Langjährige Börsenfreunde können sich noch an die Aufbruchsstimmung, die an den Aktienbörsen um die Jahrhundertwende herrschte, erinnern. Diese nutzte auch eine der Firmen, die im Schoß des Siemens-Konzerns groß wurde: nämlich Infineon. Unvergessen bleibt der Auftritt des damaligen Vorstandsvorsitzenden Ulrich Schuhmacher im Rennoverall und Sportwagen beim Börsengang in Frankfurt.
"Under Pressure" sangen einst David Bowie und Freddie Mercury, und unter Druck ist derzeit auch die Infineon-Aktie! Der gestern avisierte Zukauf des US-amerikanischen Konkurrenten Cypress Semiconductor wäre bei einem Preis von rund 9 Milliarden Euro der größte der Unternehmensgeschichte. Der Applaus bleibt bislang aber aus...
Konjunktursorgen und der chinesisch-amerikanische Handelsstreit haben derzeit die Infineon-Aktie voll im Griff. Die Konzentration auf einige Zukunftsmärkte und eine Übernahme könnten dem Münchner Halbleiterkonzern jedoch mittel- bis langfristig zum Erfolg verhelfen.
Infineon sind wieder da - seit dem Korrektur- bzw. bisherigen 2019er-Jahrestief bei 13,42 Euro Mitte Juni konnten die Papiere rund 20% aufsatteln! Was bei anderen Werten als veritable Rallye durchgehen würde, ist nach dem heftigen Ausverkauf bei Infineon zunächst erst einmal "nur" als Stabilisierung zu werten. Dabei hat die Aktie reichlich Potenzial nach oben, es gibt jedoch ein Aber...
Nach den deutlichen Kursverlusten in der Vorwoche und den anhaltenden Handelsstreitigkeiten sah es am heutigen Montag zunächst so aus, als sollte der DAX seinen Negativtrend fortsetzen. Allerdings konnte sich das wichtigste deutsche Börsenbarometer nach einem schwachen Auftakt wieder berappeln.
Zwischen April und Juni erhöhten sich die Umsätze bei Infineon um 2 Prozent auf 2,0 Mrd. Euro. Der Betriebsgewinn sank um 5 Prozent auf 317 Mio. Euro, womit sich die Gewinnmarge von 16,7 auf 15,7 verringerte.
So wirklich gute Erfahrungen mit Übernahmen in den USA haben deutsche Firmen zuletzt nicht gemacht. Das abschreckenste Beispiel lieferte Bayer mit dem milliardenschweren Monsanto-Deal, an dessen Folgen die Leverkusener auch heute noch schwer zu schlucken haben - ohne ein Ende des Schreckens erkenne zu können. Trotzdem gibt es immer wieder DAX-Unternehmen, die der Versuchung nicht wiederstehen können. Diesmal ist es Infineon.