so zeige sich, dass dies nicht an einer zu hohen Bewertung von Aktien liege. Vielmehr baue sich die Fehlbewertung von Renten ab. Bewertet man Anlagealternativen relativ zueinander, so ist es nicht unerheblich, woraus sich eine Verschiebung der relativen Attraktivität ergebe. Unterm Strich heißt das: Aktien haben an Attraktivität nicht verloren, sehr wohl aber Konkurrenz bekommen. Ob man aber der Tina nun Adieu sagen will, würden wir als konservative Aktien-Fans eher verneinen.

An US-Aktien führt selten ein Weg vorbei. (Bildquelle: marktEINBLICKE)

Natürlich war in den vergangenen Jahren die „überschüssige Liquidität in Kombination mit einem Mangel an Anlagealternativen in den vergangenen Jahren Treibstoff für steigende Aktiennotierungen“ – wie es die Helaba umschreibt – aber deshalb werden Aktien-Investments in Aktien von Unternehmen, die seit Jahrzehnten in ihren Branchen den Markt dominieren und eine dominante Preissetzungsmacht innehaben, auch in den kommenden Börsen-Quartalen zu guten Renditen führen.

Das bringt die neue Börsenwoche (KW10-2023)

Am Sonntag beginnt in China der Nationale Volkskongress. Ein solches Partei-Ereignis würde bei uns in Deutschland gerade einmal diverse Nachrichten-Kanäle und 2-Minuten-Beiträge zur Folge haben. In China ist das gänzlich anders. Der Nationale Volkskongress ist das Event, dass das Land für das gesamte Jahr auf Kurs offiziell bringen soll. Hier wird das Wirtschaftswachstumsziel für 2023 verkündet. Bei der Deka erwartet man, dass „das Ziel wie im Vorjahr (als dieses Ziel deutlich verfehlt wurde) bei „rund 5,5 Prozent“ liegen wird.“ Da sich die Wirtschaft nach der Aufhebung der Corona-Beschränkungen schnell erhole, erscheine dieses Ziel durchaus realistisch, so die Experten weiter.

Zur Wochenmitte werden in Deutschland derweil neue Zahlen zur Produktion im produzierenden Gewerbe erwartet. „Für das produzierende Gewerbe als Ganzes erwarten wir im Januar einen relativ geringen Anstieg der Produktion im Vergleich zum Rückgang im Vormonat“, so die Deka.

Highlight der Konjunktur-Woche ist der Freitag und die Show ist einmal mehr in den USA. Der Arbeitsmarktbericht steht an. (Bildquelle: unsplash / Lerone Pieters)

Highlight der Konjunktur-Woche ist der Freitag und die Show ist einmal mehr in den USA. Der Arbeitsmarktbericht steht an. Bei der Deka ist man realistisch: „Der Bericht für Februar wird unserer Einschätzung nach deutlich schwächer ausfallen. Die Verzerrungen betrafen die Bereiche der Unternehmensumfrage, sprich Beschäftigung und Wochenarbeitszeit, und nicht die Haushaltsbefragung. Die Arbeitslosenquote dürfte daher relativ unbeeindruckt bei 3,4 Prozent verharren.“

Das marktEINBLICKE-Fazit

Egal was die neue Woche und die Konjunkturdaten bringen werden ­– wir sehen die jüngste Kurserholung bei DAX & Co weiterhin als gesund an. Wer als Anleger den Fokus auf defensive Qualitäts-Aktien setzt, wird langfristig nicht enttäuscht.

Anders formuliert heißt das: Blinde Investments in große Indizes oder nicht profitable, gehypte Technologiewerte sind erst einmal mit einer Skepsis zu betrachten, wie es Thomas Böckelmann Portfoliomanager der Vermögensmanagement Euroswitch jüngst kommentierte. Unverändert gäbe es viele Chancen im Aktienmarkt zu attraktiven Preisen, „der Schlüssel zum Erfolg liegt aber in der Selektion und Geduld:“

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt