Die Zinsverlierer Hypoport und Vonovia

Die deutlichen Zinserhöhungen der vergangenen Monate haben gewaltige Folgen für den Immobiliensektor im Land.

(Bildquelle: Unsplash / Tobias Wilden)

Die deutlichen Zinserhöhungen der vergangenen Monate haben gewaltige Folgen für den Immobiliensektor im Land. Monat für Monat kommen immer neue Hiobsbotschaften heraus. Sei es von der Bauindustrie, den Immobilienfinanzierern oder den Verbrauchern selbst. Spannende Zeiten auch für (börsennotierte) Unternehmen in diesem Sektor.

Die Zinsanstiege und die Folgen

Während auf der einen Seite die Finanzierungskosten für Immobilienprojekte in die Höhe schnellen, sinken auf der anderen Seite die (Verkaufs-)Preise für Bestandsimmobilien. Anders gesagt: Es werden nur noch die Immobilien verkauft, die unbedingt verkauft werden müssen.

Bleibt der Immobilienneubau, doch auch der ist in der Breite rückläufig. Im Jahr 2022 wurde in Deutschland der Bau von 354.400 Wohnungen genehmigt. Wie das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Ergebnissen mitteilte, waren das 6,9 Prozent weniger als im Jahr 2021, als mit 380.700 Baugenehmigungen der höchste Wert seit dem Jahr 1999 erreicht worden war.

2022 waren Baumaterialien noch einmal deutlich teurer als im Vorjahr, als es bereits hohe Preissteigerungen gegeben hatte. (Bildquelle: Unsplash / Ricardo Gomez Angel)

Diese Entwicklung liegt wiederum nicht nur an den höheren Finanzierungskosten, sondern auch den gestiegenen Baukosten. 2022 waren Baumaterialien noch einmal deutlich teurer als im Vorjahr, als es bereits hohe Preissteigerungen gegeben hatte. Preistreibend auf den Baustellen wirkten sich vor allem die gestiegenen Energiepreise aus.

So verteuerten sich besonders Baustoffe wie Stahl, Stahlerzeugnisse oder Glas, die energieintensiv hergestellt werden. Stabstahl war im Jahresdurchschnitt 2022 um 40,4 Prozent teurer, Blankstahl 39,1 Prozent, Betonstahlmatten 38,1 Prozent und Stahlrohre kosteten 32,2 Prozent mehr als im Jahresdurchschnitt 2021. Stahl wird oft in Verbindung mit Beton unter anderem im Rohbau zur Verstärkung von Bodenplatten, Decken oder Wänden eingesetzt. Metalle insgesamt waren 2022 um 26,5 Prozent teurer als im Vorjahr. Flachglas, was üblicherweise für Fenster, Glastüren oder -wände verwendet wird, verteuerte sich 2022 um 49,3 Prozent im Vergleich zum Jahresdurchschnitt 2021.

Neue Auflagen

Neben den genannten Kosten stehen auch die immer ausufernden Auflagen für Neubauten und Renovierungen im Rahmen der Energiewende im Blick. Das jüngst diskutierte Verbot der Installation von Öl- und Gasheizungen ab 2024 verunsichert viele Bauwillige weiter.

Die Verunsicherung rührt auch daher, dass die Alternative Wärmepumpe in dem Maße überhaupt nicht zur Verfügung steht, wie sie gebraucht werden wird. Zwar haben erste Hersteller Kapazitätsausweitungen angekündigt. Doch wie schnell diese tatsächlich Wirkung zeigen, bleibt abzuwarten.

Branchenstars Vonovia und Hypoport unter Druck

Unternehmen wie der Wohnungskonzern Vonovia oder der Finanzierungsvermittler Hypoport leiden unter der aktuellen Entwicklung besonders. Bei dem größten Wohnungsvermieter aus Berlin sorgte die Ankündigung für Unruhe, dass man 2023 alle Neubauprojekte auf Eis legt. Da wurden die Zahlen schon nur noch kaum wahrgenommen. Der Aktienkurs kennt sowieso seit einem Jahr nur den Weg nach unten.

Bei Hypoport sorgte die 2023er Prognose für neue Schockwellen, nachdem bereits im letzten Herbst die gestiegenen Zinsen für schlechte Stimmung gesorgt hatten. Dort spricht man von einer “Dysfunktionalität des Immobilienfinanzierungsmarktes”. Daher rechnet das Management für das Geschäftsjahr 2023 mit einem Umsatzrückgang von bis zu 10 Prozent und einem EBIT-Rückgang von bis zu 30 Prozent auf Konzernebene.

Das marktEINBLICKE-Fazit

Die beiden Aktien verdeutlichen: Die Börse und Immobilien bilden zumindest derzeit kein Traumpaar.

In diesem Sinne,
weiterhin viel Erfolg bei der Geldanlage

Ihre marktEINBLICKE-Gründer
Christoph A. Scherbaum & Marc O. Schmidt