Bis Dienstag sah eigentlich alles recht rosig aus. Als dann eine Reihe von Konjunkturdaten veröffentlich wurde, war Schluss mit lustig. Yellen dürfte die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben.
Die Weltkonjunktur läuft nur verhalten: Die Schwellenländer, allen voran China, befinden sich in der Phase der neuen Sachlichkeit. Die Konjunktur der Eurozone bleibt insgesamt gehemmt, weil Reform- und Wettbewerbsfähigkeit zu wünschen übrig lassen. Selbst die US-Industrie zeigt sich geschwächt. Dennoch betreibt die Fed Zinserhöhungsrhetorik.
Also gut in Szene setzen kann sich Polit-Europa unbedingt: Das Trio MHR (Merkel, Hollande, Renzi) traf sich kürzlich auf der italienischen Sonneninsel Ventotene, um nach Brexit und mit Blick auf Flüchtlingskrise und Terrorgefahr, aber auch Konjunktur- und Bankenkrise mit viel Schmackes einen Neustart der EU zu propagieren.
Ohne Zweifel ist die Lage an den Finanzmärkten nicht krisenbefreit. Allein die politischen Konflikte stellten normalerweise große Unsicherheitsrisiken dar. Dennoch sind die Beine der politischen Börse zunächst kurz.
Es war einmal der Europäische Stabilitätspakt. Heutzutage ist aus ihm längst die Romanische Schuldenunion geworden, die als „alternativlos“ gilt, um das politische Europa zu erhalten.
Die 20 weltwirtschaftlich Reichen und Schönen - die bedeutendsten Industrie- und Schwellenländer - haben sich kürzlich im chinesischen Hangzhou zu ihrem G20-Gipfel getroffen. Dieser Club repräsentiert 80 Prozent des globalen Bruttoinlandsprodukts und ist sozusagen die Champions League der Weltkonjunktur.
In einer immer globaleren Welt steht die amtierende US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen in einer großen Verantwortung. Natürlich geht es bei ihrer Geldpolitik um den eigenen amerikanischen Herd. Doch beeinflusst sie auch massiv das Backen kleiner und großer Brötchen in den für die Weltwirtschaft bedeutenden Schwellenländern.
Die Geldpolitik kümmert sich weiterhin um eine stabile Seitenlage an den Aktienmärkten: In den USA zerredet die US-Notenbank weitere Zinserhöhungen mit viel Verbalerotik immer mehr und in Europa scheint die EZB bereits über den nächsten geldpolitischen Tabubruch nachzudenken.
Die Börsen zeigen eine dicke Hornhaut gegenüber allen Arten von Krisen. Auch, dass das politisch, militärisch und wirtschaftlich große Britannien die heilige EU-Familie verlassen will, wird nicht als Freveltat betrachtet. Zugegeben, Großbritannien hatte innerhalb der Verwandtschaft immer die Rolle der bösen Schwiegermutter: Weihnachten und Ostern war sie immer da, doch jeder freute sich, wenn die Feiertage vorbei waren.
Der Brexit stellt ein nachhaltiges Unsicherheitsrisiko für den politischen sowie (finanz-)wirtschaftlichen Status der EU dar. Aber auch das Thema „Europäische Bankenkrise“ ist wieder in den Anlegerfokus geraten. Wie werden sich die neuen politischen, aber auch finanzwirtschaftlichen Krisen auf die einzelnen Anlageklassen auswirken? Und welche Rolle spielen Edelmetalle?
Die reine Kursentwicklung ist für den Börsenerfolg weniger wichtig als gemeinhin angenommen wird. Denn der Großteil der Performance kommt aus einer anderen Quelle...
An den Finanzmärkten scheinen die Folgen des Brexit kurzfristig zwar kaum Beachtung zu finden. In der deutschen Industrie bereiten sie jedoch durch Exporteintrübungen und eine drohende Reindustrialisierung und damit Wettbewerbsstärkung Großbritanniens bei gleichzeitiger Reformzurückhaltung Deutschlands durchaus Sorgen.
Die Bruderschaft der internationalen Geldpolitik hat seit der Immobilienkrise und in Europa nach der Finanzkrise alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die Finanzwelt vor dem Ruin zu bewahren. Auch die EZB hat mittlerweile den Leitzins abgeschafft. Und das Niederregnen von Zentralbankgeld, mit dem Mario Draghi Staatspapiere aufkauft, erinnert an tropische Wolkenbrüche.
Mit der neuen britischen Premierministerin Theresa May werden zwar offiziell die Weichen für den Brexit gestellt. Doch wie dieser konkret aussieht und inwieweit er überhaupt stattfindet, lässt sich heute noch nicht sagen. Schon aufgrund Jahre langer Trennungsverhandlungen mit der EU wird das Brexit-Thema zwischenzeitlich deutlich als Treiber für Eurosklerose verlieren.
Brüssel scheint ein Tummelplatz für politische Wendehälse zu sein. Erinnern Sie sich noch an die harte Rhetorik der EU-Verantwortlichen unmittelbar nach dem Brexit-Votum: „Out is out“, „Wir verlangen den zügigen Austrittsantrag der Briten“, „Kein Spielen auf Zeit“.