Energiewende: Da ist noch viel mehr drin

Jetzt soll es nicht nur beim Austausch von Öl- und Gasheizungen ganz schnell gehen

(Bildquelle: unsplash / Marcin Jozwiak)

Robert Habecks Vorstoß in Bezug auf ein Verbot von Öl- und Gasheizungen sowie die jüngsten „Fridays-for-Future“-Proteste haben das Thema Energiewende zurück auf die Tagesordnung gebracht. Sie soll nun noch schneller vonstattengehen – auch weil der Ukraine-Krieg und die Versorgungssicherheit im Energiesektor dies erfordern.

Am Freitag, den 3. März gab es eine Art „Premiere“. Unter dem Motto #tomorrowisttoolate („morgen“ ist zu spät) protestierte die „Fridays-for-Future“-Bewegung für mehr Klimaschutz und weniger „Klimastillstand“. Aber nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Das Besonders: Dieses Mal wurde gemeinsam mit der Gewerkschaft ver.di demonstriert auch deshalb stand ganz besonders der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Fokus. Gefordert wurden beispielsweise ein Ausbaustopp für Autobahnen und bessere Arbeitsbedingungen im ÖPNV.

Die neuen „Fridays-for-Future“-Proteste sind einmal mehr in eine interessante Zeit gefallen. Nur wenige Tage zuvor war Wirtschaftsminister Robert Habeck mit einem Plan zum vorgezogenen Verbot von Öl- und Gasheizungen herausgeplatzt. Auf diese Weise soll die Energiewende hierzulande einen neuen Schub erhalten.

Ampelkoalition macht Tempo

Der Einbau von Öl- und Gasheizungen soll bereits ab 2024 verboten sein. Stattdessen sollen zukünftig Heizungen zum Einsatz kommen, die mindestens zu 65 Prozent mit Erneuerbaren Energien betrieben werden. Ursprünglich hatte sich die Ampelkoalition dies erst für das Jahr 2025 vorgenommen. Im März des vergangenen Jahres wurde vereinbart, dass „möglichst“ bereits ab 1. Januar 2024 jede Heizung mindestens zu 65 Prozent auf Erneuerbare Energien setzen soll.

Nun gab es das Machtwort Habecks. Der Austausch der Heizungen wird staatlich gefördert. Beispielsweise könnten nun Wärmepumpen verstärkt zum Einsatz kommen. Ein Grund dafür, warum es nun beim Heizungsaustausch besonders schnell gehen soll, ist der Umstand, dass bei Gebäuden weiterhin sehr viel Potenzial schlummert, um den Klimazielen Deutschlands näher zu kommen. Auch aus vielen anderen Gründen befinden wir uns in einer entscheidenden Phase für die Energiewende:

Der Wunsch nach Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit

Der Ausbruch des Krieges in der Ukraine hat vieles verändert. Die Gaspipeline Nordstream, die russisches Erdgas aus Russland direkt nach Deutschland befördert hatte, ist vorerst Geschichte. Selbst vor der Zerstörung der Leitungen hörte das Gas auf zu fließen. Europa hatte als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine auch den russischen Energiesektor mit Sanktionen belegt. Dies bedeutet nun, dass Alternativen schnell hermüssen. Eine Lösung sind verstärkte Lieferungen aus Norwegen oder den Niederlanden. Dort sind die Kapazitäten jedoch begrenzt.

Gleichzeitig wurden in Windeseile LNG-Terminals hochgezogen, um verflüssigtes Erdgas aus den USA oder Katar per Schiff nach Deutschland und in andere europäische Länder transportieren zu können. Außerdem wird nun selbst in Deutschland ein wenig anders als in den vergangenen Jahren über das Thema Atomenergie gedacht. Hohe Energiepreise sowie die Sorgen vor sogenannten Blackouts hatten vor dem Winter 2022/23 dafür gesorgt, dass die Bedeutung der Klimaziele kurzfristig Fragen der Versorgungssicherheit weichen musste.

Kurzfristig könnte der Ukraine-Krieg also die Energiewende verlangsamt haben. Langfristig sollte er ihr jedoch einen Schub versetzen können – schließlich wurde deutlich, dass schon aus geopolitischen Gründen die Abhängigkeit von Energielieferungen aus Russland verringert werden muss. Zumal auch andere Energielieferanten sich nicht immer in politisch stabilen Regionen befinden. Erneuerbare Energien bieten wiederum langfristig die Chance, sich bei den Energielieferungen unabhängig zu machen und gleichzeitig das die CO2-Emissionen zu reduzieren und so die Ziele des Pariser Klimaabkommens einzuhalten.

