Gerade einige Wochen ist es her, dass die Angst vor einem Crash erneut die wichtigen globalen Aktienbörsen befiel. Gerade während der ersten beiden Monate dieses Jahres hatten Crash-Propheten einmal mehr Hochkonjunktur. Weltuntergangsszenarien schienen sich mancherorts wieder ausgesprochener Beliebtheit zu erfreuen.
Der Gebert-Börsenindikator liefert kontinuierlich gute Ergebnisse. Die heftigen Abwärtsbewegungen der Jahre 1998, 2001, 2002, 2008 und 2011 wurden mit rechtzeitigen Verkaufssignalen vermieden. Bis auf einen kleineren Rückschlag zu Beginn des Jahres 2002 und einem zu frühen Ausstieg im Mai 2006 erfasst der Indikator die Bewegungen an den Börsen nahezu mustergültig. Der Indikator schlägt den DAX um Längen. Und dies nicht nur seit Beginn der „Live-Phase“ im Jahr 1996, sondern auch im Backtesting bis zurück in die 1960er Jahre.
Der sich im Trend eintrübende Einkaufsmanagerindex für das weltweite Verarbeitende Gewerbe deutet mit einem Wert von aktuell 51 keine markante Konjunkturbeschleunigung an. Im Einklang dazu setzen auch die konjunkturreagiblen Energie- und Industrierohstoffe nach einer kurzen Gegenbewegung zu Jahresbeginn ihre Schwächephase fort.
Die Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft werden getrimmt. So stellt das ifo Institut eine spürbare Abkühlung fest. Setzt man die ermittelte Einschätzung der globalen Geschäftslage und -erwartungen für das IV. Quartal 2015 zueinander in Beziehung, befindet sich die Weltkonjunktur vor allem aufgrund der eingetrübten Erwartungen in der Rezession.
Im 16. Jahrhundert glaubten „Goldmacher“ und ihre vor allem adeligen Auftraggeber tatsächlich, man könne aus Billigmetallen durch Alchemie Gold herstellen. Trotz eines immensen Aufwands und viel Geld der nicht ganz selbstlosen Gönner waren diese Versuche bis heute leider erfolglos.
Der Donnerstag und Freitag brachte extreme Bewegungen an den Aktienmärkten. Der eine oder andere vermutet einen externen Eingriff („Manipulation“). Ein Übergang von einer extrem engen Ruhephase zu einer Trendphase kann nicht stattfinden, ohne dass gehobelt wird und Späne fallen. Die Tür ist in solchen Situationen zu eng. Alles will gleichzeitig hindurch. Jeder Fonds-Manager hat gesehen, in welche Richtung es ging. Raus oder Absicherungen aufbauen war das Gebot der Stunde. Martin Armstrong hatte einen Crash für den 1. Oktober auf der Rechnung. Der Markt präsentiert ihn uns sechs Wochen früher.
Im griechischen Verhandlungspoker kann ich nichts Verwerfliches darin erkennen, dass die deutsche Seite einen Grexit auf Zeit ins Spiel brachte. Klappern gehört zum Verhandlungs-Handwerk. Auch privat feilscht man bis zum Schluss, etwa beim Kauf eines Hauses oder Gebrauchtwagens. Hat die griechische Seite und ihre Unterstützter etwa nicht gepokert? Gleiches Recht für alle! Was wäre denn die Alternative gewesen? Einfach um des lieben eurozonalen Friedens willen den Mund halten, klein beigeben und lediglich auf der Basis einer noch nicht vom griechischen Parlament verabschiedeten Reformliste milliardenschwere Hilfsgelder auszahlen? Den Fehler hat man schon einmal gemacht.
Im Frühjahr sprach man an den Finanzmärkten von der Wiedergeburt der Inflation, auch, weil sich die Konjunkturperspektiven ausgerechnet im früheren Krisengebiet der Eurozone festigten. Amerika und Asien galten ohnehin als wirtschaftliche Selbstläufer. Ja, die Deflation schien besiegt zu sein. Schon wurden neben den USA selbst in der Eurozone Stimmen laut, der Anfang vom Ende der geldpolitischen Happy Hour könnte kurz bevorstehen.
Erinnern Sie sich noch an die Anfänge des Europäischen Gemeinschaftswerks? Die Zustimmung zur Wiedervereinigung machte unser linksrheinischer Nachbar damals davon abhängig, dass in Europa eine gemeinsame Währung geschaffen wird. Nicht zuletzt erhoffte sich Frankreich davon die gleichen günstigen Renditen für Staatsschulden wie Deutschland, um seinen damals schon schuldengeplagten Staatshaushalt zu sanieren und seine Wirtschaft zu stimulieren. Hinzu kam, dass Frankreich von Beginn an eine große Währungsunion haben wollte.