Aufgrund des freien Falls der europäischen Konjunktur - siehe u.a. ifo Index - und einer schwachen Inflationsentwicklung bereitet die EZB die Finanzmärkte auf weitere Lockerungen vor. Hinterrücks spielt ebenso die Schuldenproblematik einzelner Euro-Staaten eine bedeutende Rolle, die mit weiterhin viel Liquidität und günstigsten Kreditzinsen beherrschbar bleiben soll.
Der US-Dollar notiert 13 Prozent über seinem langfristigen Durchschnitt. Das ist Donald Trump deutlich zu viel...
Auf ihrer Juni-Sitzung lässt die Fed ihren Leitzins noch unverändert. Doch hat sie der eskalierende Handelskonflikt zwischen Amerika und China bereits veranlasst, ihre Inflationsprognosen zu senken. Damit ist die erste amerikanische Zinssenkung nur noch eine Frage der Zeit. Taubenhaft zeigt sich ebenso die EZB.
Wachsende Konjunktursorgen zwingen die EZB, ihre Wachstumsprognosen zu kappen. Folgerichtig verlängert sie ihr Versprechen unveränderter Leitzinsen und stellt nun frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2020 Zinserhöhungen in Aussicht, wenn überhaupt. Gleichzeitig hat die US-Notenbank die Wende der Zinswende eingeleitet. Der konjunkturellen Not gehorchend bleibt eine lockere Geldpolitik der ständige Begleiter an den weltweiten Finanzmärkten.
Die in Deutschland feiertagsbedingt verkürzte Handelswoche steht vor allem unter dem Eindruck der Europawahl vom Wochenende.
Brüssel ist die sauberste Stadt der Welt. Dort wäscht eine Hand die andere. Es wird so gekungelt, dass der „Kölsche Klüngel“ im Vergleich ein Waisenkind ist. So muss Berlin für die Besetzung des höchsten EU-Amts mit einer Deutschen einen hohen (Stabilitäts-)Preis zahlen. Als Gegenleistung wird die Französin Christine Lagarde Nachfolgerin von Mario Draghi im Amt des EZB-Präsidenten.
Die Aktienmärkte gehen zwiespältig in die zweite Jahreshälfte. Es kämpft die Fundamentalbaisse gegen die Liquiditätshausse. Konkret treffen der Handelskonflikt und eine geostrategisch schwierige Gemengelage auf eine noch freizügigere Geldpolitik.
Deflation bedeutet einen anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Güter und Dienstleistungen. Wenn Unternehmen und Konsumenten ihre Portemonnaies zunageln, weil es morgen noch billiger wird, ist das Tor für Wirtschaftskrisen und soziale Probleme weit geöffnet.
Geopolitisch laufen immer weniger Heimatfilme, aber immer mehr Thriller. So betreibt nach den USA jetzt auch China Neandertaler-Diplomatie. Mit baldiger Friedensnobelpreis-verdächtiger Konfliktbeilegung ist nicht zu rechnen, da u.a. ein erneut antretender Donald Trump bis zur Präsidentschaftswahl im November 2020 ein Interesse daran hat, das Feindbild China weiter zu bedienen.
Die weitere Eskalation im US-chinesischen Handelskonflikt bleibt nicht ohne Folgen für Weltkonjunktur und Exportländer. Je länger die handelspolitische Verunsicherung anhält, umso nachhaltiger wird sich die internationale Investitions- und Konsumzurückhaltung zeigen. Während diese Fundamentalschwäche Aktien belastet, sorgt die lockere Geldpolitik für Unterstützung.
Zum Wochenstart konnten nur europäische und US-Aktienindizes leichte Gewinne erzielen. Die Schätzungen einiger Juli-Einkaufsmanagerindizes am Mittwoch könnten - u.a. für Deutschland, die Eurozone und die USA - deutlichere Impulse bringen, wobei der neueste ifo-Geschäftsklimaindex, für die konjunkturelle Entwicklung in Deutschland, die meiste Beachtung finden wird.
Die Welt ist handelskriegerischer geworden und die „Kriegsschäden“ bleiben nicht aus. Überall schmelzen die Wachstumsprognosen wie Vanilleeis in der Sommerhitze. Besonders tiefe Wunden reißt Trumps Handels-Feldzug bei asiatischen und europäischen Exportnationen.
Damit Euro-Staaten ihren Zins- und Tilgungsdienst problemlos fortsetzen können, setzt die EZB weiter alle Zins- und Liquiditätshebel in Bewegung. Doch der Preis ihrer guten Tat ist hoch. Ein Happy End wie im Märchen gibt es nicht, im Gegenteil...
Bei der Europawahl haben EU-skeptische Parteien weniger zugelegt als befürchtet. Für Entspannung haben Politiker aber keinen Grund. Europa hat nur eine Schlacht gewonnen, nicht den Krieg. So etwas nennt man Pyrrhus-Sieg. Denn die Wahlergebnisse in den großen EU- und Euro-Ländern Frankreich und Italien zeigen, dass die europäische Idee vielfach auf dem Rückzug ist.
Der alte (militärisch) Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion ist tot. Es lebe der neue Kalte (Handels-)Krieg zwischen Amerika und China um die Weltherrschaft. Und wenn zwei sich streiten, kann sich dann der Dritte, Europa, freuen?