Investitionen in Erneuerbare Energien auf Rekordniveau

Dass es bei der Energiewende Fortschritte gibt und sich hier auch für Investoren weiterhin Chancen auftun, zeigen unter anderem diverse Statistiken von BloombergNEF. Demnach kletterten die Investitionen im Bereich „Renewable Energy“ 2022 auf einen neuen Rekordwert. Damit würden diese nun die Marke von einer halben Billion US-Dollar ansteuern. Die Investitionen lagen bei 495 Mrd. US-Dollar, ein Anstieg von 17 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert von 423 Mrd. US-Dollar. Im Bereich Solarenergie legten die Investitionen im Vorjahresvergleich um 36 Prozent auf 308 Mrd. US-Dollar zu. Schätzungen gehen laut BloombergNEF davon aus, dass in etwa 260 Gigawatt an neuer Kapazität installiert worden seien.

Im Gegensatz dazu blieben die Investitionen im zweitgrößten Sektor im Bereich Erneuerbare Energien, der Windenergie, mit 175 Mrd. US-Dollar in etwa stabil. Dies führte man auf die langsamen Verfahren zur Erteilung von Baugenehmigungen und Netzanschlüssen zurück, insbesondere in Europa und Nordamerika. Wenn es um Investitionen in Erneuerbare Energien geht, ist derzeit China führend. Nur wenige Investoren haben dies wohl so richtig auf dem Schirm. Auf die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt entfielen 55 Prozent der weltweiten Investitionen in Eneuerbare Energien. Etwa 164 Mrd. US-Dollar wanderten in neue Solarparks, während der Windenenergiesektor rund 109 Mrd. US-Dollar in neue Windparks steckte.

Auf China folgten die USA mit fast 50 Mrd. US-Dollar. Die Länder der Europäischen Union investierten dagegen nur 39 Mrd. US-Dollar, ein Rückgang von 10 Prozent gegenüber 2021, und dies trotz eines starken Anstiegs bei den Investitionen in die Solarenergie. Es besteht also weiterhin Luft nach oben für weitere Investitionen. Zumal man bei BloombergNEF trotz der Investitionen in Erneuerbare Energien auf einem Rekordniveau schätzt, dass diese immer noch zu niedrig seien im Vergleich zu der Investitionshöhe, die erforderlich sei, um bis zum Jahr 2050 das Ziel der weltweiten Netto-CO2-Null-Emissionen zu erreichen.

Die USA gehen voran

Dass es bei der Energiewende vorangeht, zeigen aber nicht nur Initiativen wie das geplante schnellere Verbot von Öl- und Gasheizungen in Deutschland, sondern auch ambitionierte Gesetze wie der Inflation Reduction Act (IRA) in den USA. Dieser hatte im Vorjahr im Bereich Erneuerbare Energien für positive Stimmung gesorgt und die Aktienkurse einiger Unternehmen (wie des Photovoltaikspezialisten First Solar), die sich mit Wind, Solar und anderen sauberen Energieformen beschäftigen, ansteigen lassen. Das Gesetz sieht bis zu knapp 370 Mrd. US-Dollar an Investitionen in den Klimaschutz vor.

Angedacht sind beispielsweise Steuervergünstigungen, Zuschüsse und Darlehensbürgschaften, um den Klimaschutz in der größten Volkswirtschaft der voranzubringen. Im Fokus steht unter anderem die Förderung des Kaufs von in den USA produzierten Elektroautos.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Investitionen in die Erneuerbaren Energien kommen nicht ganz so schnell voran, wie es nötig wäre, um sämtliche ambitionierten Klimaziele zu erreichen. Fortschritte sind jedoch sichtbar. Außerdem sorgen geopolitische Entwicklungen wie der Ukraine-Krieg dafür, dass die Notwendigkeit eines schnelleren Ausbaus der Erneuerbaren Energien als Ersatz für russische Energielieferungen erkannt werden dürfte.

Investoren bieten sich auch verschiedene Möglichkeiten, eine Geldanlage mit Bezug zur Energiewende zu tätigen. Eine davon ist unter anderem das Indexzertifikat auf den UC ESG Global Renewable Energies Index (WKN: HB6NEW / ISIN: DE000HB6NEW5). In diesem Index sind 30 Unternehmen aus den Bereichen Renewable Energy oder dem Subsektor Renewable Energy Generation zu finden.