Es hatte sich am späten Donnerstagabend bereits abgezeichnet - das trendbestätigende Pullback schien den Weg für weitere Kursgewinne zu bereiten. Und so wunderte es wenig, dass der DAX am Freitag erneut Gas gab und gen Norden marschierte. Mit dem Schlusskurs oberhalb der 12.800er-Marke brachte der deutsche Leitindex ein Wochenplus von 1,9% über die Ziellinie, und auch aus charttechnischer Sicht sind entscheidenden Hürden gefallen.
EZB-Präsident Mario Draghi steht vor einem großen Dilemma: Ausgerechnet jetzt, wo die lockere Geldpolitik eigentlich wieder zurückgefahren werden soll, droht der nächste Konjunkturabsturz. Werden Nullzinsen in Europa zum Dauerzustand?
Das Atomabkommen mit dem Iran, Angst vor Inflation und der steigende Ölpreis bleiben die zentralen Themen an der Börse. In der vergangenen Woche hat der US-Index S&P 500 an der wichtigen 200-Tage-Linie wieder nach oben gedreht. Sollten es sich die Investoren aber am Ende doch anders überlegen und diese Umkehr wieder in sich zusammenfallen, könnte es schnell ungemütlich nicht nur am amerikanischen Aktienmarkt werden.
Die US-Zinsen haben sich in der Vorwoche nur noch kaum geändert - der Goldpreis tendiert schwächer. Andererseits stieg Rohöl weiter und in seltener Eintracht mit ihm auch der US-Dollar - einer von beiden Titeln wird wohl bald seinen Trend wechseln.
In den USA erhält man für die Anlage in Staatsanleihen auf zwei Jahre jetzt mehr Zinsen als man Dividendenrendite im S&P 500 Index erwarten kann. 2,5 Prozent zahlt die US-Regierung den Anleihekäufern jetzt, vor einem halben Jahr waren es noch 1,5 Prozent. Dem gegenüber steht eine Dividendenrendite von 1,9 Prozent im S&P 500.
Nach dem satten Kursplus vom Vortag ging der deutsche Leitindex in eine Konsolidierung über, die - zusätzlich belastet von einer erneut schwachen Wall Street - bis auf das Tagestief bei 12.665 Punkten führte. Damit wurde die 200-Tage-Linie punktgenau auf den Prüfstand gestellt, und nachdem die Kurse im Anschluss wieder nach oben abfederten, dürfte dieser kurze Rücksetzer zunächst als trendbestätigendes Pullback gewertet werden.
Mit zwei Prozent Kursgewinn war zumindest der Start in den Mai mehr als gelungen und charttechnisch eine Art Befreiungsschlag aus der wochenlangen Lethargie. An welchen Marken können sich Trader und Anleger nun orientieren?
Auf ihrer Mai-Sitzung hat die US-Notenbank ihren Leitzins nicht erhöht. Aufgrund des zuletzt gestiegenen Preisdrucks formulierte sie ihre Inflationsrhetorik zwar etwas falkenhafter. Gleichzeitig jedoch hält sie sich mit einer durchschnittlichen Inflationsbetrachtung zinserhöhungspolitisch zurück: Wenn die Inflation in der Vergangenheit unter dem Zielwert von zwei Prozent gelegen hat, kann sie umgekehrt auch temporär darüber liegen.