Das Thema ist voll en Vogue. Da sind die Marktvolumina gering, die Stimmung besch…eiden - und stets wird seit Wochen die Sau namens Brexit durch das Dorf gejagt. Die andere Sau „Grexit“ haben wir ja bereits auf dem Altar der internationalen Finanzmärkte geschlachtet - das Thema ist als Entschuldigung für den Markt durch. Komisch ist, dass es trotz des Austritts-Szenarios der Briten derzeit an den Börsen so richtig spannend werden könnte - und zwar nach oben.
Nach dem EU-Gipfel sonnte sich der britische Premierminister David Cameron im vermeintlichen Glanz der erzielten Beschlüsse: Er, der kleine David habe im Kampf gegen den großen Goliath EU einen epochalen Triumpf für Großbritannien errungen. Jetzt könnten die Briten freudestrahlend ja zur EU und nein zum Brexit sagen.
Die Welt steht am Abgrund! Und dabei möchte ich an dieser Stelle gar nicht politisch werden und deshalb auch kein einziges Wort über Donald Trump und dessen mögliche Präsidentschaftskandidatur verlieren. Nein, reden wir heute ruhig einmal ausschließlich über die Börsen-Welt.
Europa steckt tief in der Krise, zunächst wirtschaftlich. Das seit dem Vertrag von Lissabon 2007 erzählte Märchen, wonach die EU die wachstumsstärkste Region der Welt werde, hat bislang kein Happy End gefunden. Die Eurozone stagniert vielmehr. „Hochkonjunktur“ gibt es nur bei Arbeitslosigkeit und Staatsverschuldung.
Dem EU-Gipfel wurden epochale Attribute attestiert. Ja, er war epochal, weil er der gesamten Welt vorgeführt hat, wie wenig Europa funktioniert. Da wäre zunächst einmal die Frage des Brexit. David Cameron hat sich in die hoch emotionale Idee vergaloppiert, ein Referendum der Briten über den Verbleib in der EU abzuhalten.
Seit 2008 hat die internationale Geldpolitik alle Finanz-, Banken- und Staatsschuldenkrisen durch Leitzinssenkungen und Liquiditätsorgien regelrecht eingeschüchtert. Und auch bei der Konjunktur kommt ihr eine tragende Rolle zu: Billiges und viel Geld soll ihr auf die Sprünge helfen.
China bleibt die tragische Figur der Weltkonjunktur. Die Stimmung im Verarbeitenden Gewerbe liegt laut offiziellem Einkaufsmanagerindex weiter - wenn auch nur knapp - unter der Expansion anzeigenden Schwelle von 50. Der früher so robuste Export hat deutlich an Kraft eingebüßt und bewegt sich seit 2012 nur noch in einem volatilen Seitwärtstrend. Daneben zeugen auch die im Trend schwachen Importe von einem gehemmten Binnenmarkt.
Bevor am Donnerstag die Europäische Zentralbank darüber entscheiden wird, in welchem Ausmaß sie die hohen Markterwartungen erfüllen will, bringt sich der Deutsche Aktienindex auf ebenso hohem Niveau in Stellung. Gestützt wird er dabei heute auch durch freundliche Vorgaben aus Asien, wo man sich unbeeindruckt von schwachen Einkaufsmanagerindizes des verarbeitenden Gewerbes in China zeigt.