Die Aussichten für die Aktienmärkte sind auf den ersten Blick nicht schlecht: US-Präsidentschaftswahljahre erwiesen sich historisch als gute Aktienjahre. Die transpazifischen und -atlantischen Handelskriege werden sich ein gutes Stück weit befrieden. Daneben werden die Notenbanken ein wohlwollender Begleiter für Konjunktur und Aktienmärkte sein. Auf den zweiten Blick bleiben irritierende Trump-Tweets jedoch so sicher wie das Amen in der Kirche.
Bislang finden Stimmungsaufhellungen in der Weltkonjunktur bei Rohstoffen keinen besonderen Niederschlag. Selbst das bis Ende September so robuste Gold verlor angesichts zaghafter Entspannungstendenzen an der globalen Krisenfront zuletzt an Schwung. Jedoch bleibt das Edelmetall angesichts der weltweiten Systemrisiken und ausbleibender Verzinsung ein bedeutender sachkapitalistischer Vermögensbaustein.
Trotz langer Verhandlungen ist bislang kein weißer Rauch im transpazifischen Handelsstreit aufgestiegen. Dennoch, von Enttäuschung an den Finanzmärkten ist wenig bis nichts zu spüren. Im Gegenteil, so mancher Aktienindex befindet sich auf Rekordhoch. An der Börse wird grundsätzlich über den Tellerrand der Aktualität geschaut. Und da scheint man blühende Landschaften zu erahnen.
Für Europa ist die Welt in Unordnung geraten. Die USA lassen uns links liegen. Auch von rechts, aus Asien kommt Ungemach. Ohne Scham zieht Peking Deutschland den industriellen Boden unter den Füßen weg.
Das (Börsen-)Jahr neigt sich dem Ende zu und Resümees werden bereits gezogen. Was war wohl das Börsen-Wort 2019? Die üblichen Verdächtigen wie Nullzinsen oder Kapitalismus ohne Zins haben sich längst abgenutzt. „Brexit-Chaos“ war auch ein heißer Kandidat, aber der Gewinner ist ein anderer Begriff.
Früher brauchten Länder mit Handels- oder Haushaltsdefiziten Auslandskapital ähnlich dringend wie ein Vampir Blut, um weiter über ihre Verhältnisse zu leben. Dieses Geschäftsmodell betrieb jahrzehntelang Amerika, das seinen Gläubigern, aber auch sich selbst damit eine Win Win-Situation bot.