Nein, die Börsianer haben sich angesichts des neuen Zivilschutzkonzepts der Bundesregierung nicht zu panikartigen Reaktionen oder gar Hamsterkäufen verleiten lassen.
Habe unlängst mit meinen Kindern Urlaub in der Nähe von London gemacht. In der Regel sind Städtereisen meist ja nicht so erholsam, doch wir verbrachten zehn angenehme Tage in einem netten Reihenhaus am Rande des Stadtteils Greenwich.
Als ich die gestrige BofA Merrill Lynch-Umfrage unter internationalen Fondsmanagern sah, geriet ich zunächst ins Grübeln. Denn die globalen Investoren haben ihre Kassehaltung auf nunmehr 5,8 % ihrer gemanagten Anlagen erhöht. Dabei handelt es sich immerhin um das höchste Niveau seit November 2001.
Manchmal bedarf es nur einer gewissen Mischung an Ereignissen, und von einem Moment zum anderen werden die Finanzmärkte völlig anders eingeschätzt. Vordergründig betrachtet war es möglicherweise die am Freitag veröffentlichte Zahl der neu geschaffenen Stellen im US-Arbeitsmarkt, die weit besser als vermutet ausfiel und dem dortigen Aktienmarkt Flügel verliehen haben könnte.
Das Erwachen aus den Träumen von einer Renaissance des britischen Empire trieb in London Tausende auf die Straße und mit Nigel Farage schon den zweiten Verfechter des BREXIT-Votums in die Flucht vor der Verantwortung. Und auch an den Märkten wurde der ein oder andere Traum von einer schnellen Erholung der vormaligen Verluste vorerst zerschlagen.
Zum zweiten Mal innerhalb von fünf Wochen hat sich die Einstellung mancher Anleger als zu skeptisch erwiesen, denn der DAX hat seit der vergangenen Stimmungserhebung der Börse Frankfurt ohne markante Rücksetzer 5,3 Prozent an Wert gewonnen. Es sind vor allen Dingen institutionelle Anleger gewesen, die im Vergleich zur Vorwoche erneut das Ruder herumreißen mussten.
Krise? Welche Krise? Als hätte es die vergangenen drei Wochen mitsamt der darin eingefahrenen Verluste nicht gegeben, drehten die Indizes den Turbo auf und gaben richtig Gas. Gut, dass die US-amerikanischen Börsenbarometer straight nach oben marschierten, das war nun nicht neu, denn Dow Jones & Co hatten bereits in der Vorwoche eine Sommerrallye gestartet.
Bei Negativem horchen Menschen grundsätzlich auf. Jüngst erst der Abgasskandal. Mehrere Automobilunternehmen sind darin verwickelt und haben ihre Kunden bewusst getäuscht. Zwar bestraft der Kapitalmarkt diese „schwarzen Schafe“ mit deutlichen Kursabschlägen, aber in unserer sich stetig wandelnden Gesellschaft sind solche Fehltritte schnell vergessen.
Es ist immer wieder erstaunlich, wenn typische Angstmacher ausgerechnet dann auftreten, wenn sich die Aktienmärkte in recht guter Verfassung befinden. Allen voran die US-Indices, von denen der S&P 500, der Dow Jones Index und der Nasdaq Composite unlängst neue Allzeithochs markierten.
Die meisten Menschen bewerten ihre materielle, aber auch persönliche Situation oft nicht unter absoluten Gesichtspunkten. Es genügt vielen nicht nur eine Million Euro ihr Eigen zu nennen was per se (absolut) eigentlich positiv wäre. Aber die Geschichte sieht schon ganz anders aus, wenn sehr viele Menschen im persönlichen Umfeld ebenfalls eine Million Euro besäßen.
Mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May werden zwar offiziell die Weichen für den Brexit gestellt. Doch wie dieser konkret aussieht und inwieweit er überhaupt stattfindet, lässt sich heute noch nicht sagen. Schon aufgrund Jahre langer Trennungsverhandlungen mit der EU wird das Brexit-Thema zwischenzeitlich deutlich als Treiber für Eurosklerose verlieren.
Wer sich mit den Erkenntnissen der Verhaltensökonomik befasst, weiß, dass die meisten Menschen keine neutralen Analysten sind. Das gilt nicht nur für die Finanzmärkte, sondern auch für die Politik. So werden etwa bei wichtigen politischen Entscheidungen, wie etwa unlängst dem Brexit-Referendum, meist nicht Kosten oder Nutzen einer Entscheidung gegeneinander abgewogen.