Es mutet fast schon befremdlich an. Die Liebe der Deutschen zu ihrem Sparbuch. Die Anleger schätzen den Sicherheitsfaktor und in der Vergangenheit war es zudem durchaus einträglich, das Ersparte auf dem Konto einfach liegen zu lassen. Diese Zeiten sind vorbei.
Egal, wohin der sorgenvolle Blick sich derzeit wendet, es gibt kein Entrinnen! Die Krisenherde in Politik und Wirtschaft sind mittlerweile so ausgeprägt, dass selbst die optimistischste Frohnatur nicht umhin kommt festzustellen: Wir haben ein Problem!
Volkswirtschaftlich sind die Argumente für Zinserhöhungen in den USA rar gesät. Neben einem ohnehin schwächeren weltkonjunkturellen Umfeld leidet Amerika zusätzlich unter dem starken, exportschädlichen US-Dollar: Mit 46,5 liegt der Subindikator für Exportaufträge des Einkaufsmanagerindex ISM klar unterhalb der Expansionsschwelle von 50. Auch die Lage am von der Fed vielbeachteten US-Arbeitsmarkt ist weniger robust als allgemein angenommen.
Der Kursrückgang der vergangenen Wochen wird teilweise bereits als Börsencrash bezeichnet. Mit Blick auf die Entwicklung unseres Value-Trading-Depots, das im laufenden Börsenjahr immer noch mit mehr als 20 Prozent im Plus liegt, können wir nur sagen: Eine feine Performance nach einem Crash.
Wann die Zinsen nun steigen oder nicht steigen werden, ist nicht das Problem. Was die Wall Street paralysiert ist dagegen die Diskussion, wann es soweit sein wird. In der Zwischenzeit wird jeder ach so unwichtige Wirtschaftsindikator auf die Waagschale der Daytrader gelegt - und das nicht nur in den USA - sondern global.
Die üppige Geldpolitik ist schon längst nicht mehr nur auf die „verwahrloste“ westliche Industriewelt und Japan begrenzt. Auch China muss mittlerweile auf die Illusion des unbegrenzten Geldes zurückgreifen, um irgendwie real- und finanzwirtschaftlich Land zu gewinnen. Geldpolitisch berauscht sollen sich die Investoren weltweit fühlen wie im berühmten französischen Chanson „ La vie en rose“.
Der Gebert-Börsenindikator liefert kontinuierlich gute Ergebnisse. Die heftigen Abwärtsbewegungen der Jahre 1998, 2001, 2002, 2008 und 2011 wurden mit rechtzeitigen Verkaufssignalen vermieden. Bis auf einen kleineren Rückschlag zu Beginn des Jahres 2002 und einem zu frühen Ausstieg im Mai 2006 erfasst der Indikator die Bewegungen an den Börsen nahezu mustergültig. Der Indikator schlägt den DAX um Längen. Und dies nicht nur seit Beginn der „Live-Phase“ im Jahr 1996, sondern auch im Backtesting bis zurück in die 1960er Jahre.
An den Börsen hat sich die Lage inzwischen wieder etwas beruhigt, die meisten Indizes sind in eine Seitwärtsbewegung übergegangen. Es herrscht also Nachdenkpause, und das gibt uns die Gelegenheit, die aktuelle Situation zu reflektieren. Auslöser der Turbulenzen war China, und von dort kommen erst einmal ermutigende Impulse.
So viele gute Nachrichten auf einmal, da konnten die Kurse gar nicht anders, als in die Höhe zu schnellen. Den höchsten Sprung vollführte dabei der japanische Leitindex Nikkei. Der hüpfte am frühen Mittwochmorgen nämlich mal eben um knapp 8 Prozent nach oben und realisierte so den größten Tagesgewinn seit ziemlich genau 8 Jahren. Vom neuen fernöstlichen Optimismus beflügelt, packten auch DAX & Co die Steigeisen aus und kletterten erst einmal aufwärts.
Wer bereits fest dazu entschlossen ist, sein Vermögen an der Börse zu vermehren, wird schnell zu einer wichtigen Fragestellung vorstoßen. Nach welcher Strategie gehe ich vor? Wie lege ich mein Geld an? Denn immer nur der Nase nach, immer nur im Vertrauen auf Gefühl und Instinkt wird das auf Dauer wohl nichts mit dem Erfolg werden.
Der deutsche Aktienmarkt hat in den letzten Wochen viel mitgemacht. Die China-Krise trieb den DAX zeitweise unter die 10.000er Marke. Doch vom ganz großen Pessimissmus sind wir inzwischen wieder entfernt. Bleibt die Frage, wie lange das anhält. Ist nach dem Sturm nicht auch vor dem Sturm?