Der Frauentag, die Gleichheit und die Börse

Medial wird der Internationale Frauentag groß gefeiert. In Berlin ist er sogar gesetzlicher Feiertag. An der Börse in Frankfurt wiederum wurde der Tag mit dem Läuten der Börsenglocke medial in Szene gesetzt. Doch was bleibt von dem jährlichen Ereignis?

(Bildquelle: Unsplash / Piret Ilver)

Medial wird der Internationale Frauentag groß gefeiert. In Berlin ist er sogar gesetzlicher Feiertag. An der Börse in Frankfurt wiederum wurde der Tag mit dem Läuten der Börsenglocke medial in Szene gesetzt. Doch was bleibt von dem jährlichen Ereignis?

Die großen Themen der Frauenbewegung – Frauenrechte und Gleichberechtigung – sind inzwischen Common Sense. Knackpunkt ist dagegen weiterhin die Gender Pay Gap, also der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen. Studien erläutern immer detaillierter, worin die Probleme bestehen und Gerichte urteilen zugunsten von „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“.

Ein Blick auf die „Gender Gap“

Die Verdienstungleichheit begrenzt sich nicht nur auf Bruttostundenlöhne. Denn letztlich sorgen vor allem Faktoren wie eine Zeitlang nicht am Erwerbsleben teilzunehmen oder in Teilzeit zu arbeiten, für mittel- bis langfristige Verdienstfolgen.

Der „Gender Gap Arbeitsmarkt“ des Statistischen Bundesamts betrachtet als neuer Indikator für erweiterte Verdienstungleichheit mehrere Dimensionen: Neben der Verdienstlücke pro Stunde macht er Unterschiede in der bezahlten monatlichen Arbeitszeit (Gender Hours Gap) und in der Erwerbsbeteiligung von Frauen und Männern (Gender Employment Gap) sichtbar.

Völlig unbereinigt liegt laut Statistischem Bundesamt der Gender Gap Arbeitsmarkt im Jahr 2022 bei 39 Prozent. Der unbereinigte Gender Pay Gap lag im Berichtsjahr wiederum bei 18 Prozent, das heißt Frauen verdienten 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer.

Hiervon können 11 Prozentpunkte durch in der Verdiensterhebung vorhandene lohnbestimmende Merkmale, wie zum Beispiel Beruf und Branche sowie Beschäftigungsumfang, erklärt werden. Der verbliebene Rest von 7 Prozent (bereinigter Gender Pay Gap) lässt sich hingegen dadurch nicht erklären.

Verdienstunterschiede steigen mit dem Alter

Eine wesentliche Ursache für die Verdienstunterschiede zwischen Frauen und Männern ist die hohe Teilzeitquote von Frauen. Während Männer im Monat 148 Stunden einer bezahlten Arbeit nachgingen, waren es bei Frauen nur 121 Stunden. Damit brachten Frauen 18 Prozent weniger Zeit für bezahlte Arbeit auf als Männer (Gender Hours Gap).

Ab dem durchschnittlichen Alter bei der Geburt des ersten Kindes (bei Müttern: 30,5 Jahre) stieg der Gender Hours Gap mit zunehmendem Alter nahezu stetig an: Während Frauen häufig ihre Arbeitszeit reduzierten, weiteten viele Männer ihre Arbeitszeit aus. Am höchsten fällt der Gender Hours Gap bei Personen im Alter zwischen 39 und 41 Jahren mit 23 Prozent aus.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Es ist am Ende immer die Frage der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Da auch immer mehr Väter auf die (Betreuungs-)Probleme durch eigenes Erleben stoßen, wird das eigentliche Problembewusstsein größer. Ob Eltern auf Dauer immer in irgendeiner Form Abstriche machen müssen – entweder von der Karriere oder bei der Familie – ist eine gesellschaftliche Frage, die nicht über Gesetze und Vorschriften für Unternehmen gelöst werden kann.

Wenn eine Gesellschaft kinderfreundlich sein möchte, muss dies in jedem Lebensbereich geschehen – auch von Unternehmen, aber eben nicht nur. Nur so lässt sich diese Lücke schließen – andere europäische Länder machen dies schließlich vor.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt