Was der US-Arbeitsmarktbericht für die Börse bedeutet

Bad News aus dem Finanzsektor | EZB in der neuen Woche im Fokus

(Bildquelle: unsplash / Oleg Chursin)

Es ist manchmal für den Privatanleger schon ein bisschen ungerecht, was die Börse da mit einem veranstaltet. Da kämpft sich der DAX auf ein Jahreshoch und alle Welt (der Finanz-Medien) holt schon wieder aus zur großen Frage „wo der DAX am Ende 2023 doch (höher) stehen könnte“ – und dann das:

In den USA kommt es zu „bad news“ der Kategorie, bei der die Börsenskeptiker wieder diesen Glanz in den Augen („ich hab es ja immer gesagt…“) bekommen. Es geht um die Finanzbranche selbst. Besser gesagt um die Kryptowelt. Da drückte am Donnerstag in New York der Kursrutsch der Krypto-Bank Silvergate Capital aufs Gemüt der Börsianer, zum anderen zeigte auch der Kurseinbruch des Finanzierers SVB Financial, wie die „dunkle Seite der Macht“ aussehen könnte – nämlich gehäuft mit Kreditausfällen, die mit weiter steigenden Zinsen eingehen können. Dass er so groß war, dass die Einlagensicherung am Freitag die Kontrolle über die angeschlagene Bank übernommen hat und die Bank geschlossen hat, kam überraschend.

Die schlechten Nachrichten kamen aus dem Silicon Valley. (Bildquelle: Unsplash / Madhur Chadha)

Und schon war er wieder mancherorts da – der Vergleich mit der Finanzkrise 2008 … das da so mancher Anleger nervös wird und seine Positionen im Depot verkauft ist verständlich, wenn auch unter langfristigen Anlageaspekten für uns immer wieder unverständlich.

Ein für die Börse durchwachsener Arbeitsmarktbericht

Anyway. Es ist einfach derzeit ein Mix an Nachrichten im Börsen-Umfeld, das für viele schwierig einzuschätzen ist. Nervosität macht sich (wieder einmal) breit. Der breite S&P 500-Index notiert nun beispielsweise unter der 200-Tage-Linie. Auch der Dow Jones befindet sich auf einem Jahrestief. Was heißt das?

Ein Beispiel für diese Nervosität ist der Freitag. Da kam es in den USA zum Highlight der Börsenwoche. Der Arbeitsmarktbericht der Regierung. Die US-Wirtschaft schuf im Februar schätzungsweise 311.000 neue Arbeitsplätze, ein deutlicher Rückgang gegenüber den überdurchschnittlichen 504.000 im Vormonat. Die Arbeitslosenquote stieg auf 3,6 Prozent und lag damit unter ihrem 50-Jahres-Tief, während sich das durchschnittliche Einkommenswachstum gegenüber dem Vormonat auf 0,2 Prozent abkühlte. Was heißt das nun für die Börse?

Die Wall Street blickt nervös auf den Arbeitsmarktbericht und die Folgen für die Zinsen. (Bildquelle: marktEINBLICKE)

Matt Peron von Janus Henderson Investors kommentiert dies so: „Aus Sicht der Aktienmärkte war der Arbeitsmarktbericht durchwachsen, aber unter dem Strich wahrscheinlich besser als befürchtet. Die Beschäftigungszahlen waren gut, aber vor allem die Stundenlöhne hielten sich in Grenzen. Dies dürfte die Aktienmärkte etwas beruhigen, weil das Schlimmste, nämlich extrem hohe Zinsen, vermutlich nicht Wirklichkeit werden wird.“

Bis dahin liest sich das gut, aber die Einschätzung von Peron geht noch weiter: „… dennoch bleiben wir bei Aktien auf kurze Sicht vorsichtig. Denn die Auswirkungen der Zinsen machen sich in der Gesamtwirtschaft gerade erst bemerkbar, und die Inflation ist immer noch zu hoch, als dass sich die Fed damit zufriedengeben könnte.“ Aha. Was heißt „vorsichtig“? So nen bisschen Aktien im Depot, oder lieber doch nicht?

Langfristig bleiben Aktien attraktiv!

Wir sagen klar: Der langfristige Vermögensaufbau – er geht nur mit Aktien. Nicht mit irgendwelchen, sondern mit Substanzwerten, die langfristig im Depot einfach Spaß machen. Und das Ganze bitte konsequent umgesetzt mit der Strategie, dass man bei der Diversifikation über verschiedene Branchen und Investmentstile hinweg bleibt.

Hinzukommt, dass wieder klassische Bewertungsmaßstäbe mehr in den Fokus rücken, die in den vergangenen Jahren beim Boom der Wachstumswerte eher in den Hintergrund rückten: Fundamentaldaten wie ein KGV oder die Dividendenrendite einer Aktie. Substanz gibt es nicht an jeder Börsenecke …

Das bringt die neue Börsenwoche (KW11-2023)

In der neuen Woche steht einmal mehr die Geldpolitik im Mittelpunkt. Die EZB macht den Anfang am Donnerstag, die US-Notenbank Federal Reserve sowie die Bank of England folgen dann eine Woche später. Unter Experten gilt eine Anhebung des Refi-Satzes um 50 Basispunkte auf 3,5 Prozent als ausgemachte Sache. „Spannender werden die Aussagen über weitere Schritte. Die Falken scheinen Oberwasser zu haben, so dass EZB-Chefin Lagarde wohl noch weitere Zinserhöhungen in Aussicht stellt. Wir werden unsere Prognose im Anschluss voraussichtlich anpassen“, schreibt hierzu die Helaba in ihrem Wochenausblick.

Am Dienstag wird es in den USA bereits spannend. Die Verbraucherpreise stehen an. Die Jahresteuerungsrate der US-Verbraucherpreise dürfte auch im Februar weiter gesunken sein, so die Einschätzung der Deka.

Am Mittwoch stehen die viel beachteten Zahlen zum US-Einzelhandelsumsatz auf der Agenda. (Bildquelle: pixabay / jimarojfm)

Weiter geht´s am Mittwoch mit den viel beachteten Zahlen zum US-Einzelhandelsumsatz. Der Monat Januar war laut Experten aus makroökonomischer Sicht in den USA ein Ausnahmemonat. „Dies gilt vor allem für die Konsumentwicklung der privaten Haushalte und insbesondere für die Einzelhandelsumsätze. Es gab `statistische` Nachholeffekte der Monate November und Dezember sowie staatliche wie auch witterungsbedingte Vorzieheffekte“, schreibt die Deka. In der Tendenz dürften die Umsätze der Einzelhändler im Februar gegenüber dem Vormonat gesunken sein, so die Volkswirte der Fondsgesellschaft weiter.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die Earning Season ist mehr oder weniger vorbei. Das wiederum lässt wieder einmal mehr Konjunkturdaten in den Fokus rücken. Aber das bedeutet nicht, dass man als langfristiger Anleger nervös werden muss. Natürlich ist an der Börse nicht immer nur eitel Sonnenschein. Wer aber konsequent bei einer Strategie bleibt, sollte am langen Ende den Erfolg und die Kursgewinne mit Substanzwerten für sich verbuchen. Die eine Woche so, die andere so – das führt zu nichts! Bleiben Sie standhaft – auch wenn die Herde der Anleger vielleicht in eine andere Richtung rennt.

In diesem Sinne, bleiben Sie weiter engagiert (an der Börse),

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt