Der Donnerstag war - wie schon in der Vorwoche - kein guter Tag für die Bullen. Für den DAX wurde es charttechnisch zum zweiten Mal nach dem vergangenen Freitag ganz schön eng - im Tief schmierten die Blue Chips auf 12.316 Zähler ab, und von dort aus kann man die obere Kante des offenen 250-Punkte-Gaps bei 12.289 Punkten bereits mit bloßem Auge erkennen.
Zwischen Genie und Wahnsinn liegt bekanntlich manchmal ein nur schmaler Grat. Das gilt offenbar aber auch für die beiden Begriffe Rallye und Crash, denn - so war es in dieser Handelswoche jedenfalls zu beobachten - hier war es ebenfalls nur eine Handbreit, die das eine vom anderen trennte.
Beinahe stand zu befürchten, dass der Market Mover in dieser Woche zum ersten Mal in seiner Historie ausfallen würde, denn an den Märkten tat sich lange - nichts! Zumindest nichts, worüber es zu berichten gelohnt hätte.
Ja, es ist wahr - der Mai macht alles neu! Zumindest macht er neue Allzeithochs, und zwar im DAX. Da nämlich ist in schöner Regelmäßigkeit seit Dienstag an jedem Handelstag ein neues Rekordhoch gefallen. Und ganz nebenbei auch noch der einzige Widerstand, der sich dem deutschen Leitindex auf seinem Weg zur 13.000er-Marke noch in den Weg hätte stellen können.
Pünktlich zur neuen Saison geht auch an der Börse die 2017er Frühjahr/Sommer-Kollektion an den Start. Dabei scheint eine Farbe in diesem Jahr besonders „trendy“ zu sein, wie das auf neudeutsch so schön heißt, und das ist die Signalfarbe Rot.
Es waren vor allem der Dienstag und der Donnerstag, die den Anlegern die Tränen in die Augen trieben. Die nun angestoßene DAX-Korrektur könnte sich jetzt noch ein gutes Stück ausweiten, denn aus technischer Sicht wartet nun schon das offene 250-Punkte-Gap aus dem April darauf, endlich geschlossen zu werden.
Die vergangene Handelswoche war zwar feiertagsbedingt einen Tag kürzer als sonst, dafür bot jedoch insbesondere der Donnerstag Bewegungspotenzial für drei. Der DAX kletterte zurück über die 12.700er-Marke und sorgte damit für einen Lichtstrahl am Ende des charttechnischen Tunnels.
Gleich am Montag sprang der DAX auf ein Allzeithoch, das er am Dienstag nach oben verschob und damit gleich das inoffizielle Top vom vorvergangenen Freitag kassierte. Per Schlusskurs gelang es jedoch nicht, über diesen Widerstandsbereich zu marschieren. Gut, das hätte man auch als typisches „Luft holen“ vor dem Angriff auf die 13.000er-Hürde interpretieren können. Dann kam jedoch der Mittwoch…
Es war schon ziemlich beeindruckend, mit welcher Dynamik der DAX am Montag nach oben schoss. 400 Punkte-Satz an einem Tag, riesengroße Kurslücke im Chart, neue Allzeithochs. Nur kurz zur Erinnerung - gefeiert wurde hier ein bis dato eher unbekannter junger Mann, der in gut einer Woche vermutlich zum neuen Staatspräsidenten Frankreichs gewählt werden wird.
Kennen Sie das auch? Dieses merkwürdige Phänomen, dass immer dann, wenn man sich anerkennend (oder vergleichbar positiv) über etwas geäußert hat, anschließend das Gegenteil davon eintritt? So zumindest kommt es mir in dieser Handelswoche vor...
Am Dienstag kletterten erst der DAX, und später auch der Dow Jones auf neue Rekordstände. Ziemlich bald nach diesen Höhepunkten kippte jedoch die Stimmung infolge eines kleinen Ölpreisproblems. Die Verluste blieben dabei hüben wie drüben des Großen Teiches doch eher überschaubar, weshalb es immer noch verfrüht erscheint, schon jetzt das Ende der Rallye bzw. den Anfang der Korrektur auszurufen.
Nachdem der DAX im Tief kurzzeitig erneut unter die 12.600er-Marke abtauchte (diesmal sogar auf Schlusskursbasis, was zwischenzeitlich sogar Alarmstufe Gelb auslöste), drehten die Kurse zur Wochenmitte wieder nach oben ab, beendeten damit (wie oben erwähnt) den Mai im Plus und starteten mit einem ebensolchen in den Juni.
Mit dem größten Tagesverlust seit dem 18. April rutschte der Index wieder an die 12.700er-Marke zurück. Die konnte per Schlusskurs zwar verteidigt werden, dennoch mehren sich die Anzeichen, dass es nun doch zu einer ersten Konsolidierung kommen könnte.
Ist das nicht ganz wunderbar, dass es in diesen Zeiten der Konfusion und Unsicherheit noch Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann? Nehmen wir zum Beispiel die gute, alte Börsenweisheit von den politischen Börsen, die kurze Beine haben. Denn was wir da im Augenblick an den Märkten beobachten können, trifft exakt auf dieses Bonmot zu.
Mit dem Schlusskurs vom Mittwoch bei 12.203 Zählern ist der deutsche Leitindex quasi per Punktlandung in die Spitze der markanten Keilformation zurückgesprungen. Die in der Vorwoche noch durch den Rutsch nach unten generierten Verkaufssignale wurden dadurch ebenso obsolet wie die Frage, ob sich die Trump-Rallye nach der misslungenen Abstimmung zu Obamacare nun eventuell erschöpft haben könnte!